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Sieger der Herzen

Wenn es einen Auftritt gibt, der noch lange im Gedächtnis haften bleiben wird, dann ist es der von Môrre. Der sensible junge Mann verzauberte das „local heroes“-Publikum mit einer märchenhaft-mystischen Szenerie und Texten, die sprichwörtlich unter die Haut gingen. Auch bei seinem Coach David Pfeffer sorgte der Nachwuchsmusiker für Begeisterung. Dem Fachmann zufolge sei Môrre eine absolute Bereicherung, die einem solchen Contest extrem gut stehe...

„Mein Anspruch ist ganz klar Popmusik zu machen. Sprich Musik, die möglichst große Teile der Gesellschaft anspricht“, so Môrre, der Salzwedel mit seinem „Piano-Pop“ begeisterte. (Foto: Malte Schmidt)

Rückblick: „Die Überraschung des Abends lieferte der Jüngste des Abends, Singer/Songwriter und Geburtstagskind Moritz Schanz. Er überzeugte Jury und Fan-Gemeinde und tritt unter seinem Künstlernamen 'Môrre' nun als Bundeslandvertreter des nationalen Wettbewerbs an“, so das Fazit anlässlich des „local heroes“-Landesfinales Sachsen-Anhalt Ende September. In Magdeburg setzte sich der „Liebhaber ruhiger Töne“ gegen fünf Konkurrenten durch. Und das eindrucksvoll: „Môrre hat uns überrascht. Er schaffte es das Publikum in der Feuerwache zu fesseln und zur Ruhe zu bringen und gleichzeitig auf den Punkt zu spielen. Handwerklich und im Gesamteindruck hat er uns eindeutig überzeugt, mit diesem Potential wird er auch im Bundesfinale am 07.11.2015 in Salzwedel sehr gute Platzierungen belegen können“, prognostizierte damals Jury-Sprecher Torsten Kieling (MDR Sputnik).

Nun stand für Môrre also das große Bundesfinale im Kulturhaus in Salzwedel an. Dort ging er am 7. November mit der Startnummer zehn ins Rennen.

(Foto: Malte Schmidt)

Der überragende Eindruck aus dem Landesfinale setzte sich am Ende auch in Salzwedel fort. Môrre, der hier als einziger Singer-Songwriter antrat, hatte die Zeit bis zum Bundesfinale gut genutzt. Jubelnd wurde der junge Mann empfangen, der sich dem Publikum zunächst nicht offenbarte. Einzig eingespielte Zitate, die auf den „mutigen“ Auftritt in der Feuerwache zurückblickten, ließen erahnen, was da kommen mag. Noch während der ersten Takte blieb er versteckt hinter einem großen weißen Tuch und entführte die Anwesenden so eine ganz persönliche „Blind Audition“. Plötzlich fanden sie sich wieder in einem völlig intimen Raum, den Môrre einzig mit seiner Stimme und den Klängen seines Klaviers einzunehmen vermochte. Gekommen war er elegant. Weißes Hemd, glitzernde Fliege und eine schillernde Maske, die einen letzten Rest Mysterium übrig ließ. Doch auch so kaufte man ihm jede Zeile ab. Hing an seiner dennoch deutlich sichtbaren Mimik und lauschte, was da noch kommen mochte. Mit Inbrunst sang der 20-Jährige: „Die Bühne ist phänomenal. Alles so schön bunt hier.“ Ein Gefühl, das bei seinem Publikum in jede Faser drang.

Auch Coach David Pfeffer ist überzeugt von seinem Talent. „Das ist eine Facette der Musik, die immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Für mich ist sie aus dem Musikmarkt in Deutschland nicht wegzudenken“, so Pfeffer, der Môrre bereits im Landesfinale gesehen hatte. „Er ist extravagant und bringt eine ganz ganz andere Farbe mit.“ Etwas anders zu machen, bedeute sehr viel Mut aufzubringen. Eine Leistung, die auch noch einmal vor dem Hintergrund seines noch jungen Alters gesehen werden muss. „Das muss man sich trauen und muss vor allem sehr überzeugt von dem sein, was man tut. Das ist er.“ Pfeffer zufolge sei Môrre eine absolute Bereicherung, die einem solchen Contest extrem gut stehe. Er wünscht sich, dass es in Zukunft noch viel mehr Facetten gebe. „Rock ist nicht alles, was es auf der Welt gibt!“ Sein Fazit: „Das, was er heute gemacht hat, war sehr gut, sehr stimmig, sehr überlegt. Er hat den Willen, für das Publikum die möglichst beste Show zu liefern. Das ist eine Eigenschaft, die nicht jeder Künstler mitbringt. Ich glaube, wenn er dran bleibt, wir er seinen Platz in der Welt finden.“ Môrre könne sich jedenfalls, wie alle anderen auch immer bei ihm melden.

(Foto: Aktion Musik // Local Heroes e.V.)

Der junge Mann wurde im Vorfeld übrigens auch vom MDR begleitet. Das Ergebnis ist in den kommenden Tagen noch in der Mediathek „MDR Sachsen-Anhalt heute“ (Sendung vom 7. November) zu bewundern.

„Ich habe einen Traum. Einen Traum von Musik. Von meiner Musik. Auf einem Album oder einer großen Bühne. Mit vielen Menschen, die mitsingen. Das wäre schön“, stellt sich der junge Mann bereits im Vorfeld des Bundesfinales selbst vor. Klavierspielen, singen und Lieder schreiben, das könne er zwar noch nicht wirklich gut. „Aber vielleicht muss ich das auch gar nicht“, sagt er bescheiden. Immerhin, der junge Mann ist erst seit einem halben Jahr auf den Brettern, die die Welt bedeuten, aktiv. „Im Sommer habe ich viel an meiner Gesundheit, der Stimme und den Liedern gearbeitet und jetzt stehe ich plötzlich im Bundesfinale. Zwei Wochen vor meiner Qualifikation hierzu kannte mich praktisch noch niemand. Nicht einmal die meisten meiner Freunde wussten darüber Bescheid, dass ich Solo-Musik mache“, kann er es eigentlich noch immer nicht glauben.

Die Finalisten hatten im Rahmen des Bundesfinales nicht nur Gelegenheit, sich auf der großen Bühne zu präsentieren. Geladen wurden sie auch von Howie Yagaloo in dessen "Wohnzimmer". (Foto: Dani Red)

Entsprechend sei auch das Landesfinale Sachsen Anhalt bis zum 7. November der absolute Höhepunkt in seiner Karriere als Môrre gewesen. „Ich bin nur in Unterhose auf die Bühne gegangen, wie man in diversen Artikel auf meiner Facebook-Seite nachlesen kann. Damit wollte ich den Zuschauern zeigen, wie nackt ich mich in meiner Musik vor ihnen mache. Als Künstler stand ich da voll hinter, aber schwer war gerade der Moment bevor ich auf die Bühne kam schon. Der schwerste Moment in meiner Musikerkarriere“, erinnert er sich zurück.

Obschon erst wenige Monate dabei, ist der junge Musiker reflektiert bis in die Haarspitzen. „Harmonisch sind meine Lieder unter großem Einfluss der Klassik (1750-1810) bzw. frühen Romantik entstanden (1810- ca. 1850). Neuerdings verarbeite ich auch gern Elemente aus dem Jazz“, klärt er auf. „Ich versuche, wie es längst modern ist, einen Klangteppich zu schaffen und lege somit weniger Wert auf Melodie und Rhythmus außerhalb des Gesangs.“ In puncto Arrangement halte er sich „straight“ an die Regeln eines typischerweise unter Pop verstandenen Schemas. „Mir ist es wichtig, Gefühle zeigen und verstehen zu können, um sie zu beeinflussen. Diesem Ansatz folge ich auch ganz klar in Text und Musik“, sagt Moritz, dem es nicht um politische oder persönliche Botschaften geht. „Ich lasse die Musik tatsächlich fließen.“

Ungewöhnliche Kulisse: In der hauseigenen local heroes-Badewanne macht das Fotoshooting sichtlich Spaß. (Foto: Dani Red)

„local heroes“ empfindet er als Riesenmöglichkeit und Förderung. „Es macht mich glücklich, dass sich Menschen hier mit meiner Musik auseinandersetzen, obwohl ich überhaupt nicht bekannt bin! (…) Da sind viele großartige Musiker dabei. Ich bin dankbar, dass es diese Plattform gibt und sehr, sehr stolz, dabei zu sein.“ Entsprechend ernst nimmt der junge Mann den Wettbewerb. So habe er im Vorfeld intensiv mit seiner Gesangslehrerin gearbeitet und Schauspielunterricht genommen, „um ein möglichst perfektes Programm auf die Bühne zu bringen“.

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