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„Der Bass hatte ordentlich Eier!“

Diese Jungs gaben Salzwedel ordentlich was auf die Ohren. So und nicht anders könnte das augenzwinkernde Fazit zur Darbietung von „Bonez“ im Rahmen des Bundesfinales 2015 lauten. Simon und seine Crew schindeten jedenfalls mächtig Eindruck – und das nicht nur optisch. Ihrer Prämisse, Gefühl und Spaß von der Bühne ins Publikum zu transportieren, erfüllten sie mit Bravour...

„Am Ende ist auch das local heroes-Finale ein besonders schöner Punkt auf der stetig wachsenden Gigliste“, sagen Bonez. (Foto: Aktion Musik // Local Heroes e.V.)

Kaum das NRW-Landesfinale gewonnen, ging es für Bonez aus Wuppertal direkt auf die große Bühne im Kulturhaus von Salzwedel. Erst am 3. Oktober setzten sie sich im Club in der Glashütte in Köln-Porz gegen ihre musikalischen Mitstreiter durch. Und das eindrucksvoll: „Sänger Simon schaffte es innerhalb kürzester Zeit das Publikum mit seinen Texten und mittels 'Telekinese' zu infiltrieren und ihres Willens zu berauben, bis sich alle wie 'Handpuppen' bewegten“, so das Rockforum Muchstock in seinem Nachbericht.

Die Jury attestierte den Vieren ein „überragendes und stimmiges Gesamtkonzept, Originalität und eine (...) hervorragende Bühnenpräsenz“. Nun stand für Bonez also das große Bundesfinale an. Dort gingen sie am 7. November mit der Startnummer elf ins Rennen.

(Foto: Aktion Musik // Local Heroes e.V.)

Nicht wenige dürften sich beim Blick auf den Bassisten der Crew an Wes Borland, den Gitarristen von „Limp Bizkit“ erinnert gefühlt haben. Doch nicht nur fürs Auge, auch für das Gehör wurde jede Menge geboten. New Metal vom Feinsten war zu später Stunde angesagt, ein Mix aus HipHop und Metal, den Sänger Simon mit seiner krass tiefen Stimme nach vorne brachte. Shouten und Sprechgesang wechselten rasant, ebenso wie sein Wechsel zwischen Synthie und Gesang. „Der Bass hatte ordentlich Eier!“, so die einhellige Meinung in den Publikumsreihen. Diese Mischung aus Synthie, Bass und Gitarre hat einen richtig druckvollen Sound hochgefahren.

Bereits seit 2011 machen sie als Bonez gemeinsam Musik. Doch alle Mitglieder seien bereits unterschiedlich lange, in unterschiedlichsten Formationen und in unterschiedlichsten Genres unterwegs, was ihrer Meinung nach ein großer Vorteil sei. Danach gefragt, was für sie die bislang größte Herausforderung als Band gewesen sei, sprudelt es nur so aus ihnen heraus. „Das interessanteste Konzert war der Auftritt auf dem RELOAD Festival, finanziell haben die Produktionen unserer beiden Alben uns sehr gefordert, wir haben zwei Mal 50 Mann in einen Fanbus überreden können, wir haben viele Videos gedreht. Alles anstrengend, teuer und aufwändig, aber wenn es nicht so verflucht viel Spaß machen würde, würden wir es nicht tun“, fassen sie zusammen. Die “größte Herausforderung” als Band bestehe jedoch darin, sich zwischen Arbeitsalltag, privatem Stress und Bandarbeit nicht unterkriegen zu lassen. Dieses Quartett ist sich vollends bewusst: „Eine Band ist kein Hau-Ruck Projekt, sondern Kondition - Man darf an keinem Tag vergessen, warum man Musik macht.“

(Foto: Aktion Musik // Local Heroes e.V.)

Bonez sind gerade heraus. Das gilt auch für die eigene Beschreibung ihres Stils. „Schubladendenken ist großartig und vereinfacht Vieles, tolle Erfindung! Wir nennen das Genre beim Namen, 'Rap/Rock', jeder weiß was gemeint ist und wir müssen keine neuen Wörter erfinden.“ Sie seien ehrlich, kritisch und würden auch Schwächen zeigen - sowohl in den Songtexten als auch menschlich untereinander. Das seien alles Attribute, die der heutigen Gesellschaft meistens fehlen. Die Musik müsse irgendetwas auslösen, Trauer, Spaß, Wut, Kopfnicken, oder sich schlicht „Fett“ anfühlen. „Diese Gefühle stehen alle für uns im Vordergrund. Sonst könnte man auch gleich unvertonte Gedichte schreiben“, stellen sie im Vorab-Gespräch klar.

Die Finalisten hatten im Rahmen des Bundesfinales nicht nur Gelegenheit, sich auf der großen Bühne zu präsentieren. Geladen wurden sie auch von Howie Yagaloo in dessen "Wohnzimmer". (Foto: Dani Red)

Anders, als so manche ihrer Mitstreiter, sind sie bereits erfahrene Contest-Teilnehmer. Sie wissen um den Aufwand und den Einsatz hinter den Kulissen. Gehe es nur um Kommerz, sei ihnen eine solche Veranstaltung allerdings völlig zuwider. Sie schätzen vielmehr den sportlichen Wettkampf: „(...) auf der Bühne alle beleidigen und Backstage mit den anderen Bands beim netten Plausch ein Bierchen trinken. Local heroes vermittelt uns genau dieses familiäre Gefühl, wir fühlen uns unterstützt und nicht ausgebeutet. Und das Essen ist fabelhaft“, sind sie sich einig. Obendrein hätten sie schon jetzt ein bis zwei Bands kennen gelernt, mit denen sie sich weitere Auftritte vorstellen könnten.

Ungewöhnliche Kulisse: In der hauseigenen local heroes-Badewanne macht das Fotoshooting sichtlich Spaß. (Foto: Dani Red)

Danach gefragt, worauf Publikum und Jury in Salzwedel wohl am meisten achten, stellten Simon und Co. augenzwinkernd fest: „Wie immer: Auf den geschminkten Bassisten! Danach fällt meist die ungewöhnliche Genremischung auf. Solide Show, gut gespielt, 'och guck mal der da ist auch DJ', 'Was benutzt der Bassist für Effekte?', 'Warum bewegt sich der Gitarrist nicht?' – und am Ende fühlt man sich angenehm beleidigt.“ Wie schwer dieser Job tatsächlich ist, ist ihnen allerdings wohl bewusst. „Musik muss Gefühle auslösen, egal welche“, fassen sie ihr Wunsch-Bewertungskritierium zusammen. Das Gesamtpaket sei entscheidend. „Kunst lässt sich unglaublich schwer vergleichen. Das technische Talent muss schon da sein, aber auch mit Gefühl und Spaß an der Sache rübergebracht werden.“

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