Am 7. November, ab 18.00 Uhr, treten im Kulturhaus von Salzwedel 13 Bands aus ganz Deutschland an
Generationenwechsel an der Spitze von local heroes: Julia Wartmann übernimmt den Staffelstab von Dieter Herker. (Foto: Candy Szengel)
Seit gut einem Vierteljahrhundert steht Aktion Musik/local heroes e.V. im Dienste der musikalischen Nachwuchsförderung. Ganze Musik-Generationen haben bereits von den Anstrengungen des Vereins profitiert. 2015 ist nun ein ganz besonderes Jahr. Wenn am 7. November die erste Band des Bundesfinales die Bühne betritt, geschieht das unter neuer Federführung. local heroes-Urgestein Dieter Herker hat sein „Baby“ an Julia Wartmann übergeben. Die junge Frau hat ihr Handwerk von der Pike auf gelernt und ist nun sichtlich stolz auf ihren ersten Jahrgang.
Erfahrung trifft auf frischen Wind. Julia Wartmann und Dieter Herker sind seit Jahren ein perfekt eingespieltes Team. (Foto: Candy Szengel)
Bereits seit 2010 ist die studierte Medien- und Musikmanagerin Julia Wartmann Teil des Projektteams. Zum 1. April 2015 hat die 28-Jährige das operative Geschäft des größten europäischen Non-Profit-Newcomercontests übernommen. Unter ihrer Ägide haben sich in den vergangenen Monaten abermals rund 1.500 junge Bands auf gut 150 Bühnen vor fast 100.000 Zuschauern gemessen. Die 13 Besten sind jetzt im Kulturhaus von Salzwedel zu erleben. Erwartet werden wieder über 1.000 Fans und zahlreiche Fanbusse aus der gesamten Republik, die sehen und hören wollen, was „Musik-Deutschland“ tatsächlich zu bieten hat. Als Hauptpreise werden in diesem Jahr die Titel „Beste Newcomerband des Jahres“, „Beste/r Instrumentalist/in“ und „Beste/r Sänger/in“ mit Preisen im Gesamtwert von mehr als 15.000 Euro vergeben.
Einfach nur Musikmachen? Für die local heroes-Teilnehmer ist das oft nicht alles. Das Publikum kann sich regelmäßig auf aufwendige Überraschungen freuen. (Foto: Christoph Eisenmenger)
Bis es soweit ist, stand allerdings jede Menge Arbeit an. Und die funktionierte offenbar reibungslos. Denn trotz des Wechsels an der Spitze stand das Fundament wie in Stein gemeißelt. „Das größte Geschenk im vergangenen Jahr war, die Erfahrung zu machen, dass unsere Landesveranstalterinnen und -veranstalter und Unternehmen wie Thomann, Sennheiser, Roland, TC Helicon, RecordJet, die local heroes auch auf ihre Agenda schreiben, hinter dem Projekt und hinter mir stehen“, bilanziert Julia Wartmann. „Wir können gemeinsam das volle Potenzial dieses Projektes für Newcomer ausschöpfen - auf diese Reise freue ich mich.“ Ansonsten „sauge“ sie die Emotionen von Musikerinnen und Musiker bildlich auf. Das Erlebnis, wenn diese auf der Bühne stünden, von ihren Fans gepuscht würden und professionelle Auftrittserfahrungen sammeln könnten, sei für sie immer noch eindrucksvoll.
Das sind nicht nur Konzerte, das sind echte Shows
„Ich habe mir in der vergangenen Monaten die meisten der Finalbands live angesehen. In jedem Jahr sehen wir wieder eine qualitative Steigerung. Ich denke dann: 'Ist es noch möglich?' Ja, wieder ist es noch möglich“, freut sich die junge Frau über die vielen positiven Eindrücke. „Die Bands liefern nicht nur Konzerte ab, sie zeigen echte Shows, die mit den Größen des Musikbusinesses mithalten können.“ Das schlage sich übrigens auch in der aktuellen Organisation nieder: „Während wir bisher meist Datenblätter für instrumentelle Anforderungen erhalten haben, bekommen wir in diesem Jahr schon Lichtkonzepte zugeschickt.“ Für Wartmann und ihr Team steht also bereits vor dem Bundesfinale 2015 fest: „Bei local heroes erwarten die Zuschauer keine Newcomer mehr, sie erwarten die Stars von morgen“. Das habe übrigens auch die Industrie mitbekommen und schicke gezielt Talent Scouts zum Wettbewerb.
Authentisch und unkonventionell: 2013 sahnte die Stuttgarter Band „Schmutzki“ im Bundesfinale ab. (Foto: Christoph Eisenmenger)
Coachings als festen Bestandteil in allen Regionen
Damit das auch so bleibt und sich das Niveau in Zukunft noch weiter steigert, haben Wartmann und ihre Mitstreiter bereits einige Anstrengungen unternommen. „Viele unserer Partner erweitern local heroes auch um Coachings. Dieses mehrtägige Zusatzangebot haben wir im letzten Jahr beim Bundesfinale erstmals selbst durchgeführt, Niedersachsen, Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz haben das schön länger auf ihrer Agenda, und auch beim Landesfinale Sachsen-Anhalt eingesetzt. Die Erfahrungen, die wir damit machen, sind so positiv, dass ich Coachings als festen Bestandteil in allen Regionen etablieren möchte“, verrät Wartmann erste Neuerungen.
Das Thema Coaching soll unter Julia Wartmann noch weiter ausgebaut werden. Hier die Band „Still Trees“ während des Bundesfinales 2013. (Foto: Christoph Eisenmenger)
Apropos Neuerungen beim geradezu „altehrwürdigen“ Wettbewerb. „Wir haben für das diesjährige Bundesfinale David Pfeffer und Felix Mannherz als Coaches gewinnen können“, freut man sich im Büro von Aktion Musik/ local heroes e.V. Pfeffer hat sich im Musikbusiness bereits einen großen Namen erarbeitet. 2011 nahm er am Casting-Format „X-Factor“ teil und gewann Ende desselben Jahres den Wettbewerb. Single- und Albumveröffentlichungen folgten, bis er sich schließlich entschloss, dem Major Label den Rücken zu kehren. Als Selbstvermarkter sei er aktuell so erfolgreich, wie kaum ein Zweiter. Zwei Crowdfunding-Aktionen habe er in Rekordzeiten beenden können, um neue Studioproduktionen zu realisieren, so Wartmann weiter. „Nachdem ich ihn im September beim local heroes-Landesfinale Sachsen-Anhalt zum ersten Mal selbst als Coach erlebt habe und im Nachhinein von den Musikern E-Mails und Facebook-Nachrichten bekam, die ihren Dank über diese Erfahrung mit ihm zum Ausdruck brachten, freue ich mich sehr, dass er wieder das Team vervollständigt.“
Bühne, Jury, Coaching: David Pfeffer kann bei local heroes seine Talente „ausspielen“. (Foto: Christoph Eisenmenger)
Ohnehin ist für die Jury das Bundesfinale ein jährliches Klassentreffen. Zu den bekannten Gesichtern zählt unter anderem Alex Ninow. „Er ist unser ursprünglichstes Jurymitglied, Jurysprecher, Veranstalter und DJ“, erklärt Wartmann. Daneben gehören Jorin Zschiesche (Captain von RecordJet), Dominique Christ (ROLAND Deutschland), Fred Roberts (Musikjournalist) und Hannes Jaeckl (Produzent) zum Team. Neu in der Runde sind Tim Gerrits (Singer/Songwriter), Sebastian Rätzel (Musiker der The Baseballs), Max Buskohl (Singer/Songwriter), Martin Risel (Kulturredakteur, Deutschlandradio Kultur) und Georg Gabler (Musiker, Produzent // GAB Music Factory).
Dem großen „Hallo“ weicht in Salzwedel aber schnell geschäftiges Treiben – und das nicht nur bei der Fachjury. Immerhin präsentiert sich auch 2015 ein heterogenes Feld, das neben „urbanen Pop-Hymnen“ jede Menge Rap, Rock, Alternative, Indie, Soul und nicht zuletzt Electronic Dance Music zu bieten hat.
Spiel, Satz, Sieg: Die Fans der Bundesfinal-Teilnehmer sind mit Herzblut bei der Sache. (Foto: Christoph Eisenmenger)
An wen letztlich der Titel „Beste Newcomerband des Jahres 2015“ vergeben wird und damit für Festival- und für Clubveranstalter, Agenturen und Plattenfirmen interessant wird, entscheidet sich nach der Auszählung der Stimmenzettel gegen Mitternacht. Die Entscheidung darüber treffen Publikum und Jury gleichermaßen. „Leicht wird dieses Unterfangen allerdings nicht – es wird spannend. Jede Band hat 20 Minuten Spielzeit um auf der großen Bühne, mit maximaler Licht und Ton Unterstützung, zu zeigen was sie drauf haben“, resümiert Dieter Herker, der natürlich nicht von der musikalischen „Bildfläche“ verschwunden ist, sondern lediglich seinen Fokus verlagert hat. Der „alte Hase“ hat auch gleich den ein oder anderen Tipp für die Ruhephasen zwischen den einzelnen Auftritten parat: „In den jeweils 10-minütigen Umbaupausen gibt es im Foyer des Kulturhauses unter anderem ein Interview- und unplugged-Programm in Wohnzimmer-Atmosphäre mit Howie von Yagaloo.“
Im Newcomerbereich ist eine Plattform wie local heroes „extrem wichtig“
Nun ist also angezählt. Die Nachwuchsmusiker haben sich größtenteils noch einmal intensiv in ihre Probenräume verkrochen, um sich gründlich auf ihren großen Abend vorzubereiten. Die Songs und die Performance erhalten ihren letzten Schliff. Wie sich zeigt, konnten sie dem Wettbewerb aber schon vor dem Finale jede Menge abgewinnen.
Applaus nur für die „eigene“ Band? Das gibt es in den Reihen des Salzwedler Publikums nicht. (Foto: Malte Schmidt)
Besonderes Lob gab es im Vorfeld unter anderem von „Bonez“ aus Nordrhein-Westfalen. Anders, als so manche ihrer Mitstreiter, sind sie bereits erfahrene Contest-Teilnehmer. Sie wissen um den Aufwand und den Einsatz hinter den Kulissen. Gehe es nur um Kommerz, sei ihnen eine solche Veranstaltung allerdings völlig zuwider, so die einhellige Meinung von Simon Felgenträger, Mario Smida, Matthias Wiercinski und Simon Strotmann. Sie schätzen vielmehr den sportlichen Wettkampf: „(...) auf der Bühne alle beleidigen und Backstage mit den anderen Bands beim netten Plausch ein Bierchen trinken. Local heroes vermittelt uns genau dieses familiäre Gefühl, wir fühlen uns unterstützt und nicht ausgebeutet. Und das Essen ist fabelhaft“, sind sie sich einig. Obendrein hätten sie schon jetzt ein bis zwei Bands kennen gelernt, mit denen sie sich weitere Auftritte vorstellen könnten.
Die „Jungs aus der Heimat“ auf einer großen Bühne erleben – für Fans und Musiker gleichermaßen ein gigantisches Gefühl. (Foto: Christoph Eisenmenger)
„Antiheld“ aus Baden-Württemberg schätzen ebenfalls das Potential von local heroes. Der Wettbewerb sei eine gute Chance für sie, wie für die anderen Bands auch, sich nun auch bundesweit zu messen, andere Bands kennen zu lernen und Kontakte und Bekanntschaften zu machen. In der heutigen Zeit sei Vernetzung das A und O, sagen Luca Opifanti, André Zweifel, Henry Kasper, Theo Balbig und Arne Brien. Deshalb sei auch im Newcomerbereich eine Plattform wie local heroes „extrem wichtig“ und eine Chance für junge, unbekanntere Bands auf sich aufmerksam zu machen, Kontakte zu knüpfen und Partner zu finden. „Ein bisschen schade ist natürlich, dass man nur an einem Abend Zeit hat, die anderen zu sehen und sich zu treffen...und dieser Abend wird lang bei so vielen Bands!“, so ihre Prognose vor dem Startschuss.
Dass Deutschlands ältester Nachwuchs-Contest zudem immens nachhaltig ist, stellen „Kyles Tolone“ aus Niedersachsen heraus. Bands wie „Schmutzki“, „Dioramic“, „The Love Bülow“ hätten in den vergangenen Jahren erfolgreich teilgenommen und sich in Folge einen Namen machen können. „Das spricht für die Qualität der Bands, die an einem local heroes Bundesfinale teilnehmen“, so Eric Pulverich, Johann Giertz, Daniel Mau und Jan Fischer.
Gewinner 2014 auf Erfolgskurs
Aufwärts ging es übrigens auch für die Gewinner 2014: „Konvoy“ aus Baden-Württemberg machten nach dem Bundesfinale ordentlich von sich reden. Die beiden Rapper Moritz und Laszlo sowie Drummer Joe unterschrieben unmittelbar nach dem Titelgewinn einen Agenturvertrag bei Chimperator. Zuletzt waren sie für den New Music Award 2015 nominiert und begleiteten sie „Cro“ auf dessen Mello-Tour 2015.
„Konvoy“ aus Stuttgart haben ihren Weg seit dem Bundesfinale 2014 gemacht. Ihre Single „Weit weg“ zählt mittlerweile rund 46000 Klicks auf YouTube. (Foto: Christoph Eisenmenger)
Auch in Zukunft verfolgen Julia Wartmann und ihr Team den weiteren Werdegang ihrer einstigen Schützlinge. Nun konzentrieren sie sich jedoch erst einmal auf das, was da kommen mag. Einlass ist am 7. November bereits um 17.00 Uhr. Los geht’s um 18.00 Uhr.
Übrigens: „2015 feiern wir zum ersten Mal eine große Aftershow-Party im Wohnzimmer im Kulturhaus Salzwedel“, verrät Julia Wartmann. „Ein Wohnzimmer?! Ja. Ein richtiges Wohnzimmer!“
Text: Nicole Oppelt
Hier sind die Teilnehmer 2015 noch einmal im Überblick
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