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„local heroes“-Bundesfinale 2019: „Mother“ wollen nichts als Rock!

„Es war ein harter Kampf mit einer noch härteren Anreise“, so das „local heroes“-Fazit von „Mother“. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Am 9. November brachten insgesamt 15 Newcomer-Acts aus ganz Deutschland beim „local heroes“-Bundesfinale die Bühne im Kulturhaus von Salzwedel zum Beben. Mit dabei waren auch die Landesfinalisten aus dem Saarland „Mother“. Die vier Musiker aus Saarbrücken gingen mit der vorletzten Startnummer 14 ins Rennen.

„Behauptet man, Mother sei wie der Phönix aus der Asche aufgestiegen, beschreibt man ziemlich gut, wie wir uns teilweise gefühlt haben. Als wir erfuhren, dass unser Gitarrist die Band verlassen wollte, waren wir echt nicht sicher, ob wir jemals einen geeigneten Ersatz finden werden“, erinnern sich Dominic, Benjamin, Max und Juan an ihre Anfangszeit zurück. „Nicht nur war sein Stil einzigartig, sein musikalischer Einfluss auf die Band war unverkennbar und allgemein war er auch einfach einer der besten Gitarristen der Region. Als ihnen Produzent Dave dann von „JP“ erzählte, habe sich die Verzweiflung schnell in Motivation verwandelt. „Wir wollten diesen Typen unbedingt in der Band, immerhin hat er 17 Jahre in einer Ska-Band in Kolumbien gespielt und hat einen f*ing Master in Gitarre.“ In neuer Besetzung meldeten sie sich quasi direkt beim ‚Battle of the Bands‘ in Saarland an. Und es hat funktioniert: „Wir sind unheimlich stolz, das Saarland vertreten zu dürfen!“

Mit ihrer „mitreißenden Performance, Songs mit Ohrwurm-Garantie und grandiosen Gitarren-Soli“ überzeugten „Mother“ nicht nur im Saarland, sondern auch in Salzwedel. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Auf der Bühne des Kulturhauses von Salzwedel stellten sie schließlich erneut unter Beweis, wie gut sie in der aktuellen Besetzung harmonieren. Energiegeladene Gitarrenriffs, dazu die hervorstechende Stimme von Frontmann Benjamin – „Mother“ beherrschten die Bühne und zeigten mit einem einwandfreien Auftritt, dass sie sich den Platz im Bundesfinale mehr als verdient hatten. „Follow me to the other side“, sang Benjamin in einem ihrer Songs – einer Aufforderung, der wohl viele Anwesende gerne folgen, wenn es auf besagter anderer Seite so rockig zugeht.

„Rock lebt, und wir sind seine Jünger“

„Es muss hart und tight sein. Und gut. Und Rock! Denn wir lieben harte, gute Musik und haben ein brennendes Verlangen nach Rock“, beschreiben „Mother“ das, worauf es ihnen musikalisch am meisten ankommt. Denn Rock birgt ungeahnten inhaltlichen Spielraum: „Die Texte bewegen sich von griechischer Mythologie mit Allegorien über väterliche Verlassensängste bis hin zu politischen Texten ohne Gnade. Manchmal aber auch Frauen, Bier und Drogen. Wir legen uns da nicht so gerne fest“, erzählen sie schmunzelnd. Ernster nehmen sie da schon ihre Teilnahme bei „local heroes“. „Rock lebt, und wir sind seine Jünger. Wir wollen allen zeigen, dass Rock nach ganz oben gehört“, fassen sie ihre Intention prägnant zusammen. Den Newcomer-Contest haben sie bis zum Bundesfinale in Salzwedel äußerst positiv erlebt. „Der Support unter den teilnehmenden Bands, auch nach dem Landesfinale, war unfassbar. Wir sind extrem froh, in so einer lebendigen Szene Musik zu machen“. Als Letztplatzierte seien sie ins Halbfinale gekommen, hätten sich ganz nach vorne gekämpft und letztendlich das Landesfinale gewonnen. „Wir hoffen natürlich, dass wir gewinnen. Und falls am Ende einer mit einem Mother-Shirt heim geht, sind wir auch schon glücklich“, verrieten sie noch vor der Entscheidung.

Interview bei Howie Yagaloo. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Rock gehört an die Spitze der „Musiknahrungskette“

„Wir wurden dieses Jahr vom PopRat Saarland e.V. empfohlen, um auf dem ‚Rocco del Schlacko‘ zu spielen. Wir haben uns gegen 28 regionale Bands behaupten können und uns den Platz geschnappt. Und auf demselben Festival zu spielen wie ‚Die Toten Hosen‘, ‚Fanta 4‘ und ‚Bullet for My Valentine‘ war schon geil“, berichten sie von einem Highlight in 2019. Und wie sehen ihre nächsten Zukunftspläne aus? „Wir wollen versuchen uns auszubreiten, unsere Musik an mehr Leute zu bringen und den Rock wieder an die Spitze der Musiknahrungskette zu bringen.“ Um das zu erreichen, brauche es Kraft und Motivation. „Man muss seine Grenzen und seine Ziele genau kennen.“ Natürlich sollte man sich auch musikalisch von der Szene, in der man sich bewege, unterscheiden, um nicht in den Einheitsbrei zu verfallen. Auch das Thema Qualität dürfe nicht außer Acht gelassen werden. Natürlich sei es besser, schlechte Aufnahmen zu haben als keine. Allerdings sollte man dann auch nicht erwarten, dass irgendjemand einen für professionell hält. Das sei zwar traurig, aber leider wahr. „Wir reden vor allem offen miteinander über alles was die Band betrifft, ansonsten stecken wir unsere kompletten geistigen Fähigkeiten da rein, den inneren Schweinehund zu bekämpfen. Er ist allerdings recht stark und groß...“

„Zum Glück gibt es Vereine wie die ‚local heroes‘, die Wert auf Liveperformance legen“, freuen sich „Mother“. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Der Traumjob Musiker ist ohne ‘richtigen‘ Job kaum noch möglich“

Dass es aber nicht nur in den Händen von jungen Musiker*innen liegt, ob diese vorankommen, ist „Mother“ definitiv bewusst. Leider fehle es oft an Geld und qualifizierten ‘Entscheidern‘. Große Teile der Förderung für neue Bands, sei es durch Gigs, Wettbewerbe, oder allgemeine Unterstützung in Sachen Networking, kämen von privaten Vereinen. „Wir haben im Saarland zum Beispiel das Musikbüro, das auch das Saarländische ‚Battle of the Bands‘ organisiert hat, oder den PopRat, der versucht, saarländischen Newcomer-Bands durch Kontakte zu großen Festivals unter die Arme zu greifen.“ Natürlich täten diese beiden Vereine mehr als das. Bei der Politik sehe es da jedoch anders aus: „Falls Geld in Kultur investiert wird, hat man vor allem als Rockband kaum eine Chance auf Unterstützung“, so ihre persönliche Einschätzung.

Unplugged auf der Foyer-Bühne. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Das Ganze wäre ja auch kein Problem, wenn Veranstalter Bands nicht als nötiges Übel sehen würden. ‘Klar hätten wir gerne die beste Band der Stadt, aber bezahlen geht gar nicht!‘, liest man leider zu oft zwischen den Zeilen.“ Auch hier könnte ihrer Ansicht nach die Politik eingreifen und Veranstalter insofern unterstützen, als dass jeder auf seine Kosten käme. Immerhin sorge diese Sicht auf die Dinge dafür, dass Newcomer „nehmen was kommt“ und sich damit die Message „Musiker sind froh spielen zu dürfen“ immer mehr in den Köpfen der Veranstalter festsetze. „Die Arbeit dahinter wird kaum noch geschätzt, die Liebe zur Musik wird als Selbstverständlichkeit gesehen und der Traumjob Musiker ist ohne ‘richtigen‘ Job kaum noch möglich.“

Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen

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