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„local heroes“-Bundesfinale 2019: „Modeste“ regen zum Träumen an

„Wir machen Alkopop mit viel Geblitze: Von Omi missbilligt, aber verlockend süß“, sagen „Modeste“. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Am 9. November brachten insgesamt 15 Newcomer-Acts aus ganz Deutschland beim „local heroes“-Bundesfinale die Bühne im Kulturhaus von Salzwedel zum Beben. Mit dabei waren auch die Landesfinalisten aus Rheinland-Pfalz „Modeste“. Die drei jungen Leute aus Landau gingen mit Startnummer vier ins Rennen.

„Wir fanden, wie es der Zufall will, im Sommer 2015 zusammen, als jeder von uns Dreien auf der Suche nach neuen musikalischen Ufern war“, erinnern sich „Modeste“ aus Landau an ihre Anfänge zurück. „Wir hatten bis dahin zwar jeweils völlig unterschiedliche Dinge ausprobiert, aber doch eine gleiche Vorstellung von unserer Zukunft, verbunden mit einer enormen, durch nichts zu erschütternden gegenseitigen Sympathie auf menschlicher Ebene.“ „Modeste“? Diesen Namen haben Mario, Marian und Lukas nicht ohne Grund gewählt. „Es ist der Vorname eines Geflüchteten, der ebenfalls im Sommer 2015 aus der Zentralafrikanischen Republik über viele Umwege in Marians Heimatdorf kam.“

Treibender und tanzbarer Elektrosound: „Modeste” brachten viel Schwung ins „local heroes”-Bundesfinale. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Aus Fremden werden Freunde

Ihre Band, so erzählen sie vor ihrem großen Auftritt im Kulturhaus von Salzwedel, sei zunächst aus drei komplett fremden Personen entstanden. „Nachdem unser Miteinander anfangs nur auf musikalischen Gemeinsamkeiten und einer gemeinsamen Vision beruhte, sind wir über die Jahre, diverse Erfahrungen, viele gute und schlechte Gigs sowie persönliche Höhen und Tiefen zu Freunden und Vertrauenspersonen füreinander geworden.“ Besonders gerne erinnern sich „Modeste“ noch heute an die Heimfahrt von einem Songwriting-Wochenende in einem abgeschiedenen Hüttchen im Schwarzwald. „Als wir uns die zuvor erarbeitete Demoversion unserer Single ‘Alles in Scherben‘ anhörten und zum ersten Mal wirklich das Gefühl hatten, etwas Besonderes geschaffen zu haben.“

„Wir denken von Song zu Song, wollen Grenzen überschreiten und in unseren Stücken all das verarbeiten, was uns berührt“, erklären „Modeste“, was ihnen in ihrer Musik besonders wichtig ist. „Wir wollen zum Träumen und zur Selbstreflexion anregen. Politische Themen verstecken wir gerne in Doppeldeutigkeit*innen. Wir sind im Herzen links-grün versifft, aber nicht immer politisch korrekt. Dafür provozieren wir einfach zu gern.“

„Modeste” hatten schon den „geilsten Sommer ihres Lebens”. Was sollte da noch kommen? Klar, das „local heroes”-Bundesfinale. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Auch in Salzwedel gelang ihnen ein besonderer Auftritt. Vom ersten Moment an hielt das Trio das Energielevel hoch – und machte doch keinen Halt vor ernsten Tönen. Schon im Opener beschwor Frontmann Marian eine tiefe Melancholie, die in starkem Kontrast zu den treibenden Synthies standen, die den Sound der Band so charakteristisch machte. Drummer Lukas wechselte indes zwischen Keys, Effektgerät und Schlagzeug, um jedem Song ein unverkennbares Klangbild zu verpassen. Mit ihren deutschsprachigen Texten gab sich die Band bewusst kontrovers und machte ihrem künstlerischen Anliegen, der Provokation, alle Ehre, ohne dabei den Kontakt zum Publikum zu verlieren.

„local heroes“-Bundesfinale – eine Riesenüberraschung

Am „local heroes“-Newcomer-Contest nehmen sie aus voller Überzeugung teil. „Wir möchten viele nette neue Leute kennenlernen, uns von anderen Künstlern inspirieren lassen, uns weiterentwickeln und einfach in allen Bereichen dazulernen“, sagen die Drei unisono. Die Nominierung für das Finale war für sie jedoch eine Riesenüberraschung. „Bei uns in Rheinland-Pfalz finden keine Vorrunden statt. Man muss nominiert werden. Das kam verdammt unerwartet, bei den ganzen geilen Bands, die es hier gibt. Wir freuen uns, über die Teilnahme bei ‘local heroes‘ Menschen auf uns aufmerksam machen zu können, die uns bisher vielleicht noch nicht kannten. Falls sich darunter der ein oder andere befinden würde, der Lust hat mit uns zu arbeiten – oder sei es nur konstruktiv in Kontakt zu bleiben – dann wäre das schon ordentlich.“

Unplugged auf der Foyer-Bühne. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Die geilste Mischung aus elektronischer und Rockmusik in deutscher Sprache

Für das Bundesfinale haben sie sich jedenfalls schon im Vorfeld ordentlich ins Zeug gelegt. Sänger Marian, der derzeit in Kalifornien unterwegs ist, reiste eigens für den Auftritt an. Und darüber hinaus? Pläne gibt es zuhauf. „Dieses Jahr werden wir noch zwei Singles releasen. Im Winter wollen wir uns wieder in einer abgelegene Waldhütte verschanzen und im eigenen Saft schmorend neue Songs gebären“, zählt das Trio auf. „Im Dezember bauen wir einen großen, transportablen 3D-LED-Screen, der in der nächsten Saison Live-Visuals abfeuert. Wir wollen die geilste Mischung aus elektronischer und Rockmusik in deutscher Sprache schaffen. Den Futurismus und die Tanzbarkeit des einen mit dem Lebensgefühl und dem Rebellischen des anderen verbinden.“

Ob das klappt? „Modeste“ sind auf jeden Fall davon überzeugt. „Wir sind alle totale Träumer und dazu vollkommen bescheuert: Diese Kombination ist eine unfassbare Antriebskraft!“ Für ein langfristiges Bestehen sei Zwischenmenschlichkeit das Wichtigste auf der Welt. Sie selbst seien innerhalb der letzten Jahre zu einer Mischung aus Familie, Freunden und Kollegen füreinander geworden. „Das passiert scheinbar, wenn man fast jeden Tag miteinander verbringt und gemeinsam für etwas brennt.“ Zentral dafür sei das gegenseitige Vertrauen, dass sie – egal was passiere – immer zusammenhalten und für alles immer eine Lösung fänden: „Egal wie schwierig die Situation auch sein mag.“

Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen

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