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„local heroes“-Bundesfinale 2019: „On Our Own“ schwimmen gegen den Strom

„On Our Own“ stecken voller Energie. Mehr Konzerte, auch weiter weg, soll es in Zukunft geben, ebenso wie neue Aufnahmen und Songs samt Musikvideo. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Am 9. November brachten insgesamt 15 Newcomer Acts aus ganz Deutschland beim „local heroes“-Bundesfinale die Bühne im Kulturhaus von Salzwedel zum Beben. Mit dabei waren auch „On Our Own“ aus Bremen. Die sechs jungen Leute, die mit Startnummer zehn ins Rennen gingen, landeten am Ende auf Platz zwei des Publikumsvotings.

Begegnungen, sich kennenlernen, einander entdecken – das „local heroes“-Bundesfinale 2019 stand genau unter diesen Vorzeichen. „30 Jahre Mauerfall“ haben Projektleiterin Julia Wartmann und ihr Team zum Anlass genommen, Verbindungen zwischen Menschen, ganz gleich welcher Herkunft, welchen Geschlechts oder welcher Religion, in den Vordergrund zu stellen. Im musikalischen Sinne haben auch „On Our Own“ damit schon Erfahrung gemacht. Schon 2010 nahm die Band ihren Anfang. Fünf Jahre später dann der Bruch. Ganze zwei Jahre dauerte es, bis sich die jungen Künstler – in teilweise neuer Besetzung – wiederfanden. Das sei ihre bislang „größte Herausforderung“ gewesen. „Man musste die Motivation für die Band wiederfinden und die Band wieder ins Rollen bringen“, erinnern sie sich zurück.

„On Our Own“ punkteten beim Publikum auf ganzer Linie. Platz 2 für die sympathischen Nordlichter. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Gelohnt hat sich das für Thorben, „Knut“, „AJ“, Florian, „Ali“ und Marco auf alle Fälle. „Ein tolles Erlebnis ist für uns immer wieder das Feedback nach einem Konzert.“ Doch das schönste Ereignis für sie sei es gewesen, als ihnen ein Fan gestanden habe, wie ihr die Musik der Band in „ihrer schlimmsten Phase Kraft und Trost gespendet“ habe. „So etwas zu hören, macht uns sehr glücklich und motiviert ungemein weiterzumachen“, sagen die sechs Musiker, noch immer berührt, welche Wirkung ihr sogenannter „Deathpop“ offenbar entfalten kann.

Auch in Salzwedel überzeugte das Sextett mit eingängigen Melodien, harten Breakdowns und starken Nu- sowie Alternative Metal-Einflüssen. Bereits zu Beginn ihrer Show kündigten die sechs Artists ihren Fans an, dass sie nicht ohne Schleudertrauma nach Hause gehen würden. Und sie hielten Wort: Bereits nach wenigen Takten gab es eine pogende Menge vor der Bühne. Laut, energetisch, gitarrenlastig – so lässt sich der Auftritt von „On Our Own“ in wenigen Worten beschreiben. Die beiden Frontmänner „AJ“ und Florian wetteiferten dabei um die Gunst des Publikums.

„Deathpop“ nennen „On Our Own“ ihren ganz besonderen Musik-Mix. Wie das live klingt, hat Salzwedel lautstark erfahren dürfen. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Songs geprägt von einem Gefühl

Ihnen sei es wichtig, die musikalischen Vorlieben jedes einzelnen Bandmitglieds in ihre Musik zu integrieren und einen „gemeinsamen, einzigartigen Sound“ zu erzeugen. „Unsere Songs werden immer von einem Gefühl geprägt. Aus diesem Gefühl entsteht das instrumentale Fundament und eine Melodie. Erst wenn wir damit zufrieden sind, wird der Text geschrieben“, erklären sie ihre Herangehensweise bereits vor ihrem Auftritt. Dabei sei es meistens so, dass sie mit dem Refrain anfangen würden. Dadurch seien die Themen ihrer Stücke sehr unterschiedlich. Sei das Gefühl von leichter Natur, zum Beispiel Freude, entstehe daraus ein Song, der etwa die beste Nacht des Lebens beschreiben würde. Durch den harten Deathpop könnten sie aber auch Themen behandeln, die von einer „gewissen Wut oder Missgunst“ geprägt seien, wie etwa der Wunsch nach Freiheit, der einem verwehrt werde.

Interview bei Howie Yagaloo. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Sich nicht der Norm anpassen

„On Our Own“ haben sogar einen Song im Repertoire, der par excellence zum 9. November 2019 passt. „Flower Of Life“ beschreibe zwei Individuen, die in ihrer eigenen Welt durch eine Mauer gefangen seien und dieser unglücklichen Realität entfliehen müssten, so die Band. Die Botschaft des Liedes: „Die Mauer muss weg“. Gerade hierzulande sollten die Menschen darüber „ein Lied singen können“. Immerhin scheine es noch Orte zu geben, wo der Bau einer Mauer als „gute Alternative“ gelte. Doch nicht nur hier beschäftigen sich die Musiker mit einem mehr als aktuellen Thema. So sprechen sie in ihrem Song „Pornography“ gezielt die Massenvergewaltigung in Freiburg an. „Wir waren geschockt als wir von der Tat gehört haben.“ Ihre Botschaft in Richtung der Täter fällt entsprechend aus: „Gruppenzwang ist keine Entschuldigung, sondern nur Beweis, dass ihr dreckige kleine Feiglinge seid.“ Harte, offene Worte, die es ihrer Meinung nach aber unbedingt braucht. „‘On Our Own‘ steht dafür auf eigene Faust zu agieren. Sich nicht der Norm anzupassen. Wir besingen die Welt, wie sie ist: Wunderschön, doch voller Vollidioten, die nicht verstehen, wie man sich in einer Gesellschaft zu verhalten hat. Wir sprechen die Fehler der Menschen an und hoffen dadurch eine Motivation zu geben, auch mal gegen den Strom zu schwimmen.“

Unplugged auf der Foyer-Bühne. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Local heroes“, sei für sie „eine super Gelegenheit“, ihre Musik nach der Reunion und einer längeren Phase im Probenraum einem größeren Publikum vorzustellen. „Wir hoffen, unsere Fanbase zu vergrößern und vielleicht auch bald bundesweit auftreten zu können. Auch würden wir uns freuen, wenn vielleicht auch die Musikindustrie mehr auf uns aufmerksam werden würde.“ Worauf diese ihrer Meinung achten sollte, ist für die jungen Leute klar: „Die Präsenz der Band. Auf der Bühne wie auch davor. Wie ist die Kommunikation und wie gibt sie sich menschlich Fans gegenüber. Arroganz geht gar nicht. Auch ist Songwriting sehr wichtig, in der Kreativität, wie auch in der Struktur.“

Sich von der Masse abheben

Anforderungen an Newcomer*innen im aktuellen „Musikzirkus“ zu bestehen, gibt es genug. Aber auch Hürden: „On Our Own“ brennt besonders das Thema Proberäume auf der Seele. „Es gibt kaum welche. Die, die es gibt, sind häufig echt heruntergekommen und die Eigentümer kümmern sich einen Scheiß drum. Es fehlen aber auch Clubs, die kleinen Bands eine Chance geben.“ Doch auch die Newcomer*innen da draußen müssten sich umtun. Social Media sei ihrer Ansicht nach das A und O. „In unserer heutigen Zeit gehen kaum noch Leute einfach so raus und gucken sich Bands an, die sie noch nie gehört haben. Wir denken, dass es daher wichtig ist, online auf allen möglichen Kanälen Werbung zu machen und Präsenz zu zeigen.“ Zudem brauche ein heutiges Projekt auch ein Alleinstellungsmerkmal, um sich von der Unzahl der existierenden Bands abzuheben.“ Doch das wohl wichtigste bei allen Bestrebungen sei: „Als Band muss man insgesamt einfach das gleiche Ziel verfolgen.“

Das Ziel „local heroes“ haben „On Our Own” in jedem Falle mit Bravour gemeistert. Als Preis für ihren zweiten Platz bei den Publikumsstimmen dürfen sie sich über einen Thomann-Gutschein im Wert von 300 Euro freuen.

Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen

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