Schon am Erfurter Hauptbahnhof gewannen sie die Herzen von Jury und Publikum: In Salzwedel setzten „Me On Monday” noch einen obendrauf. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Am 9. November brachten insgesamt 15 Newcomer-Acts aus ganz Deutschland beim „local heroes“-Bundesfinale die Bühne im Kulturhaus von Salzwedel zum Beben. Mit dabei waren auch die Landesfinalisten aus Thüringen „Me On Monday“. Die fünf jungen Leute aus Jena und Leipzig, die mit Startnummer drei ins Rennen gingen, begeisterten Jury und Publikum und holten am Ende den Sieg nach Thüringen. Sie erhielten die beste Jurywertung und konnten zudem die meisten Zweitstimmen aus dem Publikum für sich gewinnen.
„Es gibt, wie wahrscheinlich bei den meisten Bands, keine alleinige Anekdote – jeder könnte eine eigene erzählen“, so Marius, Frontmann von „Me On Monday“, auf die Frage, wie seine Band zusammengefunden hat. Seine jedenfalls beginnt ziemlich charmant mit einer Facebook-Anzeige vor knapp drei Jahren, in der eine Pop-Punk Band aus der Region ein Gesuch inserierte. „Bei meiner aktuellen Band war klar, dass es in ein paar Monaten nach einer Abschlusstour nicht mehr weitergehen würde und da ich meinen Traum nicht aufgeben wollte, habe ich bei den Jungs vorgesungen“, erinnert er sich zurück. „Ich musste wie in einem Casting vorsingen und die Jungs meinten, dass sie danach einstimmig entschieden hätten, niemanden mehr einzuladen.“
So schön strahlen Sieger: „Me On Monday” räumen in Salzwedel den Titel ab. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„Living To Get More“
„Me On Monday“ hat gut an dieser Entscheidung getan. Für Max, Lukas, Steffen, Titus und Marius war 2019 „echt turbolent“. Die größte Herausforderung sei für sie die Vorbereitung des neuen Musikvideos zu „Living To Get More“ gewesen. „Noch nie habe ich uns als Gruppe so unsicher erlebt, ob wir eine Sache überhaupt gestemmt bekommen. Am Ende war der Dreh aber sehr witzig und es hat alles besser funktioniert, als wir das je gedacht hätten“, erzählt der Sänger. Überhaupt seien in den vergangenen Monaten „viele tolle Dinge passiert“. Die Siegerehrung beim Landesfinale in Thüringen, der Anruf, dass die Band auf Vita Cola Clubtour 2019 fahren dürfe oder als das jüngste Video abgedreht war und „gefühlt jedem ein riesiger Stein vom Herzen fiel“.
Der Sieg beim „local heroes“-Bundesfinale 2019 sei nun „die Kirsche auf dem riesigen Sahneberg“ – übrigens auch für die mitgereisten Fans. Denn kaum erwähnte Moderator Dennis Depta auch nur den Namen der Band, war der Jubelsturm groß und riss auch im Laufe ihrer 20-minütigen Darbietung nicht ab. Kaum verwunderlich, setzten die Fünf doch ab Sekunde eins auf Tempo, Tempo und nochmals Tempo. Ihrer Energie konnten sich selbst die Jüngsten unter den Zuschauern nicht entziehen. Es wurde getanzt, gesungen und gejubelt – ganz nach dem Motto ihres ersten Songs „Living To Get More“. Nicht nur ihren Fanclub begeisterten die fünf Musiker: „Der Zweitstimmenpreis ist uns so viel wert, weil er bedeutet, dass gerade die Leute, die uns noch nicht kannten, für uns gestimmt haben.“
Das „local heroes”-Bundesfinale war schon länger ihr großes Ziel. Am 9. November wurde der Traum von „Me On Monday” endlich wahr. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„Power-Entladung auf der Bühne“
„Unsere Musik erinnert die meisten an die Tage zurück, in denen sie noch auf dem
Skateboard standen, ‚American Pie‘ geschaut oder ‚Tony Hawk‘ gezockt haben“, beschreiben „Me On Monday“ ihren musikalischen Stil. Es sei Pop Punk der „alten Schule“, gepaart mit neuen Einflüssen und einer echten „Power-Entladung auf der Bühne“. „Wir versuchen, den HörerInnen bei jedem Song einen Moment zu geben, der kurz aufhorchen lässt. Kein einfaches A-B-A-B-Schema – ein C unterzubekommen ist das große Ziel“, sagen sie schmunzelnd. Im Leben aller Bandmitglieder habe sich viel verändert. Manche seien umgezogen, sie hätten Bandkollegen verloren und dazubekommen, hätten Trennungen hinter sich gebracht und müssten viel für ihren großen Traum zurückstecken. „Deswegen berichten viele Songs auch von Veränderung, von der Bewältigung solcher Situationen oder von der Sehnsucht, einen wichtigen Schritt zu machen, der das Leben auf neue Weichen stellt.“
„Ich sehe Me On Monday weit vorne, weil das eine phantastische Liveband ist, die eine unglaubliche Energie auf der Bühne verströmt, die sich ins Publikum übermittelt“, so Ole Löding. Der Juror lobt sowohl den Gesang von Frontmann Marius Henschel als auch die Instrumentalisten und das Songwriting der Band. „Und das in einem Genre, das nicht neu, aber zumindest lange nicht gehört ist – vor allem in Deutschland.“ Die neunköpfige Jury kürte die Band am Ende des Abends als Sieger des diesjährigen Bundesfinales.
Wie „local heroes“-Gewinner sich auf eine Show vorbereiten? „Wir feilen an einem Liveset, bei dem man sich anschnallen muss, um nicht aus der Halle zu fliegen“, kündigten „Me On Monday“ an. Und genau das haben sie auch abgeliefert. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Als Siegerband durften sich die Jungs nicht nur über ein MK4 Mikrofon aus dem Hause Sennheiser, einen 500-Euro-Gutschein für Musikequipment von Thomann und einen First-Class-Deal mit umfassender Releaseplanung und Storepromotion von recordJet freuen. Der digitale Musikvertrieb legte zudem noch eine exklusive CD-Pressung für das nächste Release der Band mit drauf. Die Gewinner erhielten zusätzlich den Förderpreis des Ministeriums für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt für eine Promotionleistung. Außerdem bekam die Band für ihren Zweitstimmensieg einen BrandRocks-Gutschein im Wert von 200 Euro.
„Viele gute Bands und tolle Leute aus der Musikszene“
Am „local heroes“-Bandcontest haben die Fünf aus voller Überzeugung teilgenommen. Bereits seit längerem sei es ein großer Wunsch von ihnen gewesen, ins Bundesfinale einzuziehen und diese Veranstaltung als Band live mitzuerleben. So stand die Band im vergangenen Jahr bereits unter ihrem ehemaligen Bandnamen „A Shade Higher“ im Landesfinale ihres alten Heimatbundeslandes Sachsen-Anhalt. „Bei der Fülle an guten Bands“ sei es ihnen aber nicht so sehr um einen Sieg gegangen, sondern vielmehr darum „viele Bands und tolle Leute aus der Musikszene“ kennenzulernen. „Wir haben aus dem local heroes-Kontext schon unglaublich viel Hilfe erfahren und tolle Menschen kennengelernt, die wir auch gerne wiedersehen wollen.“ Der Wettbewerb sei, da wären sie sich einig, „der liebevollste und bestorganisierteste, an dem wir jemals teilgenommen haben.“ Bereits den Tag des Landesfinales in Erfurt hätten sie sehr genossen und seien wirklich „geflasht“ gewesen, dass sie den Publikums- und den Jurypreis abräumen konnten.
Interview bei Howie Yagaloo. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Natürlich verbinden die Musiker auch Hoffnungen mit „local heroes“. „Ich hoffe wirklich auf eine tolle Band, die vielleicht musikalisch gut zu uns passt und in einem ganz anderen Teil Deutschlands Kontakte hat. Dann bietet sich vielleicht eine gemeinsame Tour für 2020 an. Da hätten wir sehr viel Bock drauf“, ist Sänger Marius schon jetzt voller Vorfreude auf alles, was da noch so kommen mag. Toll wären auch direkte Kontakte in die Musikszene. „Wir suchen immer coole Leute, mit denen wir lange zusammenarbeiten können.“
Es braucht wieder echte Rockstars
„Mir persönlich ist es wichtig, dass ich merke, dass die Band dort oben ihren Traum lebt, mit dem Publikum kommuniziert und es fesseln kann“, so Marius auf die Frage, was ihnen als Band wohl die wichtigsten Bewertungskriterien seien. Für ihn und seine Bandkollegen ist dieser Traum gerade in vollem Gange. Noch im Oktober waren sie auf Vita Cola Clubtour durch den Osten Deutschlands unterwegs. Gleich danach präsentierten sie eine ganz neue Coversingle. Musikvideodrehs und das Booking für das kommende Jahr stünden ebenfalls noch an. „Es wird nicht ruhiger, aber das brauchen wir auch, um unsere Begeisterung für die Sache weiterhin so zu erhalten.“
Unplugged auf der Foyer-Bühne. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Das ist offenbar auch genau das, was es eben braucht, um langfristig als Musikprojekt zu bestehen. „Wir versuchen sehr viel Zeit miteinander zu verbringen, weil uns das wichtig ist. So schafft man es bei all der Arbeit auch privat vieles auszuwerten. Es gibt für jeden von uns Phasen, in denen die Welt außerhalb so schwer wiegt, dass der Bandkram manchmal zu viel wird. Das kommunizieren wir mittlerweile aber sehr gut, um auch entlasten zu können. Ich hoffe, dass dies der goldene Schlüssel für die kommenden Jahre sein kann“, so Marius entschlossen. Danach gefragt, was aktuell die größten Hürden für Newcomer*innen seien und was sie sich vielleicht gerade von politischer Seite in Sachen Newcomer-Förderung wünschen würden, fällt die Antwort ebenfalls eindeutig aus. „Die größte Hürde sehe ich gerade gar nicht auf politischer Seite, sondern dass es wieder genug ‘Rockstars‘ geben muss, die die jungen Menschen zu Musikinstrumenten ziehen“, so die Einschätzung des Frontmanns. „Ich höre auch HipHop sehr gern, aber gerade hat Rockmusik einen schweren Stand. Eine Trendwende zurück ist aber meines Erachtens wieder wahrnehmbar und dann werden auch wieder mehr Newcomer-Bands am Start sein.“
Mehr Newcomer-Bands aus allen Genres auf die große Bühne zu bringen – dieses Ziel verfolgt „local heroes“ seit zwei Jahren auch wieder in Thüringen. Der Newcomer-Contest hatte dort lange Zeit pausiert und war erst im vergangenen Jahr mit einem fulminanten Landesfinale in Kooperation mit dem Netzwerk diePOP, der Deutschen Bahn und „Mein Einkaufsbahnhof“ zurückgekehrt. „local heroes“-Chefin Julia Wartmann freut sich deshalb ganz besonders, dass der Sieg nach Thüringen geht. „Thüringen hat mit diePOP eine Initiative gegründet, die sich ganz frisch für Popmusik in Thüringen stark macht. Dass der Titel dorthin geht, ist natürlich eine große Ehre, der der Initiative und der Musikszene dort hoffentlich einen großen Push gibt.“ Julia Wartmann lobt die intensive ehrenamtliche Arbeit von „diePOP“. „Gerade solche Titelgewinne können da viel bewegen. Das war vor einigen Jahren unter anderem in Berlin der Fall, als Peak City gewonnen hat.“ Hier wird einmal mehr sichtbar, dass „local heroes“ nicht nur für fulminante Events wie das gestrige Bundesfinale steht, sondern wichtige Basisarbeit auch in Regionen leistet, in denen es bislang eine kaum sichtbare Popmusikszene gibt.
Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen
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