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„local heroes“-Bundesfinale 2019: „Emerge“ sorgen für Kontrastprogramm

Die Leipziger Band „Emerge“ will gemeinsam mit ihrem Publikum aus dem „Schatten des Alltags“ ausbrechen. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Am 9. November brachten insgesamt 15 Newcomer-Acts aus ganz Deutschland beim „local heroes“-Bundesfinale die Bühne im Kulturhaus von Salzwedel zum Beben. Mit dabei waren auch die Landesfinalisten aus Sachsen „Emerge“. Die drei jungen Leute aus Leipzig gingen mit Startnummer elf ins Rennen.

„Wir kreieren eine düstere Atmosphäre mit einer gewissen Distanz zum Publikum, die ein Gefühl von Spannung erzeugt“, kündigten „Emerge“ schon vor dem Bundesfinale an. Phillip, Timo und Wolf würden bei ihren Auftritten „so wenig wie möglich und so viel wie nötig“ sprechen, um genau diese Atmosphäre aufrecht zu erhalten und die Musik sprechen zu lassen. „Wir können also ein atmosphärisches Kontrastprogramm bieten. Trotzdem bringen wir die Leute dazu, Spaß zu haben, loszulassen und sich den Zweifeln hinzugeben, die sie jeden Tag umtreibt“, so ihre Überzeugung.

In Salzwedel lösten sie nun ihr Versprechen ein. Mit den Worten „The Room is on Fire“ kündigte Moderator Dennis Depta die drei Leipziger Jungs an. Und tatsächlich glich ihr Sound einem Donner, der Tote weckte – genau das Richtige um 22:30 Uhr. Entsprechend lebhaft ging es im Publikum zu, das durch den gitarrenlastigen Sound der Band ordentlich durchgeschüttelt wurde. Dabei punktete das Trio auch mit seiner Ausstrahlung: Die sympathischen Jungs von Nebenan, die mit ihrer Musik für eine ordentliche Eskalation sorgen.

„Musikalisch ausgefeilt und kraftvoll zugleich“ überzeugten „Emerge” bereits in Leipzig. Diesen Eindruck konnten sie auch in Salzwedel unterstreichen. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Konzentration auf das Wesentlichste

„Wir legen bei unserer Musik Wert darauf, dass sie interessant und ausgefeilt ist, aber trotzdem zugänglich“, erklären sie das, was nun auch das Salzwedeler Publikum erleben durfte. „Wenn wir Songs schreiben, achten wir auf die Details. Aber am Wichtigsten ist immer, ob das Feeling des Songs stimmt, und der Song überhaupt zu uns passt. Wir wollen ein vielseitiges Programm schaffen, das aber trotzdem einen musikalischen Zusammenhang erkennen lässt“. Dabei versuchen sich „Emerge“ auf das Wesentliche zu konzentrieren: Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang – und vielleicht ein paar elektronische Elemente, die sie vor Kurzem für sich entdeckt haben.

Inhaltlich sind „Emerge“ hingegen deutlich breiter aufgestellt. Sie bewegen sich „von gesellschaftskritischen Punkten bis hin zu der Reflexion eigener Gedanken und Gefühle“. „Wir beschäftigen uns mit der schmerzenden Wahrheit, die wir oft zu vertuschen versuchen, und die wehtut“, erklären die Drei. „Die Inspiration kommt von Beobachtungen im täglichen Leben, eigenen Erfahrungen und tiefer Selbstreflexion. Das sind die Dinge, die uns sehr beschäftigen, und die raus müssen. Genau das tun wir mit der Musik.“

Interview bei Howie Yagaloo. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„local heroes“ – hier geht es nicht um Profit

„Local heroes“ haben die jungen Leute übrigens schon länger „auf dem Schirm“. 2018, kurz nach der Gründung der Band, seien sie bei einem Landesfinal-Konzert gewesen. „Wir waren ziemlich überwältigt von der Stimmung und den Bands, die dort spielten, und nahmen uns vor, es im nächsten Jahr auch zu probieren“, erinnern sie sich zurück. „Dadurch kamen wir zum „Bandclash“. Für uns war es schon sehr aufregend, mal im Landesfinale in der Halle D des „Werk 2“ in Leipzig spielen zu können. Dann auch noch bis ins Deutschlandfinale zu kommen, war einfach Wahnsinn.“ In der Zeit nach dem Landesfinale hätten sie viel über die Band nachgedacht und sich vor allem mit den Dingen beschäftigt, die nicht direkt etwas mit dem Musikmachen zu tun hätten. Daneben hätten sie fleißig an neuen Songs gefeilt. „Auch das Coaching, das wir durch den Bandclash-Sieg erhalten haben, hat uns weitergebracht und geholfen, uns als Band musikalisch sowie organisatorisch weiterzuentwickeln.“

Worauf werden Publikum und Jury bei ihrer Beurteilung wohl Wert legen? Für „Emerge“ war klar: Der Fokus liegt auf Songwriting, Performance und Image. „In erster Linie müssen die Songs und die Performance gut sein. Das ist die Grundlage für einen guten Gig. Wenn das Image bzw. das Gefühl, das von der Band auf das Publikum übergeht, zu den anderen beiden Kriterien passt, dann ist der Gig wohl perfekt. Für uns sind auf jeden Fall diese drei Kriterien entscheidend, um bei einem Gig zu überzeugen.“ Das klingt, wie ein Rat von „alten Hasen“ – und das ist er in gewisser Weise auch. Denn „Emerge“ sind erfahren, was Bandwettbewerbe betrifft. So positiv wie bei „local heroes“ waren die Erfahrungen bislang jedoch nirgends: „Bei keinem war das Gefühl des gegenseitigen Supports, sowohl zwischen den Bands als auch zwischen Bands und Publikum, so groß. Es ging nicht um Geld oder Profit, sondern wirklich darum, Bands zu fördern und voranzubringen. Trotzdem waren die Locations ausverkauft. Daneben gab es interessante und lehrreiche Workshops, die viele Gesichtspunkte von dem ‘Drumherum‘ einer Band beleuchtet haben.“ Sie jedenfalls seien froh, dabei gewesen zu sein und viel in dieser Zeit gelernt zu haben.

Unplugged auf der Foyer-Bühne. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„local heroes“ stärkt die Motivation

Noch wenige Stunden vor ihrem Auftritt in Salzwedel waren sie der Meinung, dass das bisher schönste Ereignis ihrer bisherigen Bandgeschichte der Sieg beim Bandclash-Landesfinale in Leipzig gewesen sei. Vor allem, weil sie „niemals gedacht hätten soweit zu kommen“. In der freien Hansestadt wollten sie nun einfach einen „geilen Abend“ mit vielen neuen Musikerkollegen erleben, eine „super Show“ abliefern, um das Publikum zu überzeugen und auch neue Fans zu gewinnen. Nach den eindrucksvollen Erlebnissen während des Bundesfinales dürften sie diese Einschätzung nun revidieren und der „extreme Motivationsschub“ des Landesfinales noch einmal neue Kraft bekommen haben.

Auch unter Musikern gilt: Nach dem Gig ist vor dem Gig. Doch es brauche „kontinuierliches und strukturiertes Engagement“, um in der Szene bestehen zu können, so die Überzeugung von „Emerge“. „Man muss als Band in erster Linie voll hinter dem stehen, was man tut und was man will. Dann braucht man einen Plan, den man verfolgt“. Außerdem sei Organisation ein ganz wichtiger Punkt. An diesem hätten sie in letzter Zeit viel gearbeitet. Doch das sei gleichzeitig auch ein Prozess, der ständig weitergehe. „Es gibt nie die perfekte Lösung, die immer funktioniert. Wichtig ist auf jeden Fall: immer nach vorn schauen und aus Fehlern lernen.“

Meet and Greet hinter den Kulissen: „Emerge” und Pierre Eichner vom Verein KulturLounge e.V. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

In Zukunft möchte die Band sich zunächst darauf konzentrieren, eine lokale Fanbase aufzubauen und den Fokus daraufsetzen, live unterwegs zu sein. Gerne möchten sie die Region außerhalb Leipzigs erkunden und mehr Konzerte im Umland spielen. „Außerdem wird es nächstes Jahr auch einen neuen Release geben.“ Dass das nicht einfach werden könnte, dessen sind sie sich wohl bewusst. „Das Problem ist, dass es immer schwieriger wird, als neue Band zu ‘überleben‘ und sich voll auf die Musik zu konzentrieren. Zu groß ist die Unsicherheit, am Ende nichts ‘in der Hand zu haben‘. Die Gründung von Bands und das Zusammenbringen von Musikern, besonders von jungen Leuten, sollte stärker gefördert werden. „Contests wie der ‚Bandclash‘ tun dies in gewisser Weise auch. Vor allem in Leipzig gibt es Locations wie die ‘Villa‘, die junge Leute zum Musikmachen bringt. So etwas sollte stärker unterstützt werden.“

Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen

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