Direkt zum Hauptbereich

Terrifying High Clouds beim local heroes-Bundesfinale 2017

(Terrifying High Clouds // Fotograf: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Für „Terrifying High Clouds“ – bestehend aus Marc, Richard, Melvin und Tony – wurde es im local heroes-Bundesfinale mit der Startnummer sechs ernst. 2012 hatte sich die junge Band aus Rostock gegründet - und schon einiges gemeinsam geschafft. „Die Arbeit an unserer selbstproduzierten Debüt-EP ‚Feinster Plunder‘ war unsere bisher größte Herausforderung. Im Vorfeld gab es eine personelle Umstrukturierung, nach einigen Experimenten hatten wir herausgefunden, dass wir als Quartett einfach am besten funktionieren. Die Studioarbeit und all die Organisation drum herum wie Artwork, Presswerk oder Release-Party waren unglaublich kräftezehrend, letztendlich haben wir aber auch unsere schönsten Momente in dieser Umsetzung gefunden.“

Ihren Stil beschreiben die Vier als „ziemlich wild“. Der Spaß am Musik machen steht absolut im Vordergrund. Dabei sind sie ausgesprochen kreativ: „Wir haben ein Grundgerüst, das sich irgendwo zwischen Rock und Funk ansiedelt, dazu meist gerappte Texte und immer wieder musikalische Exkurse in Gebiete wie Jazz, Post-Rock oder Reggae sowie krumme Takte und ausladende instrumentale Konzepte.“ Dementsprechend gehen ihre individuellen Vorbilder auch weit auseinander. Unter ihnen sind Rapper wie Goldroger oder Käptn Peng, Bands wie die jungen Red Hot Chili Peppers oder Radiohead und auch Exoten wie Snarky Puppy, Mogwai oder King Gizzard & The Lizard Wizard. Wichtig sind den Bandmitgliedern dabei vor allem zwei Aspekte: Sie wollen abwechslungsreich sein und nicht vorhersehbar. „Wir versuchen, durcharrangierte instrumentale Konzepte mit Geschichten zu paaren, die im Text erzählt werden und ein möglichst kontrastreiches Bild ergeben. Natürlich haben wir auch Pop-Elemente und -Strukturen, aber da ist uns ein Ausgleich enorm wichtig“, fassen sie zusammen.

„Die Musik und die Leidenschaft müssen echt sein, dann kommen sie auch beim Zuhörer an“, sind „Terrifying High Clouds“ überzeugt. (Fotograf: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Die Teilnahme am local heroes-Wettbewerb kam für "Terrifying High Clouds" recht unerwartet. Für das Landesrockfestival MV wurden sie aufgrund eines Ausfalls nachnominiert und haben den Contest sehr zu ihrer eigenen Überraschung gewinnen können. Danach ging für die jungen Leute alles ziemlich schnell. „Wir freuen uns in jedem Fall über die Vernetzungsmöglichkeiten und Angebote, uns weiterentwickeln zu können.“

Die kurze Vorbereitungszeit von weniger als zwei Wochen haben die Vier gut genutzt: „Wir wollen uns ganz tief in eure Herzen spielen“, lautete ihr Vorsatz zu Beginn ihres Auftritts. Mit im Gepäck hatten sie dafür übrigens nicht nur die klassische Instrumentierung. Melodika und diverse Percussions unterstützen das musikalische Gesamtbild nach Kräften.

Während des Interviews mit Pop10 & Yagaloo wurde für die Fans Pizza gebacken. (Fotograf: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Apropos Unterstützung: 2016 wurde local heroes-Projektleiterin Julia Wartmann vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes und der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung in das Fellow-Netzwerk berufen (www.kreativ-bund.de). Seither kann sie das Wissen um die Bedürfnisse junger Musizierender in Deutschland auch auf politischer Ebene weitergeben. Eine Chance, die auch „Terrifying High Clouds“ nicht verstreichen lassen möchten. „Attraktive Jugendzentren und Proberaumkomplexe sind enorm wichtig für die lokale Kulturentwicklung. Leider sind diese oft Mangelware, besonders in sozial schwächeren Vierteln. Zur Förderung von Bands könnte es mehr Unterstützung für lokale Workshops geben, um einen Austausch und eine Weiterbildung von jungen Musikschaffenden zu unterstützen“, formulieren sie ihr Anliegen. In ihrer musikalischen Heimat Rostock läuft es für sie hingegen ziemlich rund. „Wir haben ein gutes Netzwerk von Künstlern aus allen möglichen Richtungen und können eine Menge durch unsere leidenschaftliche und ehrenamtliche Arbeit erreichen. Wir würden uns lediglich wünschen, dass der Wert dieser, ich nenne es mal ‚Underground‘-Kultur, auch von politischer Seite anerkannt wird.“

Unplugged auf der Pop10 & Yagaloo-Bühne im Foyer. (Fotograf: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Nach dem Bundesfinale ist für sie vor der nächsten kreativen Phase. „Wir haben gerade erst unser erstes Musikvideo veröffentlicht und sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir denken, da wird demnächst ein weiteres folgen. Ansonsten haben wir uns über den Winter das Schreiben neuer Songs vorgenommen, und auch der ein oder andere Besuch in einem Tonstudio steht auf dem Plan.“

Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen

Kommentare