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Haggefugg beim local heroes-Bundesfinale 2017

(Haggefugg // Fotograf: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Mittelalter-Rock vom Feinsten und noch dazu etwas fürs Auge“, lautete das Urteil beim local heroes-Landesfinale in Köln. Und in der Tat: „Haggefugg“ gehörten wohl zu den ungewöhnlichsten Teilnehmern des diesjährigen Newcomercontests. „Prost-Mittelalter-Party-Rock“ ist das Metier von Yannick, David, Henrik, Alexander, Tim und Carsten, die auch in Salzwedel Dudelsack, Schalmei und allerhand weitere Instrumente im Gepäck hatten, die im Kulturhaus eher selten live zu erleben sind.

Mit diesem interessanten Musikstil vertrat die Band Nordrhein-Westfahlen im Bundesfinale und ging mit der Startnummer zwölf ins Rennen. Dass sie ihr Handwerk beherrschten, zeigten die Musiker eindrucksvoll. Denn:„DUDELSÄCKE... Die Biester sind wetterfühlig, laut und haben geradeso eine None – nicht chromatisch – zur Verfügung. Da muss man wirklich kreativ werden, damit sich nicht alles gleich anhört.“

„Wir lassen uns von der kompletten Vielfalt der (Mittelalter-)Szene und unseren persönlichen musikalischen Hintergründen und Hörgewohnheiten inspirieren“, sagen „Haggefugg“. (Fotograf: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Nicht nur die mitgereisten Fans reagierten äußerst positiv auf das Sextett. "Wir sind Haggefugg - Ihr seid HAGGEFOLL", ertönten alsbald die Sprechchöre. Die Band hatte ihr Publikum im Salzwedeler Kulturhaus fest im Griff. Ihre eingängigen Melodien und der spannende Mix aus mittelalterlichen Klängen zu rockigen Gitarrenriffs war ein außergewöhnlicher Akzent im sowieso schon sehr vielseitigen Line-up des diesjährigen local heroes-Bundesfinales.

Gegründet hat sich die Band erst im Januar 2015 im Rahmen einer kleinen Konzertreihe, die sie selbst ins Leben gerufen haben. Seither bleiben sie am Ball. „Mit einem ‚demokratischen Haufen‘ von sechs Musikern ist jede Probe, jedes Konzert und jede Organisation eine – meist schöne und unterhaltsame – Herausforderung.“ Es habe etwas gedauert, bis sie eine funktionierende Organisations- und Informationskette stehen hatten. Doch die bei weitem größte Herausforderung sei ganz sicher die Produktion ihres Debüt-Albums „Metgefühl“ in Eigenregie gewesen. Da seien auch schonmal Fetzen geflogen. „Das Ergebnis und die folgenden Konzerte waren jedoch alle Mühe wert. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich! Und so kommt es, dass sich der Tag der Veröffentlichung mit unserem ersten Konzert auf einer wirklich großen Bühne (Freilichtbühne Loreley auf dem 20 Wahre Jahre Festival von InExtremo) die Waage hält, wenn wir nach dem schönsten Moment gefragt werden.“

(Haggefugg // Fotograf: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Schöne Erlebnisse, die verbinden sie auch mit local heroes. „Endlich mal ein Wettbewerb, der wirklich Wert auf den Fortschritt der Bands legt, anstatt das Geld der Fans an erste Stelle zu packen!“ Während der gesamten Zeit bei local heores NRW („Vorrunde, super Coaching & Finale“) hätten sie sich sehr wohl gefühlt; sie konnten tolle Kontakte knüpfen und hätten wirklich viel gelernt.

Während des Interviews mit Pop10 & Yagaloo wurde für die Fans Pizza gebacken. (Fotograf: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Doch das ist nicht überall so, wie sie dem local heroes-Team noch vor ihrem Auftritt im Kulturhaus berichteten. „Wir sehen seit Jahren, wie bei uns in Köln die Subkultur durch Gentrifizierungen aller Art kaputt geplant wird. Sowohl bezahlbare Veranstaltungsräume für kleine und mittelgroße Bands, als auch Szene-Treffpunkte/Bars, verschwinden nach und nach. Um nur wenige zu nennen: Bogen 2 (übrigens mit vielen Proberäumen), Cave, VS., Lalic, Underground, Papierfabrik, Sensor usw. Weiteren Locations geht es wohl bald auch an den Kragen.“ Die Band wünscht sich daher eine Stärkung des Musikunterrichts an (öffentlichen) Schulen – qualitativ und quantitativ –, um die Wertschätzung für Musik und (Sub-)Kultur in allen Schichten und Bevölkerungsgruppen, bis hoch zu den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft wieder zum Thema zu machen. „Was bringen schöne Häuser, wenn die Stadt, in der sie stehen, langweilig ist? Bezahlbare, vielleicht öffentlich geförderte Proberäume! Der Stoff, aus dem die Träume sind.“

Unplugged auf der Pop10 & Yagaloo-Bühne im Foyer. (Fotograf: Sascha Schröder / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Haggefugg“ jedenfalls bleiben am Ball. „Für 'nur' gut gespielte Musik kann man Radio oder CDs hören. Livemusik muss ein Erlebnis sein“, sind sie überzeugt. Sie wollen aus dem Alltag entführen. Sie wollen nicht ‚klingen wie XY‘, sondern ihr eigenes Ding machen. Für die Zukunft haben diese jungen Musiker noch viel vor: „Durch die Lande streifen und spielen, spielen, spielen. Eine Bühne nach der anderen erobern! Repertoire ausbauen, Album Nr. 2, dem Teufel guten Tag sagen!“

Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen

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