Am 10. November brachten insgesamt 14 Newcomer-Acts aus ganz Deutschland beim „local heroes“-Bundesfinale die Bühne im Kulturhaus von Salzwedel zum Beben. Für Rheinland-Pfalz war die Sängerin, Songwriterin und Produzentin „Ivory Stone“ ins Rennen gegangen und begeisterte Jury und Publikum.
„Bei allem steht das Gefühl ganz vorne, egal ob lautere oder leisere Töne, es muss mich immer emotional packen“, sagt „Ivory Stone“. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„local heroes“-Geschäftsführerin Julia Wartmann hatte sich Singer-Songwriter im diesjährigen Wettbewerb gewünscht – und „Ivory Stone“ aus Mainz war zur Stelle. Die 26jährige, die eigentlich Tabea Steinhauer heißt, hatte im „local heroes“-Bundesfinale 2018 eine echte Sonderstellung. Zum einen ist sie als einziger Act des Abends „auf Solopfaden unterwegs“. Zum anderen war sie eine der ganz wenigen Frauen an diesem Abend.
Ivory Stone live im Kulturhaus Salzwedel. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Für die Musikerin keine neue Erfahrung. „Leider ist das eine Position, in der ich mich häufiger sehe und mit der ich mich dementsprechend schon etwas auskenne“, verrät sie bereits vor dem Start des Wettbewerbs im Kulturhaus von Salzwedel. „Ich habe selbst lange in Bands gespielt und hatte dabei auch immer sehr viel Spaß.“ Es mache für sie allerdings keinen großen Unterschied, als Solokünstlerin oder als Teil einer Band anzutreten. Letztlich müsse man seine eigene Musik so gut wie möglich auf die Bühne bringen, ist sie überzeugt. Im Verlauf des „local heroes“-Wettbewerbs sei es jedenfalls kein Nachteil gewesen, dass sie allein auftrete. „Als einzige oder eine von wenigen Frauen dabei zu sein, ist leider auch nichts Neues. Es gibt definitiv nicht genug weibliche Künstler, deren Arbeit ausreichende Aufmerksamkeit erhält. Das betrifft nicht nur die Musikindustrie.“ Sie selbst wolle sich davon nicht einschränken lassen, aber sie freue sich auch auf Zeiten, in denen das nicht mehr so sein werde. „Je schneller wir dahin kommen, desto besser. Und bis dahin – Augen zu und durch.“
Was verbirgt sich hinter „Ivory Stone“? Moderator Howie Yagaloo stand sie im Foyer des Kulturhauses Rede und Antwort. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Bereits im vergangenen März war Ivory Stone auf den lokalen „local heroes“-Ableger „Rockbuster“ in Rheinland-Pfalz aufmerksam geworden und hatte sich dort beworben. „Ich hätte aber nie gedacht, dass ich letztlich tatsächlich mal im Bundesfinale lande. Die drei Konzerte, die ich im bisherigen Verlauf meiner Teilnahme spielen durfte, gehören für mich zu den Highlights dieses Jahres“, so „Ivory Stone“. Was sie am 10. November in Salzwedel mit der Startnummer 13 ablieferte, dürfte dem Publikum in Erinnerung bleiben: Denn die Sängerin, Produzentin und Pianistin brachte echte Gefühle auf die Bühne. Ihre ehrlichen, atmosphärischen Songs stellten ihr musikalisches Talent perfekt zur Schau und brachten eine völlig neue Nuance in das „local heroes“-Bundesfinale. So mancher im Zuschauerraum wird sich gefragt haben: Wer ist diese junge Frau, die Musik schon immer als Teil ihres Lebens beschreibt? Im zarten Alter von etwa sieben Jahren begann sie, Klavier zu spielen, und das ganz klassisch. „Irgendwann wuchs dann aber der Wunsch, modernere Töne anzuschlagen. Ich fing an zu singen und eigene Songs zu schreiben“, erinnert sie sich zurück. „Mit meinen eigenen Songs live aufzutreten habe ich mich vor circa sechs Jahren das erste Mal getraut.“ Stilistisch bewegt sie sich heute „zwischen Birdy und Florence + the Machine“, die sie beide sehr gerne möge. „Meine eigene Musik in Genre-Begriffe zu fassen fällt mir tatsächlich schwer. Es ist hauptsächlich Singer Songwriter mit Indie und Synth-Pop-Einflüssen, manchmal ein bisschen sophisticated, aber immer Pop“, versucht sie eine nähere Beschreibung.
Die „local heroes“-Finalisten 2018 konnten sich auf der unplugged-Bühne von einer völlig anderen Seite präsentieren. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Was sie aber ganz genau weiß: „Mir ist die Liebe zur Musik und zum Detail sehr wichtig. Dazu gehören vor allem stimmige Texte und Melodien, die einen mitnehmen, einlullen und entführen.“
Für den längerfristigen Erfolg eines Musikprojektes sieht die Künstlerin klare Faktoren: „Ich glaube, neben den musikalischen Anforderungen an sein eigenes Instrument (die Stimme), ist ein langer Atem sehr wichtig. Ich glaube, dass die unterschiedlichsten Musikstile und Acts ihr Publikum finden können. Nur dort hin zukommen erfordert viel Zeit und Kraft. Für mich bedeutet das, neben der tatsächlichen Arbeit am Projekt, an der Musik und an den Business-Fragen drumherum, einen Ausgleich zu haben. Ich jogge und mache Yoga zur Entspannung, das hält mir den Kopf frei, um mich bei der Arbeit auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Aber in erster Linie: die Liebe zur Musik. Die muss man aktiv pflegen und bewahren, damit sie im Stress des Musikeralltags nicht untergeht.“
Ivory Stone unplugged auf der Foyerbühne. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Dass das nicht immer einfach ist, dessen ist sich die junge Frau wohl bewusst. „Der eigene Schweinehund kooperiert gerne mit den Selbstzweifeln, um auch das letzte bisschen Motivation aus den Knochen zu saugen.“ Wenn man aber erstmal so richtig in Schwung sei, falle es auch wieder leichter. „Immer schön dran bleiben - steter Tropfen höhlt den Stein.“
Das heißt es jetzt übrigens auch für Ivory Stone. Derzeit arbeitet sie an der nächsten EP und ist fleißig am Songs schreiben und produzieren. Diese möchte sie nächstes Jahr veröffentlichen, mehr Konzerte spielen und mehr tolle Erfahrungen mit Publikum und Fans sammeln – egal ob live oder online.
Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen
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