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Beste Newcomer-Band 2018: Perez aus Stuttgart holen „local heroes“-Titel nach Baden-Württemberg

Am 10. November brachten insgesamt 14 Newcomer-Acts aus ganz Deutschland beim „local heroes“-Bundesfinale die Bühne im Kulturhaus von Salzwedel zum Beben. Durchsetzen konnten sich das HipHop-Duo „Perez“ aus Baden-Württemberg (Jurysieg). Sie sind die Gewinner der Nacht, in der insbesondere Rap-Bands und deutschsprachige Acts brillierten.

Auch wenn der Wettbewerbsgedanke bei „local heroes“ nicht im Vordergrund steht, so war die Freude bei den Jurysiegern „Perez“ dennoch gigantisch. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

HipHop aus Stuttgart – das haben eingefleischte Fans seit 2013 und dank über 100 Konzerten auch mit der Band „Schlaraffenlandung“ verbunden. Doch die Musik von Jannik und Moritz hat sich weiterentwickelt und so sollte sich auch der Name der Band verändern. Mitte August 2018 wurde aus „Schlaraffenlandung“ nun „Perez“. Ihrem Erfolg tat das jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Bereits beim „Play Live“-Finale 2017 haben sie, neben einem Slot beim Southside Festival 2018, ihr „local heroes“-Ticket gezogen und freuen sich seit dem, „neue Bands und Künstler aus dem ganzen Land kennenzulernen und mal zu sehen, was im Rest von Deutschland so geht“. Dass sie am Ende als Sieger aus dem bundesweiten Newcomer-Wettbewerb hervorgehen würden, hätten sie wohl selbst kaum erwartet.

„Ein Künstler besteht aus viel mehr als nur Noten und Takten“, das haben „Perez“ im „local heroes“-Bundesfinale bewiesen. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Los ging es für „Perez“ am 10. November mit der Startnummer drei. Jannik zögerte keine Sekunde und nahm den gesamten Raum in „Highspeed“, mit tiefgründigen Texten, mitreißendem Flow und einer unvergleichlichen Bühnenpräsenz, ein. „Lasst uns mal für 20 Minuten vergessen, dass wir auf einem Contest sind. Wir haben Bock auf Musik!“, so seine Aufforderung an das Publikum, das sofort gehorchte und sogar erste „Textsicherheiten“ bewies. Moritz überzeugte währenddessen am Schlagzeug mit einer punktgenauen Performance. Außerdem nutzte das Duo die Bühne, um mit dem Song „Namaste“ ein Statement gegen Nazis zu setzen.

Perez live im Kulturhaus Salzwedel. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Sie selbst würden das, was sie tun, übrigens so beschreiben: „Unser Stil bewegt sich irgendwo zwischen HipHop und Popmusik. Wir versuchen, die Teile der jeweiligen Musikrichtung zu nehmen, die uns persönlich am besten gefallen. und sie dann zu etwas zusammenzubringen, das wir selbst gerne hören würden.“ Vorbilder, so sagen Jannik und Moritz, hätten sie nicht wirklich. Es gebe natürlich Künstler, „die man feiert und zu denen man aufsieht“, aber sie versuchen sich musikalisch so wenig wie möglich von ihren Playlisten beeinflussen zu lassen. Besonderen Wert legen die beiden Künstler hingegen auf Vielschichtigkeit. musikalisch und auch textlich. „Die Musik soll Ecken, Kanten und Akzente haben, die man vielleicht erst beim mehrmaligen Hören entdeckt. Textlich wollen wir etwas transportieren, eine Aussage in den Texten haben. Man hat dieses Sprachrohr, also sollte man es auch nutzen“, sind sie überzeugt. Das Duo selbst setzt sich daher insbesondere gegen den immer stärkeren Rechtsruck, Sexismus und Ressourcenverschwendung ein. Das seien ihre Hauptthemen, wenn sie „hier und da zu Moralaposteln mutieren“. Doch es gebe so vieles, das in der Welt nicht gut laufe und das ihre Generation beschäftige.

Perez (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Perez werden derweil nicht müde, ihre Gedanken in Songs zu packen. „Wir schreiben sehr viel Musik. Wir wollen in nächster Zeit einiges davon rausbringen“, erläutern die beiden ihre nächsten Schritte. „Im Frühjahr geht es auf Tour und bis dahin spielen wir noch einige Shows in Clubs mit guten Freunden.“ Dass es darüber hinaus aber noch einiges mehr braucht, um ein Musikprojekt über längere Zeit bestehen zu lassen, ist dem Duo durchaus bewusst. „Intern braucht es Musiker, die an einem Strang ziehen, eine Vision haben und den nötigen Willen, etwas zu investieren. Extern braucht ein Projekt das gewisse Etwas, das dem Zuhörer ein Gefühl von Verbundenheit gibt. Sowohl musikalisch als auch textlich. Wenn man dann alles getan hat, was in seiner Macht steht, ist es aber vor allem Glück. Wir nehmen also alles, was wir haben, und geben es der Band.“

Was verbirgt sich hinter „Perez“? Moderator Howie Yagaloo standen sie im Foyer des Kulturhauses Rede und Antwort. (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Zur einstigen „local heroes“-Band „Madsen“, die an diesem Abend als Special Guest auf der Bühne standen, haben die beiden übrigens eine besondere Verbindung. „Wir hören Madsen seit ihrem ersten Album“, gestehen sie vor der Show. „Es ist immer interessant, herauszufinden, wie ein Künstler oder eine Band erfolgreich wurde. Als Konsument bekommt man ja oft nur die Spitze mit. Plötzlich war das da und es war überall. Jegliche Erfolgsgeschichte inspiriert auf eine gewisse Weise, weiterzumachen. So auch Madsen.“ Die Motivation, die von deren aktuellem Album „Lichtjahre“ ausgeht, kommt bei ihnen an, denn auch sie haben eine Geschichte mit Höhen und Tiefen. „Jan hat sich vor einiger Zeit dafür entschieden, Musiker zu sein. Das Studium dann final abzubrechen, war ein Kampf, ja. Ist ja auch ein Schritt ins Ungewisse. Mo macht neben der Musik eine Ausbildung, das erfordert ein gutes Zeitmanagement. Wir haben aber zum Glück dieselbe Vision und Idee des Ganzen. Wir ziehen am selben Strang. So findet man für Alles eine Lösung.“

Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen

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