Am 10. November brachten insgesamt 14 Newcomer-Acts aus ganz Deutschland die Bühne im Kulturhaus von Salzwedel zum Beben. Lautstarke Unterstützung bekamen sie diesmal von keinen Geringeren als der Band „Madsen“. Durchsetzen konnten sich schließlich das HipHop-Duo „Perez“ aus Baden-Württemberg (Jury) und „Minuspol“ aus Niedersachsen (Publikum). Sie sind die Gewinner der Nacht, in der insbesondere Rap-Bands brillierten.
„Ein Künstler besteht aus viel mehr als nur Noten und Takten“, das haben „Perez“ im „local heroes“-Bundesfinale bewiesen. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„Irgendwo zwischen Wut, Wahnsinn und Wohlgefühl“ – das sind „Minuspol“ aus Niedersachsen. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Das „local heroes“-Bundesfinale 2018 war nicht zu fassen – und das in mehrfacher Hinsicht. „Jedes Jahr denken wir – besser kann es doch gar nicht werden. Und jedes Jahr kommt doch noch einmal ein Krönchen obendrauf“, schwärmte Geschäftsführerin Julia Wartmann erst vor wenigen Wochen über das hohe musikalische Niveau und die nicht minder spannende stilistische Mixtur bei den Final-Bands und -Solisten. In Salzwedel freute man sich auf ein echtes musikalisches Gipfeltreffen, einen harten, aber vielfältigen Abend für Jury und Publikum. Dass sie mit ihrer Prognose recht haben sollte, zeigte sich bereits kurze Zeit später, denn die einstige „local heroes“-Gewinnerband „Madsen“ kündigte ihre musikalische Unterstützung im Bundesfinale an – eine besondere Ehre für Aktion Musik / local heroes e.V. Auch die Fans der Wendländer fackelten nicht lange – und verhalfen dem Event zum Erfolg: Schon eine Woche bevor sich die Türen des Kulturhauses öffneten, hieß es: „Nothing, nada, cero, niente. Online sind alle Tickets vergriffen!“
Das war geballte musikalische Power: Die „local heroes“-Bundesfinalisten und das „local heroes“-Team 2018. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Salzwedel wird zum musikalischen Schmelztiegel
Die Euphorie in Salzwedel war gewaltig und riss bis in die frühen Morgenstunden des 11. Novembers nicht ab. Mit unbändigem Tanzwillen und musikalischer Vielfaltsliebe unterstützte das Publikum aus Nah und Fern seine „Helden“. Die Nacht wurde zum Tag, das Kulturhaus zum musikalischen Schmelztiegel und das „local heroes“-Bundesfinale 2018 zur Inspirationsquelle – nicht nur für die 14 teilnehmenden Newcomer-Acts.
Ein weiteres Mal hatten Julia Wartmann und ihre Mannschaft Künstler*innen, Institutionen und Kreative mit viel Rat und Tat zusammengeführt. Auf diese Weise sorgten sie auch 2018 für bewegende Momente, die am Ende mit vielen strahlenden Siegern gekrönt wurden.
„local heroes“-Moderator Maurice Gajda hatte sichtlich Freude, die 14 herausragenden Talente des Bundesfinales anzukündigen. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Den Jury-Titel „Bester Newcomer-Act 2018“ räumte am Ende die Band „Perez“ aus Baden-Württemberg ab. Mit tiefgründigen und mitreißenden Rap-Texten, atmosphärischen Beats und Live-Drums gewannen Jannik Perse und Moritz Brunner den Jurypreis. Das Publikum konnten „Minuspol“ aus Niedersachsen am meisten von sich überzeugen. Beste/r Sänger/in darf sich seit dem 10. November das Stimmwunder Jasmin Graff, Background-Sängerin der Band „Kesh“ aus Brandenburg nennen. Beste/r Instrumentalist/in des diesjährigen bundesweiten Contests ist David Heiner aus dem neu bei local heroes vertretenen Saarland, der als Pianist der Band „OQmanSolo“ die Jury überzeugte.
„Man muss sein Ding mit Liebe tun, Zeit und Herz investieren!“: Musik hat für „OQmanSolo“ keinen Selbstzweck, sondern transportiert Botschaften und Gefühle. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Thüringen und das Saarland bereichern „local heroes“
Auf dem Weg zu diesem Erfolg setzten sich diese jungen Leute im Laufe der vergangenen zwölf Monate gegen sage und schreibe 1.400 Newcomer-Bands aus ganz Deutschland durch. Insgesamt 14 Bundesländer hatten diesmal zu teils mehrstufigen Wettbewerben geladen. Während Hamburg 2018 pausierte, stieß, dank einem Kooperationsprojekt mit Ihr Einkaufsbahnhof und der Deutschen Bahn, Thüringen neu zu „local heroes“ hinzu. Durch eine Kooperation mit dem „Musikbüro Saar e.V.“ ging außerdem erstmalig wieder eine Band aus dem Saarland ins Rennen.
„Für uns ist es das Schönste, wenn nach Konzerten die Menschen zu uns kommen und sagen, dass sie unsere Musik bewegt hat“, sagen „The Great Cascade“. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Die „local heroes“-Familie wächst, gedeiht und sie ist vor allem eines – voller Kraft. Kein Wunder also, dass ProSieben-Moderator Maurice Gajda so seine Mühe hatte, nach vielen aufreibenden Stunden auch noch die letzten Sieger des Bundesfinales zu verkünden. Zu laut waren die Jubelrufe der anwesenden Gäste im ausverkauften Kulturhaus, die ihm und dem „local heroes“-Team um etwa 2:30 Uhr morgens entgegenschlugen.
Bringen den Sound der Rocklegenden auf die „local heroes“-Bühne: Noriega Mind aus Hessen. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„local heroes“ steht für mehr als nur einen Titel
Zuvor ging es übrigens völlig „basisdemokratisch“ zur Sache. Die geladenen Fachleute und die mitgereisten Fans urteilten anhand der jeweils 20-minütigen Auftritte über die größten Potentiale aus der gesamten Bundesrepublik. Dass es an diesem Abend um viel – und nicht nur einen bloßen Titel – geht, war allen bewusst. Entsprechend sorgfältig und mit dem gebotenen Ernst wurde von den meisten Anwesenden vor dem Votum auch abgewogen.
Auch wenn der Wettbewerbsgedanke bei „local heroes“ nicht im Vordergrund steht, so war die Freude bei den Jurysiegern „Perez“ dennoch gigantisch. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„Perez“, die großen Gewinner der Nacht, strahlten sichtlich, als sie ihre Preise entgegen nahmen. Sie durften sich über einen Förderpreis des Ministeriums für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt freuen, sie bekommen einen Zuschuss für bandeigene Promotion. Darüber hinaus gibt es für sie die Vorstellung in der Sendung „Soundscout“ des Deutschlandfunk Kultur, einen First Class Deal mit umfassender Releaseplanung und Storepromotion von recordJet sowie einen Gutschein für einen Einkauf beim Musikhaus Thomann über 500 Euro.
So richtig realisiert haben „Perez“, die unter ihrem alten Bandnamen „Scharaffenlandung“ Bekanntheit erlangten, ihren Erfolg in der Nacht wahrscheinlich noch nicht. „Damit gerechnet haben wir nicht“, so die Band kurz nach der Siegerehrung. Das Teilnehmerfeld, das sie, dank ihrer Startnummer drei, fast über den gesamten Abend genau unter die Lupe nehmen konnten, sei ihrer Meinung „ganz großes Kino“ gewesen. „Das Niveau war unglaublich hoch. Es waren extrem gute Bands dabei“, so ihr Fazit. Aus diesem Bundesfinale würden sie daher auch jede Menge mitnehmen, nämlich ganz viele wertvolle Kontakte. Einer der wesentlichsten Gründe, überhaupt, bei „local heroes“ mitzumachen.
Derart gut gefüllt dürfte das Kulturhaus von Salzwedel noch nie gewesen sein. Die mitgereisten Fans gaben alles – und das ziemlich lautstark. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Für die erst seit August 2018 in dieser Konstellation bestehende Band geht es nun zügig weiter. Bereits Anfang Dezember erscheint ihre nächste Single, Ende Dezember eine weitere. Anfang 2019 steht dann „touren“ auf dem Programm und dann folge auch schon der „Festival-Sommer“.
„Reiche Söhne“ sind Musiker mit Leib und Seele: „Bei uns ist es mittlerweile auch mehr so, dass wir in unserem Proberaumanwesen abhängen, als dass wir in die Uni gehen.“ (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Jury und Publikum zelebrieren Rap und deutschsprachige Texte
David Heiner („OQmanSolo“), bester Instrumentalist des Bundesfinales, sah man die Freude über seinen Erfolg ebenfalls deutlich an. „Ich bin immer noch ein bisschen aufgeregt“, gesteht er nur wenige Minuten nach der Siegerehrung. So ganz allein auf der Bühne zu stehen und dann auch noch einen Preis entgegen zu nehmen, das sei er nicht gewohnt. Der junge Mann hat sein Instrument übrigens von der Pike auf gelernt. In Mannheim studiert er Jazz-Klavier und will künftig einen professionellen Weg einschlagen. Auch er darf nun ein hochwertiges Mikrofon von Sennheiser sein Eigen nennen, mit dem er „auf jeden Fall“ etwas anfangen könne. Schließlich würden er und seine Band so einiges auch in Eigenregie aufnehmen. Die gesamte Band habe den Abend absolut genossen und bereits erste Kontakte zu anderen Teilnehmern geknüpft. Die Chance, im Rahmen von „local heroes“ zu netzwerken, wollen sie auf jeden Fall nutzen, so David.
David Heiner überzeugte am Piano: Mit seiner Band „OQManSolo“ stand er für das Saarland im „local heroes“-Finale. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Jasmin Graff, beste Sängerin des Abends, konnte ihren Preis leider nicht selbst entgegennehmen und wurde von ihrem Kollegen, Frontmann Kesh, vertreten. „Für uns am verrücktesten war tatsächlich, dass Jasmin, unsere Background-Sängerin, gewonnen hat“, so die erste Reaktion des Rappers, der den Erfolg der sehr erfahrenen und dadurch weitgereisten Sängerin gemeinsam mit den übrigen Bandkollegen überschwänglich feierte. Sie darf sich ebenfalls über ein Mikrofon von Sennheiser freuen. Für die Band „Kesh“, die an diesem Abend ihren neunten und letzten Wettbewerb spielte, hatten sich die Mühen aber ebenfalls „ausgezahlt“. Für sie lande „local heroes“ im internen Contest-Ranking definitiv auf Platz eins. „Es gibt sehr viele richtig tolle Contests. local heroes war jedoch unser Herzstück, weil hier dieses Bandfeeling so extrem war“, so der Frontmann. Der Konkurrenzgedanke habe überhaupt keine Rolle gespielt. Die Teilnehmer hätten sich vielmehr als 14 Vor-Bands von „Madsen“ gesehen, sagt er verschmitzt.
Über die Gunst des Publikums freute sich „Kesh“ ganz besonders, wie sie kurz nach der Siegerehrung gestanden. Sie selbst waren mit lediglich vier Fans angereist. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Die jungen Musiker, die den zweiten Platz in der Jurywertung sowie den dritten Platz beim Publikumsvotum abräumten, gewannen außerdem einen Albumrelease von recordJet sowie zwei Gutscheine für Equipment im Wert von 600 bzw. 400 Euro von IMG Stageline, während die Jury-Drittplatzierten und Publikums-Zweitplatzierten „Reiche Söhne“ aus Sachsen-Anhalt einen Singlerelease von recordJet und zwei Gutscheine für Equipment im Wert von 600 bzw. 400 Euro von IMG Stageline mit nach Hause nehmen dürfen. Für den Zweitstimmensieg, der ebenfalls an Reiche Söhne aus Sachsen-Anhalt ging, gab es ein Mikrofon von Sennheiser.
„Reiche Söhne“ überzeugten beim Bundesfinale der „local heroes“ mit Humor und hymnischen Melodien. Dafür wurde die Band aus Sachsen-Anhalt gleich mit mehreren Preisen ausgezeichnet. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Die Publikumssieger „Minuspol“ aus Niedersachsen waren kurz nach ihrer Prämierung noch sichtlich baff. „Wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem wir das realisiert haben“, sind sie sich einig. „Damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Sänger Julian Diener, dem sein mutiger „Gang ins Publikum“ – Stagediving und Moshpit inklusive – wohl dauerhaft in Erinnerung bleiben wird. Ihr Preis: Ein Gutschein für einen Einkauf beim Musikhaus Thomann über 500 Euro sowie einen Album- und einen Single-Release, gestiftet von recordJet. Und noch mehr, denn auch sie hätten „einfach eine gute Zeit gehabt“ und viele neue Leute kennen gelernt. „Das kann uns keiner mehr nehmen.“ Feiern konnten „Minuspol“ auf jeden Fall fulminant. Denn die Band hatte das fast Unmögliche geschafft und gleich zwei volle Fanbusse mit nach Salzwedel gebracht. Das Besondere: Für die Fans entstanden gar keine Kosten. Diese hatten die Musiker durch fleißige Sponsorenarbeit generieren können. Und das drei Wochen vor dem Bundesfinale.
Für „Minuspol“ war der Abend „der Hammer“. Die Publikumssieger gestehen: „Wir haben noch nie vor so vielen Menschen gespielt.“ (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Jede Band erhält überdies eine „local heroes“-Fördermitgliedschaft für ein Jahr. Insgesamt wurden die hervorragenden Leistungen aller teilnehmenden Bands mit Preisen im Wert von über 10.000 Euro gewürdigt.
„local heroes“ gibt besonderen Talenten eine Bühne
Zu Recht, so auch das Urteil der diesjährigen „local heroes“-Fachjury, die die Qual der Wahl zwischen Singer-Songwriter-Kunst, HipHop, Post-Punk, Rock’n’Rap, Groovecore, Funk, Alternative Party Rock und vielem, vielem mehr hatte.
Multiinstrumentale Live-Energie, Soul und Rap: Das ist das Erfolgsrezept der Band „The Ladies Home Journal“ (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Neu im Team war Svenja Mahlstede von Sony/ATV Music Publishing, dem Musikverlag der Sony Corporation und heute größtem Musikverlagsunternehmen der Welt. „Ich wusste gar nicht, was mich erwartet“, gesteht sie, obschon ihr „local heroes“ zuvor schon ein Begriff gewesen wäre. Umso beeindruckter war sie vom hohen Niveau und der Diversität der Musikstile innerhalb des Teilnehmerfelds. Eine Entscheidung sei hier nicht einfach gewesen. Über die Einladung zum Bundesfinale habe sie sich sehr gefreut – vor allem auf die Gelegenheit, sich so viele Bands so komprimiert anzusehen. Immerhin sind es 14 Bands in acht Stunden. Das sei sehr speziell und sehr besonders, ebenso wie übrigens auch die sehr gute Organisation des Abends.
Fachgespräche hinter den Kulissen: Die Jurorinnen Svenja Mahlstede und Angela Peltner stehen zusammen mit Kollege Jorin Zschiesche der „local heroes“-Presseabteilung Rede und Antwort. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Auch in der mit den unterschiedlichsten Fachleuten besetzten Jury habe sie sich sehr wohl gefühlt. Da gebe es Musiker mit einem speziellen Blick und Menschen wie sie, für die andere Aspekte im Vordergrund stehen. So achte sie etwa darauf, wie „fertig“ eine Band bereits sei, wie klar eine Richtung erkennbar sei. Denn eine Band, die sich bereits „gefunden“ hat, sei natürlich auch für ein größeres Unternehmen interessant.
Insgesamt neun Fachfrauen und -männer aus unterschiedlichen Bereichen der Musikindustrie hatten beim „local heroes“-Bundesfinale 2018 die Qual der Wahl. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Daneben stellt sich 2018 das „bewährte Kernteam“ der Jury-Herausforderung, Deutschlands besten Newcomer-Act zu küren. Mit dabei waren unter anderem der Singer-Songwriter Tim Gerrits sowie die Musikerin Angela Peltner. Sie ist Trägerin des Panikpreises von Udo Lindenberg und spielte mit Größen wie Nena, Pur oder auch Glasperlenspiel. Teil der „local heroes“-Jury waren außerdem der bekannte Musikproduzent Peter Hoffmann und der Musikjournalist Ole Löding. Er berichtet für Medien wie die FAZ, Deutschlandradio Kultur oder die Vinyl Stories. Der Autor des Popmusik-Reiseführers „Sound of the Cities“, recherchierte und textete zudem die Inhalte der neuen Web-App „Sound of #urbanana“. Mit von der Partie waren zudem seine Kollegen Martin Risel von Deutschlandfunk Kultur und Ramon Zarges, Musikjournalist bei MDR Sputnik. Verstärkt wurden sie abermals durch Jorin Zschiesche, Captain von recordJet (u.a. Milky Chance, Alice Merton) und der Filter Music Group. Auch Sänger Max Buskohl nahm die Newcomer erneut ganz genau unter die Lupe nehmen.
„Bei allem steht das Gefühl ganz vorne, egal ob lautere oder leisere Töne, es muss mich immer emotional packen“, sagt „Ivory Stone“. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Diese Bands sind souverän
Das Gesamtfeld sei in diesem Jahr stärker und aufgeräumter, so das Fazit von Angela Peltner. Man habe – im Vergleich zum Vorjahr – viel mehr Spaß zuzuhören. Dem stimmt auch ihr erfahrener Jury-Kollege Jorin Zschiesche zu. „Es ist interessant, dass es einfach jedes Jahr wechselt. Ein Jahr haben wir extrem viele gute Bands. Im anderen Jahr ist es wiederum relativ eindeutig, wer gewinnt.“ Die Entscheidungen, da waren sie sich einig, seien diesmal aufgrund der unterschiedlichsten Charaktere nicht einfach zu treffen gewesen. Aufgefallen ist den beiden vor allem die Bühnenpräsenz der Teilnehmer. „Sie ist generell souveräner“, ist Angela Peltner vom Agieren der Künstler mit dem Publikum überzeugt. „Besonders herauszustellen sind hier ganz sicher die, die wenig Fans mitgebracht haben, aber das Publikum dazu kriegen, mitzugehen. Hier gab es diesmal wirklich Acts, die das herausragend gemacht haben“, ergänzt Jorin Zschiesche. Hinsichtlich der handwerklichen Fähigkeiten attestiert Angela Peltner den Bands Solidität. Es sei im Durchschnitt sogar solider als im Vorjahr gewesen.
„Ohne meine Band wäre ich nicht ‘Kesh‘“, sagt Max Meißner aus voller Überzeugung. „Such‘ dir keine Männer, die dir ein Schiff bauen, such‘ dir Männer, die Sehnsucht nach dem Meer haben!“ (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Juror und Musikjournalist Ole Löding war zum zweiten Mal mit von der Partie. Ihm sei eine Vielzahl von Kriterien wichtig, allen voran die Spielfreude. „Ich möchte spüren, dass die Band Freude auf der Bühne hat. Dass sie Freude daran hat, mit dem Publikum zu arbeiten, es anzuheizen und eine fantastische Show zu spielen.“ Dafür hätten sie nur 20 Minuten. Das sei eine knappe Zeit, da ein Publikum „auf seine Seite zu bringen“, gar nicht so einfach sei. „Das funktioniert nur, wenn man das Musikmachen liebt, wenn man mit Leidenschaft und Identifikation dahinter ist.“ Daneben sei für ihn „eine gewisse innovative Herangehensweise“ wichtig. Das seien für ihn Bands, die sich eben nicht zu sehr an Vorbildern orientieren würden, sondern versuchen, „einen eigenen Weg zu gehen und einen eigenen Stil, sowohl textlich als auch musikalisch als auch vom Sound, zu entwickeln“. Genau das habe er auch bei einigen im „local heroes“-Bundesfinale gefunden – Darbietungen mit „eigener Haltung und eigenem Ansatz“. Viele hätten mittlerweile verstanden, dass „in unserer pop-musikalischen Gegenwart“, die durch Social Media geprägt ist, eine gute Bühnenshow eine besondere Rolle spiele.
„Wir wollen feiern, lachen, tanzen und aus dem Alltag ausbrechen. Dafür gibt es Musik. Eine Band, die das schafft, hat die beste Wertung verdient“, sagen Fat Princess. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„local heroes“ ist kein x-beliebiger Contest
Insgesamt habe er feststellen, dass sich im Augenblick viele Acts an Erfolgsbands wie „Kraftclub“ orientieren und daneben erstaunlich viele HipHop-Einflüsse im Bundesfinale zu hören gewesen seien. Es sei klar geworden, dass „local heroes“ kein x-beliebiger Contest sei, sondern dass es eben einer sei, bei dem es auch ein Bundesfinale gebe, bei dem es wirklich um etwas ginge. Immerhin hätten die Bands damit die Chance, bundesweit wahrgenommen zu werden. „Deshalb strengen sich manche Bands ganz besonders und ganz spürbar an.“ Es sei interessant wahrzunehmen, wie viele Bands eng an dem seien, was „heute angesagte Popmusik“ sei. In diesem Finale sei das noch deutlicher spürbar gewesen, als im vergangenen Jahr. Man habe das Gefühl, die Acts setzten sich sehr bewusst damit auseinander. „Sie haben schon den Gedanken im Kopf: Kann ich das, was ich mache, in irgendeiner Form ‚verkaufen‘ bzw. damit kommerziellen Erfolg haben? Wie schaffe ich es, meinen eigenen Stil zu entwickeln und gleichzeitig an dem dran zu sein, was heutzutage gehört wird?“
„Es ist uns wichtig, dass die Songs den Zuhörer vom ersten bis zum letzten Ton emotional abholen und gleichzeitig eine Geschichte erzählen, die von den Harmonien des Songs untermalt wird“, erklären „Sent to Finland“. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Kritisch in die Wertung eingeflossen sei, wenn Bands etwa das Thema „Arbeit mit dem Publikum“ nicht oder nur spärlich umgesetzt hätten. Hier könne man das Gefühl haben, dass sie im Probenraum eigentlich glücklicher wären. Dort klinge das, was sie machten, auch gut. Es funktioniere aber nicht zwangsläufig auf der Bühne. Diese Bands müssten sich dann aber auch fragen, ob sie das wirklich wollen. „Luft nach oben“ gebe es auch in punkto Songwriting. „Man hat den Eindruck – das hat natürlich auch viel mit dem Zeitgeist zu tun – dass durch die Streaming- und YouTube-Welt der Fokus auf zeitgeistige Sounds, zeitgeistige Beats und zeitgeistige Genres gesetzt wird. Ich sehe die Gefahr, dass hier die Songtexte unter den Tisch fallen. Doch genau diese große Kunst, die Musik mit dem Text zusammenzubringen, gehört zu einem guten Song dazu. Nur dann kann das Gesamtpaket stimmen.“
Ausgefeilte Gitarrenriffs, dazu ein fetter und brachialer Sound – das zeichnet „HeadGear“ aus Bremen aus. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Die Grundlagen sind entscheidend
Genau hinsehen, zuhören, sich ein Urteil bilden: Das galt natürlich auch für David Pfeffer und Felix Mannherz. Beide standen im Zuge des Bundesfinales wieder als Coaches in den Startlöchern, um den jungen Talenten ganz persönlich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Das Duo startete bereits am Freitag mit dem Dreh eines Akustik-Videos für jede Band in einem alten Speicher. „Als Band kannst du nie genug Content haben“, erklärt er die Intention dieses Drehs mit einfachsten Mitteln, sprich einem iPhone X, einem Stereomikrofon und etwas Beleuchtung. „Wir predigen schließlich auch in den Workshops, dass die Bands ihre Fans bei der Stange halten müssen.“ Es gelte, über Social Media auf sich aufmerksam zu machen und das mit gutem Material, das die Band auch einmal „in einem anderen Kontext“ zeigt. So steht auch das gedrehte Video den Teilnehmern zur freien Verfügung. Am Ende des Tages zeigen die Coaches ihnen also, wie einfach es sein kann. „Das ist lernen an der Praxis.“
„HeadGear“ aus Bremen bereiten sich in der Garderobe auf ihren großen Auftritt vor. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Und darüber hinaus? „Wir haben uns in den letzten Jahren immer weiter dazu durchgearbeitet, Grundlagen zu machen“, erklärt er den Fokus des diesjährigen Coachings. „Wir stellen immer mehr fest, dass man eigentlich ganz vorne anfangen muss. Man darf nicht viel voraussetzen.“ So sei etwa das in der Branche verwendete Fachvokabular für viele alles andere als geläufig. „Die jungen Leute sind mit der Musik in Berührung gekommen, aber eben noch nicht mit dem Musikbusiness.“ Natürlich müssten sich die Nachwuchsmusiker damit auseinandersetzen, ebenso wie mit dem Thema Finanzen. Auf der anderen Seite sei es aber auch so, dass man sich in einem frühen Stadium, als kleine Band, nicht über alles den Kopf zerbrechen müsse. So funktioniere eine Karriere eben nicht nur dann, wenn man zu jener Zeit auch ein Management habe. Wichtiger sei seiner Ansicht nach das Thema „Vernetzung“, untereinander, um Auftrittsmöglichkeiten zu generieren und sich eine neue Fangemeinde zu erspielen, aber auch darüber hinaus. So würden er und sein Kollege David Pfeffer natürlich auch mit einigen ehemaligen Teilnehmern Kontakte pflegen. Die „local heroes“-Bands würden diese Möglichkeit auf jeden Fall „dankbar“ annehmen und sich mit ganz konkreten Fragen melden. Auch bei Fehlentscheidungen gilt seiner Meinung nach: „Aus Frust wächst der Mensch!“
Hervorragende Stimmung bei „Fat Princess“ aus Berlin. In der Garderobe starteten sie kurzerhand eine kleine Jamsession. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Sein Gesamteindruck war jedoch deutlich positiver: „Ich hatte wahnsinnig viel Freude“, sagt Felix Mannherz aus voller Überzeugung. Für David und ihn, die das nun schon ein paar Jahre machen würden, sei es zunächst „immer das Gleiche“. Doch das ändere sich, sobald die ersten Bands mit leuchtenden Augen vor ihnen stünden. „Musikalisch war von allem etwas dabei“, so sein Fazit. Beeindruckt zeigte sich der Fachmann auch vom Beginn des Bundesfinales selbst. „The Atrium“ waren seiner Meinung nach „richtig geil“. Insgesamt seien 2018 sehr viele „gute Instrumentalisten“ dabei gewesen. Zudem habe er sehr viele schöne Songs hören dürfen.
„Man muss sich gegenseitig respektieren und sowohl Grenzen als auch Freiräume einräumen. Ist halt wie ‘ne Beziehung“, sagen „The Atrium“ über ihre musikalische Freundschaft. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Insgesamt vergaben die Experten der Jury die Titel „Beste Newcomerband“ (Jury), „Beste/r Instrumentalist/in“ und „Beste/r Sänger/in“. Das Publikum hatte wiederum ein eigenes Stimmrecht und entschied unter anderem über die „Beste Newcomerband“ (Publikum).
„Madsen“ schreiben „Geschichte“
Den krönenden Abschluss dieser Nacht lieferten ohne jeden Zweifel „Madsen“. Die Teilnahme bei „local heroes“ 1997 sei für sie „die größte Möglichkeit (…), das Wichtigste überhaupt“ gewesen, resümierte Sascha Madsen schon einige Wochen vor dem Bundesfinale. „Wir hatten zum ersten Mal das Gefühl, jetzt geht was.“ Auch die Erfahrung dieser großen Bühne, das Konzert, der Wettbewerbsgedanke, dass es um so viele Bands und um so viel Musik gehe – davon habe die Band „extrem profitiert“. Man habe so viele Leute kennen gelernt, tauschte sich aus. Nun waren sie, mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem letzten Auftritt in der Stadt, zu ihren „musikalischen Wurzeln“ zurückgekehrt – mit fulminantem Erfolg. Denn so gefüllt, dürfte das Kulturhaus von Salzwedel nur sehr selten sein.
Die einstigen „local heroes“-Teilnehmer Madsen feierten ein fulminantes Fest und schrieben in Salzwedel „Geschichte“. (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Unter tosendem Jubel lieferten „Madsen“ bis weit nach Mitternacht eine explosive Mischung alter und neuer Songs. Selbstredend, dass Hits wie „Sirenen“ oder „Du schreibst Geschichte“ – inklusive lautstarker Soloparts des Publikums – hier nicht fehlen durften. Zu den Highlights des Auftritts dürfte aber auch ein ganz besonderer Gastauftritt gehört haben. Denn „local heroes“-Stage Manager Michael „Elvis“ Schulze betrat nach 13 Jahren erstmals wieder gemeinsam mit seinen einstigen musikalischen Weggefährten („Hoerstuatz“ und „Alices Gun“) die Bühne.
„Madsen“-Sänger Sebastian kann es kaum fassen: Was für eine grandiose Stimmung im Kulturhaus. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Positive Aufregung lag in der Luft
Ihre Rückkehr nach Salzwedel, so Sascha Madsen, wollten sie sich „für etwas ganz Besonderes aufbewahren“. „Ich glaube, das hat geklappt.“ Das Gefühl von damals habe die einstigen „local heroes“-Teilnehmer jedenfalls sofort wieder gepackt. „Es war total gut. Die Aufregung von den anderen Bands mitzubekommen, alle bauen auf und sind ganz geschäftig. Da ist so eine positive Aufregung zu spüren.“ Das habe sie schon am Mittag beim Soundcheck an früher erinnert – ein „schönes, wohliges Gefühl“. Der Gig selbst habe dann „richtig Bock gemacht“. Dass die Atmosphäre bei „local heroes“ wieder so sein würde, damit hätten sie alle nicht gerechnet. Die Bands hier würden sich „alles gönnen“, freut sich Sascha Madsen über den freundschaftlich-kollegialen Umgang miteinander hinter den Kulissen. „Es herrscht eine total gute Stimmung.“ Diese haben „Madsen“ ebenfalls genutzt und mischten sich unter die Musikerkollegen.
Sascha Madsen ließ es sich nicht nehmen, nach dem Auftritt noch einmal im „local heroes“-Pressebüro vorbei zu sehen. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Für Sascha Madsen und seine Bandkollegen war das „local heroes“-Bundesfinale in gewisser Weise auch ein exklusives „Warmup“. Denn für sie geht es demnächst auf Tour. Bereits ab dem kommenden Freitag stehen bis Weihnachten jedes Wochenende Termine auf dem Programm.
Für die Musik leben und junge Musiker*innen unterstützen, das ist seit Jahren das zentrale Anliegen von "local heroes"-Geschäftsführerin Julia Wartmann. „Ein weiteres erfolgreiches Jahr ‚local heroes‘ liegt hinter uns. Wieder einmal hat ein Team, das zum großen Teil aus Ehrenamtlichen besteht, unter Hochdruck auf diesen Abend hingearbeitet.“ Die unvergesslichen Auftritte und das positive Feedback der Teilnehmer*innen beweisen, wie sehr sich engagierte Kulturarbeit lohnt.
„Uns wurde einmal der bewusste Wille zum Ungefallen diagnostiziert“, so „Die Gruppe König“. Und obwohl sie nicht dem Mainstream folgen, hinterließen sie in Salzwedel einen bleibenden Eindruck. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„local heroes“ ist der bekannteste unkommerzielle Newcomer-Contest in Deutschland. Das Projekt wird gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt, Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt, die Landeshauptstadt Magdeburg, die Kloster Bergesche Stiftung und den Altmarkkreis Salzwedel. Es wird finanziell unterstützt durch die Sparkasse Altmark West.
Text: Nicole Oppelt/Lina Burghausen
Kommentare
Kommentar veröffentlichen