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local heroes 2016: „Sehr gut, sehr vielseitig und sehr sympathisch!“

Am 5. November stieg im Kulturhaus von Salzwedel ein ganz besonderes Bundesfinale

„Mind Trap“ sind die Local Heroes 2016 (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Insgesamt 13 Bands aus der gesamten Republik lieferten sich am vergangenen Samstag nicht nur einen heißen musikalischen Wettkampf. Sie bewiesen auch: 25 Jahre „local heroes“ haben sich vollends ausgezahlt. Deutschlands Newcomer glänzten mit hohem handwerklichen Niveau und musikalischer Vielfalt. Die „Rock'n'Roll-Gala 2016“ geriet zu einem Fest – vor und hinter den Kulissen.

Was für ein Anblick, der sich dem Team um „local heroes“-Chefin Julia Wartmann und den beteiligten Künstlern am frühen Sonntagmorgen bot. Gut und gerne 800 Fans hatten sich auf den Weg gemacht, um im hohen Norden ihre lokalen Helden aus allen Ecken Deutschlands anzufeuern. Mit Bussen, „Kind und Kegel“ waren sie angerückt, eine lange Nacht hindurch gemeinsam zu feiern, sich zu freuen, zu lachen und am Ende in lautstarken Jubel auszubrechen. Zusammen mit der hochkarätig besetzen Fachjury hatten sie auch diesmal das letzte Wort. Den Jury-Titel „Beste Newcomer-Band 2016“ räumten am Ende „Mind Trap” aus Rheinland-Pfalz ab, das Publikum von sich überzeugte „Pay Pandora” aus Schleswig-Holstein.

Das 25-jährige Jubiläum fand mit dem Bundesfinale seinen krönenden Abschluss. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Durchgesetzt hatten sich die jungen Leute aus einem beachtlichen Teilnehmerfeld. Sage und schreibe 1400 Talente stellten sich im Verlauf der vergangenen zwölf Monate in den jeweiligen Bundesländern dem teils mehrstufigen Wettbewerb. Als gegen 2.00 Uhr morgens dann endlich die „Groschen fielen“, entluden sich ganze Sturzbäche an purer Euphorie und Erleichterung. ProSieben-Moderator Maurice Gajda hatte alle Mühe, diese „Schallwände“ zu durchbrechen.

„Gib' den Dingen Zeit!“

Für „Mind Trap“ ging die Party mit dem Jurysieg hinter der Bühne gleich weiter. Das Trio hatte tatsächlich überhaupt nicht mit diesem Erfolg gerechnet, waren sie doch erst am 22. Oktober zum Landessieger beim Rockbuster-Finale gekürt worden. Deshalb hatten die Drei auch „niemanden im Gepäck“ und denkbar wenig Zeit, sich noch einmal auf das Bundesfinale vorzubereiten. „Jetzt sind wir natürlich umso glücklicher!“, so ihre erste Reaktion nach der Verleihung. Vor zwei, drei Jahren hätten sie bereits versucht, im local heroes-Wettbewerb Fuß zu fassen – leider ohne Erfolg. Diesmal hätten sie „nichts erzwungen“. Ihre Lehre, die sie daraus ziehen: „Gib' den Dingen Zeit!“ Was sie nun mit diesem Titel anstellen? Dazu gab es in der Nacht selbstverständlich noch keine Ideen. Außer einer: Gemeinsam mit den Fans soll richtig gefeiert werden. Und: Bereits im kommenden Frühjahr soll neues Material von „Mind Trap“ erscheinen. „Wir werden im nächsten Jahr richtig Gas geben! Wir haben richtig Bock drauf!“

„Mind Trap“ entpuppten sich als die Entdeckung der Nacht: Songzeilen wie „under my skin, under my skin“ gingen sprichwörtlich tief unter die Haut. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Lob gab es für ihre Leistung unter anderem von Scout und Marketing-Expertin Aslı Kaymaz von der Chimperator Live GmbH, die erstmals als Jurorin tätig war. „Ihre Bühnenpräsenz war super. Sie haben den Raum gut gefüllt. Es hat Spaß gemacht, ihnen zuzusehen!“ Coach David Pfeffer empfand das ähnlich. „In meinen Augen sind sie ein sehr würdiger Sieger mit einem sehr ausgewogenen Sound. Sehr zeitgemäß, schön zu hören. Es ist eigentlich alles da, was eine gute Band braucht, um zu bestehen.“ Sie hätten eine gute Show abgeliefert – absolut überzeugend.

Das war ein echter „Ritterschlag“

„Pay Pandora“ konnten ihr Glück kaum fassen. Mit Jubelschreien stürmten sie erst die Bühne, dann feierten sie ihren Sieg lautstark dahinter weiter. Fassen, so ihr Fazit, könnten sie das gerade noch gar nicht. Die Party im Fanbus, die dürfte „fett“ werden, lautete ihre Prognose für die weitere Nacht. Der Publikumspreis, da waren sie sich einig, sei ein echter „Ritterschlag“. „Wir hatten super viel Spaß auf der Bühne. Die Show hat total gerockt und wir haben einfach nur Gas gegeben.“ Frontfrau Chiara konnte sich überdies über die Auszeichnung als beste Sängerin freuen. Eine Ausbildung oder ein Coaching, so verriet sie hinterher, habe sie bislang gar nicht in Anspruch genommen.

Beim Bundesfinale kam „Pay Pandoras“ Mixtur, die sich „irgendwo zwischen Alternative Rock und Hardrock“ bewegte, „ aber auch Metal Einflüsse oder Pop“ enthielt, richtig gut an. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Die bringen viel Energie und viel Power mit“, lobte Coach David Pfeffer nach der Siegerehrung. Diese jungen Leute würden sehr schnell Aufmerksamkeit generieren. „Sie haben ihr Publikum zu Recht.“ Die Sängerin sei überdies eine „gute Performerin“, die ihr Organ „im Griff“ habe.

Frenetisch wurden „Bolte“ von ihren Fans empfangen. Schreien, singen, tanzen, gemeinsam jubeln. Dichter hätte ihr Auftritt nicht sein können. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Die Gastgeber „Bolte“ aus Sachsen-Anhalt konnten am Ende den dritten Publikumspreis für sich entscheiden. „Mit dem Auftritt sind wir sehr zufrieden“, so ihr Resümee in den frühen Sonntagmorgenstunden. Erst vor acht Monaten hätten sie angefangen zu spielen und jetzt auf diesem Niveau mitspielen zu können, das sei schon großartig.

Hohes Engagement – Bands und Organisatoren treiben Qualität nach oben

Der Eindruck von „local heroes 2016“ hätte definitiv nicht schöner ausfallen können. Hochmotivierte junge Leute trafen da auf ein Team, das mit viel Herzblut und einer ebenso großen Portion Engagement an das Vorhaben heranging. „Ohne den unermüdlichen Einsatz des Teams wäre die Veranstaltung kaum umsetzbar. Sie sind die Seele von local heroes. Zum Bundesfinale kommt die ganze 'Familie' wieder zusammen. Alle fiebern dem Termin jährlich wieder entgegen“, ist Projektleiterin Julia Wartmann dankbar.

„Camou“ schafften es, obschon „nur“ zu zweit, den Raum vollends auszufüllen. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Schon im Vorfeld hatte sich die „local heroes“-Chefin gemeinsam mit ihrem Vorgänger Dieter Herker ein Bild vom diesjährigen Wettbewerb machen können und fast alle Landesfinals persönlich besucht. Einmal mehr erlebte das erfahrene Duo nun eine qualitative Steigerung – und das nicht nur auf musikalischer Ebene. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer würden „local heroes“ genauso ernst nehmen wie die Organisatoren selbst, so ihr Fazit. Die Vorbereitungen verliefen vielerorts sehr intensiv. Die einzelnen Bands machten sich viele Gedanken, wie sie sich präsentieren und woran es zu arbeiten gelte. Auch die Zusammenarbeit gestaltete sich vor dem großen Bundesfinale vorbildlich. Die jungen Leute fühlten sich ernst genommen und gut aufgehoben. „Es existiert schon jetzt eine unheimliche Nähe. Sie spüren, dass wir nicht nur eine Auftrittsplattform, sondern ein Netzwerk sind, das Austauschmöglichkeiten und Ansprechpartner bietet – und genau diese zukunftsorientierte Ausrichtung macht local heroes aus.“

„local heroes“-Teilnehmer werden mit Preisen im Wert von über 15.000 Euro belohnt

Das gesamte Teilnehmerfeld durfte sich über Preise im Gesamtwert von mehr als 15.000 Euro freuen. Im Einzelnen nahmen die Top-Platzierten Folgendes mit nach Hause.

„Mind Trap“, die sich künftig mit dem Titel „Beste Newcomerband des Jahres 2016“ schmücken, und an diesem Abend von der Jury zum Sieger von local heroes gekürt wurden, erhalten den Förderpreis des Kultusministeriums Sachsen-Anhalt für ein Live-Musikvideo vom Bundesfinalauftritt (gestiftet vom Land Sachsen-Anhalt), gewinnen ein Wochenende im Artist Center Berlin von Roland, einen First Class Deal von recordJet und werden in der kommenden Woche im Deutschlandradio Kultur präsentiert. Die Publikumssieger „Pay Pandora“ gewannen ein Set PA-Lautsprecherboxen von IMG Stageline und einen Business Class Premium Deal für ein Album und eine Single von recordJet.

„Van Holzen“ haben sicherlich den ein oder anderen Fan gewonnen: „Das ist ein echtes Brett!“, war nicht nur einmal aus den Reihen vor der Bühne zu vernehmen. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Beste Sängerin des Wettbewerbs ist Chiara Tahnee Lütje von „Pay Pandora“. Sie erhält von Sennheiser ein Gesangsmikrofon und einen Gutschein über 500 € vom Musikhaus Thomann. Bester Instrumentalist ist Daniel Kotitschke von „Van Holzen“. Er erhält von Sennheiser ein Mikrofon und einen Gutschein über 500 € vom Musikhaus Thomann.

„Vor so vielen Leuten haben wir noch nicht gespielt, die dann auch eine solche Resonanz geben. Und dann war das auch noch eine solche Mega-Bühne!“, freuten sich „About Bélieveau“. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Den zweiten Platz der Jury erzielten „About Béliveau“. Die Band gewann einen Albumrelease von recordJet und einen Monitorkopfhörer von Sennheiser. Der dritte Platz der Jury ging an „John Apart“. Sie können sich über einen Singlerelease von recordJet und einen Monitorkopfhörer von Sennheiser freuen. Der zweite Platz der Publikumswertung ging an „About Béliveau. Sie erhielten ein Handmikrofon und einen Empfänger. Der dritte Platz der Publikumswertung ging wiederum an „Bolte“. Sie gewannen ein Mikrofon im Nostalgie-Design von IMG Stageline. Zweitstimmensieger „Camou“ dürfen sich über ein Digital-Mischpult von IMG Stageline freuen.

„John Apart“ überzeugten auf ganzer Linie: „Unglaublich, dass die das zu zweit machen“, so eine Stimme aus dem Publikum. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Sonderpreisträger „John Apart“ wird ins Studio gehen, eine Single produzieren und digital veröffentlichen. Das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt vergibt zusätzlich ein Promotionpaket zu dieser Single.

Festival-Feeling: Newcomer werden mit Technik der Profis ausgestattet

Dass diese Preise auch verdient werden mussten, verstand sich von selbst. In ihren 20 Minuten Spielzeit wurde von den jungen Leuten alles abverlangt. Unterstützung erhielten sie diesmal vom einmalig zurückgekehrten Produktionsleiter Tobias Huwe. Außerdem erhielten sie auf den „local heroes“-Bühnen, neben der jahrelang erfahrenen und eingespielten Crew von Kupfermusik aus Salzwedel, Coaching-Unterstützung vom Profi-Ausstatter Protones, um im Gesamtpaket ein Auftrittsgefühl zu erfahren, wie es die Profis auf Festivals genießen. Unter anderem gab es so erstmals für jede Band einen Soundcheck. „Damit schaffen wir nicht nur noch gleichere Auftrittsbedingungen, sondern auch ein Mehr an Qualität“, so Julia Wartmann im Vorfeld. Denn aus jeder Band könne man so das Bestmögliche herausholen. Eine Neuerung, die nach Einschätzung der Profis absolut aufging.

In den Umbaupausen wurden die Teilnehmerbands vom Musikfernsehen „pop10“ interviewd. (Mind Trap // Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Natürlich durften auch 2016 die Highlights abseits der Hauptbühne nicht fehlen. „Das Publikum soll noch stärker abgeholt werden und noch mehr über ihre Bands, aber auch über die Bands der vergangenen 25 Jahre erfahren“, erklärte Julia Wartmann erst vor wenigen Tagen die Zielsetzung für das Bundesfinale 2016. „Deshalb haben wir uns für dieses Jahr ein paar Überraschungen ausgedacht.“ Und die glückten mit Bravour. Zum einen konnten sich Publikum und Akteure über eine Interviewbühne im TV-Studio-Format freuen. Hier hatten noch einmal alle Bands die Gelegenheit, sich mit einem Unplugged-Song zu präsentieren und sich im Gespräch intensiver vorstellen. Durchgeführt wurde auch diese Aktion von echten Profis, dem Musikfernsehen „pop10“. Für eine echte Überraschung sorgte zudem ein Juror des Jahrgangs 2015. Der Singer und Songwriter Max Buskohl ließ es sich nicht nehmen, das Bundesfinale 2016 mit seiner Band zu beehren. Als „Special Guest“ im wahrsten Sinne des Wortes versüßte er dem Publikum und den teilnehmenden Bands die spannende Zeit bis zur Siegerehrung.

2015 saß er noch in der Jury, 2016 feierte Max mit seiner Band „Söhnke“ ein exklusives Comeback auf der Kulturhausbühne und verkürzte die Zeit bis zur Siegerehrung. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Die Aufgabe der Jury gestaltete sich 2016 nicht minder schwer, als in den Vorjahren. Immerhin hatten die teils schon erfahrenen „local heroes“-Begleiter einen Typenmix par excellence zu beurteilen. Alternative Rock traf hier auf Pop, Rock und Metal auf Funk, elektroakustischer Offbeat-Pop auf Post Progressive und schließlich Indie-Rock. Insgesamt zehn Experten vergaben die Titel „Beste Newcomerband“ (Jury), „Beste/r Instrumentalist/in“ und „Beste/r Sänger/in“. Das Publikum hatte ein eigenes Stimmrecht und entschied unter anderem über die „Beste Newcomerband“ (Publikum).

„Heute ist eine ziemlich große, bunte Mischung dabei“

Dieser Aufgabe stellten sich in diesem Jahr unter anderem Artists Relation Manager Dominique Christ bei Roland Germany und Dennis Poschwatta, Schlagzeuger und Mitgründer der „Guano Apes“, der gemeinsam mit „Emil Bulls“-Manager Niko Tsagarakis angereist war.

Dennis Poschwatta (Mitte) ging auf dem Roten Teppich mit den Bundesfinal-Besuchern auf Tuchfühlung. (Foto: Malte Schmidt / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“, lautete das erste Fazit von Dennis Poschwatta. „Alle haben sich Gedanken gemacht. Die einen mehr, die anderen weniger. Einige sind weiter, andere nicht. Ich bin ganz fasziniert, dass es wirklich viele verschiedene Genres gibt“, lobt er den Jahrgang 2016. „Ich habe Spaß!“ Tsagarakis, der bereits 2014 Teil der Bundesfinal-Jury war, fiel hingegen auf, dass sich der Jahrgang 2014 musikalisch extrem vom aktuellen unterscheide. Vor zwei Jahren seien mehr „härtere“ Titel dabei gewesen. „Heute ist eine ziemlich große, bunte Mischung dabei“, so sein Resümee, das am Ende seine im Vorfeld gewonnenen Eindrücke ergänzte. Poschwatta ging das Bundesfinale anders an. „Wie es meistens bei einem Contest ist: Zum Schluss ist die Sache klar. Es gibt einen Favoriten. Hier könnte die Sache anders aussehen“, so sein Gedanke bereits zur „Halbzeit“.

Objektive Kriterien zog er zur Bewertung der Teilnehmer übrigens nicht heran. „Ich bin total subjektiv. Nur so geht’s.“ Klar könne man sagen, der Schlagzeuger, der Bassist oder die Sängerin seien gut, das sei letztendlich jedoch völlig gleich. „Ich lasse mich immer vom Gesamtprodukt inspirieren.“ Einzelne Stärken oder Schwächen interessierten ihn nicht. „Ich will 'weg gefenstert' werden!“ Die Band als Ganzes solle ihn an diesem Abend überzeugen. Ein Aspekt, den Tsagarakis durchaus unterschreiben kann. Die Tagesleistung müsse abgerufen werden können. „Für mich zählt das, was heute Abend passiert, und nicht das, was ich zuvor in einer Aufnahme gehört habe.“ Letztendlich sei es aber doch wirklich gleich, wer den Contest gewinne, ergänzt Poschwatta. „Das Geile ist, dass es überhaupt Leute gibt, die so etwas veranstalten.“ Es gebe Probleme, dass Leute überhaupt zu Konzerten gingen. Das hier sei eine Möglichkeit, bei der sich viele Bands vor einem größeren Publikum mit einer tollen Anlage präsentieren könnten. Genau darum ginge es. Sie sollten froh sein, hier spielen zu dürfen – und wenn es auch nur 20 Minuten seien.

„Worauf wollt ihr denn warten? Macht doch einfach mit. Ihr könnt spielen!“

„Es ist ein Konzert. Nehmt das für euch mit! Das ist Erfahrung. Bewerbt Euch. Worauf wollt ihr denn warten? Macht doch einfach mit. Ihr könnt spielen!“ Ein Sieg entscheide zudem nicht über ein Weiterkommen in der Zukunft. Aber im Zweifelsfall seien hier sogar Leute, die auch schon „Deals“ aus einer solchen Sache gezogen hätten – wie etwa „Heisskalt“ oder „Konvoy“, wie Tsagarakis ergänzt. „Die Leute, die sich dagegen sträuben Bandcontests zu spielen, sollen einfach mal zeigen, wie viele Konzerte sie sonst spielen. Schon allein, um hier ins Finale zu bekommen, bedarf es einiger Auftritte“, unterstreicht der „Emil Bulls“-Manager. „Wenn man dann auch noch die vielen Fanbusse sieht und die Leute, die ihre Bands abfeiern. Etwas Schöneres gibt es doch gar nicht!“

In Salzwedel überzeugten „Back To Rock Bottom“ Jury und Publikum mit ihrem kraftvollen Sound“, den sie als „Zusammenspiel zwischen analogen und digitalen Sounds“ begreifen möchten. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Von Deutschlandradio Kultur gesellte sich Redakteur Martin Risel in die Runde, der Veranstalter und Musikenthusiast Jonas Seetge sowie Inhaber der modern drum school Gunter Lutze. Auch die erfahrenen „local heroes“-Juroren, der Veranstalter und DJ Alex Ninow, der Singer und Songwriter Tim Gerrits sowie Jorin Zschiesche, Captain von recordJet, freuten sich, abermals einen Blick in das spannende Nachwuchsfeld werfen zu dürfen.

Getrieben von einer kernigen Frauenstimme, die mit viel Druck und einer deftigen Portion Wildheit daher kam, boten „The Prinpricks“ temporeichen Rock at its best. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Es gab ganz wunderbare Höhepunkte in diesem Jahr“, so Jorin Zschiesche. „Ich habe ein paar richtig gute Bands gesehen, die mich total überrascht haben.“ Als ehemaliger Drummer hätte es ihn übrigens besonders gefreut, von einer Band auch mal wieder so etwas wie einen 7/8-Takt zu hören. Überhaupt hätten die Schlagzeuger in diesem Finale eine ziemlich gute Figur abgegeben. Darüber hinaus hätte sich der Fachmann gerne mehr Frauen und mal wieder eine HipHop-Band oder elektronische Spielarten, die gerade sehr angesagt seien, gewünscht. Stattdessen sei es seiner Ansicht nach sehr „Rock lastig“ zugegangen. Die Gründe für diese Entwicklung erscheinen vielfältig. Vielleicht habe es generell etwas mit dem Thema „Contest“ zu tun. Auch mehr Eigenständigkeit sei von den jungen Leuten gefragt. „Bei manchen hört man die Einflüsse doch ganz stark heraus.“ Sein Appell: „Seid innovativ. Tut, was ihr wollt!“ Das mache die Sache spannend – auch für die Musikindustrie, die suche immer nach etwas Neuem und Individuellem. „Die Genregrenzen vermischen sich heutzutage so sehr – damit kann man spielen.“

„Es muss authentisch sein!“

Aslı Kaymaz zeigte sich ebenfalls überrascht von der „Rock-Lastigkeit“ des Abends. Die ein oder andere Band habe sie sich dennoch bereits markiert, weil sie sich diese wiederum auch in anderen Zusammenhängen gut vorstellen könnte. Die junge Frau hört aus beruflichen Gründen natürlich viele junge Talente. Entsprechend ist auch ihre Erwartungshaltung. „Wenn etwas komplett anders klingt, als das, was ich schon kenne, dann finde ich das richtig cool.“ Die Band müsse einen USP, einen Wiedererkennungswert, haben. „Es muss authentisch sein!“ Neben der Authentizität sei ihr wichtig, wie die Bühne genutzt werde, wie mit dem Publikum interagiert werde, wie stimmig die Musiker miteinander klängen und natürlich auch, ob die Songs gut arrangiert seien und die Textqualität stimme.

Aslı Kaymaz hat hohe Erwartungen an die Bands. (Foto: Dani Red / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Apropos: „Ganz viel Qualität wird oft nicht erkannt.” Das, was bei diesem Bundesfinale geboten werde, sei für jeden interessant, stellte Coach David Pfeffer bereits im vergangenen Jahr heraus. Gemeinsam mit Felix Mannherz startete er auch 2016 seine Bandarbeit bereits am Freitag. Zeit, sich abseits des stressigen Show-Getummels einen Eindruck von den 13 Bundesfinalisten zu verschaffen und den jungen Talenten Basics in den wesentlichsten Disziplinen abseits des eigenen Instruments zu vermitteln.

Dazu gehörten unter anderem das „1x1 des Musikbusiness“. Der einfache Hintergrund: „Schon im letzten Jahr haben wir gemerkt, dass bei vielen Bands die Grundlagen noch nicht da sind“, erklärt Felix Mannherz. „Sie waren mit den Instanzen der Industrie noch nicht in Berührung. Dann ist es sehr schwer, die Zusammenhänge zu erkennen. Wofür braucht man eigentlich einen Verlag, was macht ein Vertrieb?“ Im Grunde sprächen auch alle immer noch davon, dass sie ein Label suchten. Dabei sei dieses gar nicht mehr so relevant. Entsprechend hätten sie mit den Newcomern auch intensiv über digitale Möglichkeiten gesprochen, auf relativ einfachen Wegen die eigenen Songs zu vertreiben. Obligatorisch waren daneben auch Themen wie Außendarstellung, aber auch Gema oder Buchführung. „Wenn ich nicht in der Lage bin, meine Zahlen im Griff zu haben, dann brauche ich auch gar nicht den Versuch zu wagen, mit der Musik Geld zu verdienen.“ Angekommen sei das alles sehr gut. Die Bundesfinalisten hätten sich „offen und dankbar“ gezeigt. Natürlich hätten die Coaches auch in diesem Jahr ihre Kontakte weitergegeben, die die Teilnehmer auch in Anspruch nehmen sollen.

In Salzwedel überzeugten „Charlie Levin“ das Publikum und die Fachjury mit ihrem „sphärischen, energetischen Sound“. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Es war schon anstrengend“, so das erste Fazit von Felix Mannherz nachdem das Bundesfinale 2016 vollends über die Bühne gegangen war. „Sehr gut, sehr vielseitig und sehr sympathisch“, so präsentierte sich für ihn der aktuelle Jahrgang. Für ihn habe es mit „About Bélieveau“ sogar eine echte „Erleuchtung“ gegeben. Diese Zwei hätten ihre Instrumente voll im Griff. Es macht einfach Freude, ihnen zuzusehen. Sie seien einfach ein gutes Team – „musikalisch ausgecheckt und trotzdem nicht gekünstelt“. Und obendrein seien es „ultra nette Jungs“.

„Wir haben auf jeden Fall die geilsten Fans“, so das Fazit von „Box of X“ kurz nachdem sie ihren Auftritt absolviert hatten. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„Es war wieder ein relativ ausgeglichenes Feld, wenn man über spielerische Qualität redet, aber mit Spitzen hier und da“, so David Pfeffer, der vor drei Jahren erstmals an Juror mit an Bord von „local heroes“ war. Diesmal seien sogar ein, zwei gute Songs dabei gewesen, was nicht immer bei Newcomer-Wettbewerben zu finden wäre.

„Die Band muss wie eine Familie sein.“

Auch die Teilnehmer präsentierten sich ausgesprochen reflektiert. Danach gefragt, was ein Musikprojekt ihrer Ansicht nach mitbringen müsse, um längerfristig zu überleben, antworteten unter anderem „Van Holzen“ aus Ulm. „Menschen, die an das Projekt glauben und mit Herzblut dahinter stehen. Bands, die die Möglichkeiten nutzen. Publikum, das auf Konzerte geht“, so der 17-jährige Florian Kiesling (Gesang, Gitarre), der gleichaltrige Jonas Schramm (Bass, Gesang) sowie der 16-jährige Daniel Kotitschke (Schlagzeug).

„Kyonic“ aus Braunschweig hatten für Publikum und Jury in Salzwedel „melodischen, modernen, aber auch aggressiven Metal“ im Gepäck, der sich vor allem durch seine rhythmische Präzision auszeichnete. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Die Braunschweiger von „Kyonic“ fassen die Ansprüche weiter. „Es muss einzigartig, authentisch und qualitativ hervorragend sein und nicht in 'Musik für Musiker' übergehen“, sagen der 24-jährige Ngoc Le Dang (Gesang, Gitarre), der 22-jährige Thanh Le Hoang (Gitarre), der bereits 34-jährige Filip Popiolek (Bass) und der 26-jährige Marcel „Mekki“ Messer (Schlagzeug). „Musik sollte den Hörer emotional ansprechen. Emotionen sind in der Musik alles. Wir glauben auch, dass es falsch ist, seine musikalische Ausrichtung Trends anzupassen, da man damit unauthentisch wird und eine zentrale Säule, weshalb Leute eine Band hören, ist, weil sie sich von einer Band mit ihrer Musik 'verstanden' fühlen.“ Das könne auf Dauer nur klappen, wenn man man selbst bleibe und die Musik mache, die einem das Herz und nicht das Portemonnaie diktiere.

Ohne die Fans „geht nichts“: Schon am späten Nachmittag sorgten die mitgereisten Anhänger für ordentlich Stimmung. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

„John Apart“, bestehend aus dem 21-jährigen Maximilian Sterr (Gesang, Gitarre, Keyboard) und dem 22-jährigen Felix Noster // Schlagzeug, Gesang) aus Potsdam meinen hingegen: „Ein Musikprojekt sollte sich selbst nicht zu ernst nehmen. Es sollte sich verändern dürfen und Zeit bekommen. Dennoch bedarf es einer großen Portion Disziplin und Geduld, und immer einem objektiven, selbstkritischen Blick auf das Ganze.“ In der Hauptstadt kann man das höchstwahrscheinlich vollends unterschreiben. Und so ergänzen „Save Love and Peace“, bestehend aus dem 20-jährigen Carmine Nicely (Gesang) dem gleichaltrigen Sava Stevanovic (Gitarre), dem 25-jährigen Daran Naphtali (Bass) und dem 19-jährigen Harry Michael (Schlagzeug) am Ende auch nur Folgendes: „Eine enge interne Verbindung und viel Leidenschaft und Spass an der Musik. Die Band muss wie eine Familie sein.“

Elegant, farbenfroh und vor allem derart schillernd, dass sie definitiv im Gedächtnis haften bleiben werden, präsentierten sich „SLAP“ vor dem begeisterten Publikum. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Für „local heroes“ gilt das allemal. Kaum fiel in Salzwedel der Vorhang für das Jahr 2016, blicken Julia Wartmann und ihre fleißigen Helfer bereits erwartungsvoll auf den nun in den Startlöchern befindlichen Jahrgang. Welche Überraschungen werden sie erleben, welche Neuerungen kommen auf sie zu und was wird ihnen im Herbst 2017 wohl am meisten im Gedächtnis haften bleiben? Sie alle dürfen gespannt sein. Doch bis dahin gilt der Wahlspruch, der schon vor 25 Jahren für ordentlich Motivation gesorgt hat. „Ihr spielt die Musik!“

DIE SIEGER IM ÜBERBLICK:

JURYSIEGER:Spiel, Satz und Sieg für „Mind Trap“. Kaum räumten sie im Landesfinale ab, hatten sie nur wenige Tage später den Gesamtsieg in der Tasche. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

PUBLIKUMSSIGER: „Pay Pandora“ räumten richtig ab. Neben dem Sieg der Frontfrau als beste Sängerin, konnten sie sich über den Publikumssieg freuen. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

JURY 2. Platz: „About Béliveau“ sicherte sich den zweiten Platz in der Jurywertung. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

JURY 3. Platz:„John Apart“ aus Potsdam macht Popmusik at its best. Die Jury honorierte das mit einem dritten Platz in ihrer Wertung. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

PUBLIKUM 2. Platz: „Die reißen's richtig“, so die unverhohlene Begeisterung aus den Reihen des Publikums. Dieses wählte „About Béliveau“ dann auch auf den zweiten Platz ihrer Wertung. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

PUBLIKUM 3. Platz: „Besser hätten wir uns das nicht vorstellen können“, so das Fazit von „Bolte“. Das Publikum wählte sie am Ende des Abends auf ihren Rang drei. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

ZWEITSTIMMENSIEGER: Zweitstimmensieger „camou“ sorgten mit ihrem zweistimmigen Gesang für nicht wenige Gänsehautmomente. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

BESTE SÄNGERIN: Beste Sängerin des Abends wurde Chiara Tahnee Lütje von „Pay Pandora“, die mit ihrer fulminanten „Röhre“ überzeugte. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

BESTER INSTRUMENTALIST: „Er war auf jeden Fall der tighteste Drummer des Abends“, so Coach Felix Mannherz über „Van Holzen“-Drummer Daniel Kotitschke. Für sein junges Alter sei er „bemerkenswert“. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

SONDERPREISTRÄGER: „Wir sind Perfektionisten. Wir streben danach, sowohl auf der Bühne als auch im Studio immer unser Bestes zu geben“, so „John Apart“. Für so viel Engagement gab es den Sonderpreis. (Foto: Christoph Eisenmenger / Aktion Musik • local heroes e.V.)

Text: Nicole Oppelt

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