„Mary Lou“ starteten einen „Musikalischen Kettenbrief“: „Das war ein total spannendes Projekt, zumal wir sehr viele Versionen von derselben Grundidee des Songs erhalten haben, die in allen erdenklichen Musik-Genres endeten.“ (Foto: Pressematerial)
Für „Mary Lou“ sollte es im Sommer 2020 eigentlich hoch her gehen sollen. Gemeinsam mit „Stand Up Stacy“, „Victoryaz“, „Zeremony“ und „Keep it close“ hätten sie auf dem „ab geht die Lutzi“-Festivals in Rottershausen um den Titel „Beste Nachwuchsband Bayerns“ gespielt. Die „Corona-Pandemie“ machte allerdings nicht nur diesem Vorhaben einen fetten Strich durch die Rechnung. Seit Monaten steht die Kulturszene quasi still. Für „Mary Lou“ war und ist die Situation ambivalent. Sie wurden angespornt und haben sich in den vergangenen Monaten einiges einfallen lassen. Letztlich können sie dieser Pandemie auch ihre „guten Seiten“ abgewinnen.
2020 war für „Mary Lou“ ein Auf und Ab. Die vierköpfige Indie-Pop-Band aus Schwabsoien im Allgäu hatte sich sehr auf die Festivalsaison 2020 gefreut. Doch bereits Anfang des vergangenen Jahres wurden die meisten Termine abgesagt. „Das war erstmal schade für alle Beteiligten“, erinnern sie sich zurück. „Als dann auch noch alle Termine für Herbst abgesagt wurden, haben wir einfach versucht, das Beste aus der Situation zu machen, indem wir viel Zeit im Studio verbracht und neue Songs geschrieben und aufgenommen haben.“
Intensives Arbeiten und neue Erfahrungen
Sie nutzen die Zeiten des Lockdowns daher, um an ihren nächsten Veröffentlichungen zu arbeiten. „Im Nachhinein betrachtet, war das sehr positiv. Tatsächlich fragten wir uns zwischendurch, wann wir das eigentlich sonst hätten machen sollen.“ Zustande kamen in dieser Zeit auch zwei Streaming-Gigs samt Spendenaufrufen für ausgesuchte Hilfsorganisationen. Eine „interessante Erfahrung“ für die Band, wie sich im Nachhinein herausstellte. Gleichzeitig geben sie jedoch unumwunden zu: „Einen ‚echten‘ Auftritt unmittelbar vor Menschen konnten sie nicht ganz ersetzen.“
Ergeben haben sich jedoch auch neue Dinge. Schon im Frühling starteten „Mary Lou“, die 2020 ihr zehnjähriges Bandjubiläum feiern konnten, eine Art „Musikalischen Kettenbrief“. „Er begann mit einem Piano-Lick von unserem Sänger David Gramberg. Er ließ dort viel Platz für andere Musiker*innen und schickte es im Freundeskreis herum“, erklären sie die Idee. „Alle, die Lust darauf hatten, konnten den Song mit ihrem Instrument bereichern und dann wiederum an Musiker*innen aus dem eigenen Bekanntenkreis weiterschicken.“ Das Konzept entwickelte sich rasch – mit sehr positiven Rückmeldungen. Dadurch seien viele neue Kontakte zu anderen Musiker*innen entstanden. Ihr persönliches Netzwerk hat sich damit weiterentwickelt. Und das scheint gerade jetzt unerlässlich. „So wie es dieses Jahr um die Kulturbranche und deren Wertschätzung steht, ist es wohl wichtiger denn je, dass alle aus diesem Sektor zusammenarbeiten, vielleicht gibt es sogar keine andere Wahl“, sind die überzeugt. Da Kultur keine Lobby habe, müsse man kreativ werden, um die eigenen Interessen gegenüber der Politik zu vertreten. „Allein wird das wohl niemand bewerkstelligen.“
Die Kunst- und Kulturszene rückt zusammen
Sie selbst haben Zusammengehörigkeit und Solidarität auf musikalischer Ebene erlebt. Und das nicht nur auf direktem Wege im Rahmen des „Musikalischen Kettenbriefs“ und allen daran beteiligten Musiker*innen. „Wir haben auch das Gefühl, dass die gesamte Kunst- und Kulturszene, aber auch Musiklieberhaber*innen, Konzertgänger*innen, Fans etc. auf eine besondere Weise näher zusammengerückt sind.“ Mit positiven Gedanken blicken sie in die Zukunft und hoffen, „dass sich diese Art der Wertschätzung auch auf die letzten zweifelnden Personen übertragen wird.“
Kultur ist Grundnahrungsmittel
Diese Sichtweise teilt auch local heroes Bayern. „Mittlerweile sollte auch der Letzte begriffen haben, was uns derzeit durch Corona genommen wird“, sagt Dani Straßner und spricht damit auch für ihre ehrenamtlichen Mitstreiterinnen Lisa Fuchs und Nicole Oppelt. „Wir begreifen Kultur als essentielles Grundnahrungsmittel ohne die unser Leben deutlich ärmer wäre.“ Sehnsuchtsvoll blicken die Organisatorinnen daher auf den kommenden Sommer. „Wir hoffen wirklich, dass dann wieder deutlich mehr möglich sein wird und wir auch unseres fünf Landesfinalist*innen live auf der Bühne präsentieren können.“ Ihre Kooperationspartner vom „ab geht die Lutzi“ sind jedenfalls optimistisch. Der Vorverkauf ist bereits in vollem Gange und das Lineup für 2021 wird Stück für Stück präsentiert. „Wir alle streichen uns die Zeit vom 24. bis 26. Juni definitiv rot im Kalender an und freuen uns schon jetzt wahnsinnig, endlich alle Landesfinalist*innen hautnah zu erleben und mit ihnen die musikalische Vielfalt Bayerns zu feiern.“
Text: Nicole Oppelt
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