„Betamensch aus Nürnberg“ holen sich den Titel „Beste Newcomerband Bayerns“ und ziehen nun ins local heroes Bundesfinale 2019 ein
Die Nürnberger Band „Betamensch“ im Goldrausch. Das Trio darf sich fortan „Beste Newcomerband Bayerns 2019“ nennen. (Foto: Dani Red)
Vier Landesfinalisten spielten am 14. Juni auf dem „ab geht die Lutzi“ um den Einzug ins Bundesfinale von „local heroes“. Die Premiere von „local heroes Bayern“ auf dem beliebten Festival in Rottershausen war ein voller Erfolg. Am Ende konnten „Betamensch“ aus Nürnberg Publikum und Fachjury gleichermaßen von sich überzeugen. Im November treten sie nun im Bundesfinale gegen die Landessieger aus ganz Deutschland an.
„Betamensch“ gaben alles. Ein bayerisches Landesfinale hatten sich die drei bereits seit Jahren gewünscht. Nun wurde es endlich wahr. (Foto: Dani Red)
„Ein bisschen Gold und Silber, ein bisschen Glitzer Glitzer“ lag in der Luft. Die Songzeile aus einem bekannten Song der Band „Deichkind“ beschreibt die Stimmung am späten Freitagabend wohl am besten. Ein gutes halbes Jahr Vorbereitungszeit lag hinter dem ehrenamtlichen Team von „local heroes Bayern“. Nach fünf Jahren Pause hatten Lisa Fuchs, Dani Straßner und Nicole Oppelt auf dem „ab geht die Lutzi“ eine neue musikalische Heimat gefunden. Voller Vorfreude waren sie am 14. Juni mit „Savanna Skean“ aus Würzburg, „Machete Dance Club“ aus München, „Lonely Spring“ aus Passau und „Betamensch“ aus Nürnberg angetreten, um Rottershausen zu zeigen, wie viel Potenzial Bayerns Newcomer-Szene zu bieten hat.
Die Fachjury von „local heroes Bayern“ 2019. Jojo Schulz, David Schäfer, Alessa Patzner, Patrick Christ und Martin Dorn. (Foto: Dani Red)
In der Zeltbühne des Festivals herrschte von Anfang an ausgelassene Stimmung. In jeweils 40 Minuten Spielzeit hatten die vier Landesfinalisten Gelegenheit, von ihrem Talent zu überzeugen. Gefragt war am Ende nicht nur das Urteil des Publikums, sondern auch die Meinung einer Fachjury. Eigens angereist waren an diesem Abend Jojo Schulz (Initiator und Betreiber des Projektes Posthalle Würzburg), David Schäfer (A&R Sony, Endzeit Booking, Business-Coach bei Artistpool e. V.), Patrick Christ (Manager, Booker und Promoter, Management Unantastbar), Martin Dorn (Radiomoderator bei Primaton und Musiker) und Alessa Patzner (Feierwerk Fachstelle Pop München), die den Darbietungen der Teilnehmer gespannt entgegenfieberten.
Der „local heroes Bayern“-Jahrgang 2019 ist noch lange nicht Geschichte, sondern der Startschuss für hoffentlich viele weitere, tolle gemeinsame Auftritte und Projekte. (Foto: Julia Warmann)
Preis-Regen beim „local heroes Bayern“-Landesfinale
Leer sollte an diesem Abend keine der Bands ausgehen. Neben dem Einzug ins Bundesfinale wurden zahlreiche Sachpreise vergeben, die die jungen Künstler zum Beispiel in Bandbanner oder Merchandise investieren konnten. Als Andenken gab es zunächst für alle Landesfinalisten einen mit dem Bandnamen versehenen und natürlich gefüllten Bierträger von Frankonia, der die jungen Leute auch künftig an ihre Landesfinal-Teilnahme erinnern soll. „Machete Dance Club“ sowie „Savanna Skean“ konnten sich außerdem über ein neues Bandbanner in stattlicher Bauzaungröße freuen. Obendrein sahnten die Würzburger noch einen Sonderpreis ab. „Savanna Skean“ können ein ganzes Jahr lang von der Mitgliedschaft bei Artistpool e.V. profitieren, die unter anderem das Bandcamp zur Förderung von Nachwuchsmusikern veranstalten. Die Emo-Rocker „Lonely Spring“ schafften es auf den zweiten Platz. Für ganze 350 Euro dürfen sie sich ihr Band-Equipment individuell von BrandRocks gestalten lassen. Die Gewinnerband des „local heroes Bayern“-Landesfinales sahnten ein Merchandise-Paket, gesponsert von Quicklink, im Wert von 500 Euro ab. Obendrein gab es ein Zubrot von 200 Euro von der Firma Gebrüder Stolz GmbH & Co KG (Hammelburg), das sie zweckgebunden für ihre Band einsetzen dürfen.
Erst seit März 2019 sind „Betamensch“ in dieser Konstellation zu sehen. Dass sie hervorragend harmonieren, bewiesen sie auch hinter den Kulissen. (Foto: Dani Red)
„Alle hatten Bock das gemeinsam aufzuziehen.“
Nach schweißtreibenden vier Stunden Landesfinale blieb der Gewinnerband „Betamensch“ letztlich nur noch eines zu sagen: „Wir sind verschwitzt und glücklich“. Die ganze Veranstaltung sei in ihren Augen „richtig geil gewesen“, angefangen von der Organisation im Hintergrund, über das Publikum in der Zeltbühne bis hin zu den beteiligten Menschen, die „mega offen“ wären. „Das hat einfach Spaß gemacht.“ Obendrein sei das „Lutzi“-Gelände einfach „wunderschön“ und erinnere das Trio an das bekannte „Taubertal“-Festival. Insgesamt herrsche ein „sehr familiäres Umfeld“, das absolut entspannt sei. „Das hat man auch bei den Leuten und der Crew gemerkt. Alle hatten Bock das gemeinsam aufzuziehen.“ Den Netzwerk-Gedanken von „local heroes“ Deutschland haben die drei noch in der Nacht tatkräftig umgesetzt. Kontakt zu „Lonely Spring“ habe schon im Vorfeld bestanden. Mit „Savanna Skean“ aus Würzburg wolle man ebenfalls etwas auf die Beine stellen. Auch „Machete Dance Club“ sei ja eigentlich „gleich ums Eck“. „Wir freuen uns, dass wir das Glück hatten, uns mit ihnen allen die Bühne zu teilen.“ Der Wettbewerbsgedanke, das wurden sie nicht müde zu betonen, habe keine Rolle gespielt. Allesamt hätten sie das eigentlich völlig vergessen.
„Betamensch“-Frontmann Miguel und „Savanna Skean“-Fronfrau Bianca verstanden sich auf Anhieb. (Foto: Dani Red)
Ihr Landesfinal-Sieg, das geben sie wenige Minuten nach der Verkündung unumwunden zu, sei gerade noch nicht wirklich greifbar. Gefeiert würde aber selbstverständlich in Kürze mit einer anständigen Grillparty. Weit mehr Gedanken hatten sich die Musiker im Vorfeld über ihr Set gemacht, das sie beim Landesfinale präsentieren wollten. Das erklärte Ziel: „Wir hauen nur die Banger raus!“, haben sie letztlich mit Bravour umgesetzt. Diese Ambitionen gelten natürlich auch für das Bundesfinale, schließlich gehe es „um die Ehre“. Bis dahin sei jedoch noch viel zu tun. „Wir wollen im Sommer ein Album schreiben. Das ist zumindest der Plan.“ Die ersten Grundlagen stünden bereits.
„Betamensch überzeugen durch „echte Ehrlichkeit“
Kaum war der letzte Ton des diesjährigen Landesfinales verklungen, wurde es für die Fachjury ernst. Leicht, das war auch aus der Ferne zu beobachten, hatten sie sich ihre Entscheidung nicht gemacht. „Savanna Skean“, darin waren sie sich einig, hätten eine gute Attitude. „Die Idee und der Ansatz sind super“, so ihr Urteil. Immerhin hätten sie mit zwei Frauen an der Front ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Da sei definitiv Potenzial vorhanden. Auch die Interaktion mit dem Publikum hat den Fachleuten sehr gut gefallen. Gerne hätten es die Juroren gesehen, wenn die Band ihr Konzept noch mehr „durchgezogen und umgesetzt“ hätte. „Machete Dance Club“ attestierte das Team einen „guten Groove und einen interessanten Genre-Mix“, der durch „starke Vocals und eine nahbare Performance“ gekrönt wurde. Letztere sei für diese Band ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal, das es auszubauen gelte. Begeistert zeigten sich die Juroren auch von „Lonely Spring“. Gute Vocals, eine energetische Show, tolle Harmonien und vor allem die Spielfreude des Gitarristen waren hier im Gedächtnis haften geblieben. Insgesamt überzeugte die Band durch ihr „professionelles Auftreten“. Etwas arbeiten sollten die jungen Leute hingegen noch an ihrem Songwriting, das durchaus abwechslungsreicher sein dürfte. Ihre „modernen Ansätze“, so der Jury-Wunsch, dürften sie gerne noch stärker durchziehen.
Gute Musik setzt sich durch – die „local heroes Bayern“-Landesfinalisten „Lonely Spring“ dürften an diesem Abend sicherlich einige neue Fans gewonnen haben. (Foto: Dani Red)
Und wie fiel das Urteil über die Siegerband „Betamensch“ aus? Ein sehr sympathisches Auftreten, starke Songs, eine energetische Show, gute Harmonien und „echte Ehrlichkeit“ hätten letztlich den Ausschlag gegeben, so das Fazit des Fach-Gremiums. „Mehr Edge und Kante wäre vielleicht schön gewesen, dafür etwas weniger lange Ansagen.“
Kooperatives Miteinander
Ins Schwärmen geriet auch „local heroes“-Chefin Julia Wartmann, die ebenfalls zum Landesfinale gereist war. Schon die Anzahl der Bewerbungen für den Auftritt auf einem der schönsten Festivals Deutschlands hätten gezeigt, wie wertvoll diese Art von Slots für Newcomer sind. „Ich wünsche den local heroes Bayern natürlich eine Wiederholung. Newcomer haben häufig nicht die Chance, sich mit Namen wie Leoniden, Antilopen Gang oder Donots die Bühne zu teilen.“ Jedoch würden sie genau von diesen Künstler*innen lernen und sich Tipps abschauen. „Vor allem das kooperative Miteinander und Vermitteln ist die Philosophie von local heroes, der Wettbewerb steht da eigentlich im Hintergrund. Das werden Betamensch nun auch im Bundesfinale erleben, auf das ich mich schon sehr freue“, sagt Julia Wartmann. Mit dieser Energie, die diese drei Mittelfranken mitbringen, würden sie die große Bühne im Kulturhaus von Salzwedel definitiv ausfüllen, so die Überzeugung der „local heroes“-Chefin. Genau darin bestünde ihrer Ansicht nach die Herausforderung. Einstige Gewinner wie „Perez“, „Konvoy“ oder auch „Elephant’s Foot“, die jeweils nur aus zwei oder drei Personen bestehen, hätten es geschafft, auch mit kleiner Besetzung in großer Erinnerung zu bleiben. „Das ist eine Kunst!“
„local heroes“-Chefin Julia Wartmann und das „local heroes Bayern“-Team zeigten sich begeistert von „Betamensch“. (Foto: RE ON TOUR)
Das Wichtigste ist die Lust am Musikmachen
Erfahrungen mit „local heroes“ konnte übrigens auch „Leoniden“-Frontmann Jakob Amr sammeln. Seine Band spielte am „Lutzi“-Freitag auf der Hauptbühne. Einst hatte er selbst am Wettbewerb teilgenommen, damals als Gitarrist einer Band. Der Auftritt in Uelzen ist ihm bis heute in lebhafter Erinnerung geblieben, obschon es leider nicht für den Einzug ins Bundesfinale gereicht hatte. Bis heute kenne er viele Leute, die für „local heroes“ aktiv seien. Zum Thema Bandwettbewerb habe er dennoch eine „gespaltene Meinung“, gibt er zu. Auch, wenn „Leoniden“ selbst am New Music Award, einem Förderpreis der jungen Radiosender, teilgenommen und diesen gewonnen hätten. „Wir haben uns wirklich geehrt gefühlt“ und habe der Band viel „Rückenwind“ verschafft. Auf der anderen Seite sei Musik seines Erachtens nicht eindimensional in eine Zahl zu erfassen und in eine Reihenfolge zu bringen, also diese Genre übergreifend gleich zu bewerten. „Das widerspricht der Power der Musik.“
„Einfach nur geile Musik zu machen, setzt sich am Ende auch durch“, sagt „Leoniden“-Frontmann Jakob Amr. (Foto: Nicole Oppelt)
Für junge Bands sei es deshalb das Wichtigste Lust darauf zu haben, Musik zu machen. „Gerade in der heutigen Zeit, in der zum Bandsein so viel mehr gehört als das Musikmachen, bleibt das häufiger auf der Strecke als man glaubt.“ Ein Bandwettbewerb als Sprungbrett? Vielleicht! Denn für eine Band, die nicht viel gespielt habe, sei es tatsächlich schwer, an Konzerte heranzukommen. Und gerade, wenn diese Band nicht aus einer Großstadt komme, so Jakob Amr. „Solche Veranstaltungen geben jungen Bands das Gefühl, dass sie auch etwas wert sind und eine Rolle spielen können.“ Sie würden ihnen eine Bühne und damit Gelegenheit bieten, Bühnenerfahrung zu sammeln. Es sei eben „der Schritt weiter“, raus aus dem Jugendzentrum um die Ecke. Einen solchen Wettbewerb zu gewinnen, das spiele allerdings keine Rolle, so der Sänger.
Volle Power und direkt nach vorne: Der Auftritt von „Machete Dance Club“ hinterließ einen bleibenden Eindruck. (Foto: Dani Red)
Mut, Talent, Engagement und vor allem Kreativität
Genauso sehen das auch die Organisatorinnen von „local heroes Bayern“. Dabei sein, sich austauschen, eine gute Zeit haben und Erfahrungen sammeln – das hatten sie sich für ihre Teilnehmer gewünscht. Und so war es auch gekommen. „Local heroes ist seit vielen Jahren unser absolutes Herzensprojekt“, sagt Lisa Fuchs. „Zu sehen, wie viel Mut, Talent, Engagement und vor allem Kreativität in bayerischen Proberäumen herrscht, erfüllt uns mit sehr viel Stolz und muss auch einer breiten Masse nähergebracht werden.“ Um das zu erreichen, so Dani Straßner, wolle man als „local heroes Bayern“ einen kleinen Teil beitragen und dem musikalischen Nachwuchs eine nachhaltige Plattform bieten, die sie weit über einen Auftritt im Landes- oder Bundesfinale hinaus nutzen könnten.
„Ladies first“ hieß es beim bayerischen Landesfinale. „Savanna Skean“ nahmen die Herausforderung an und enterten die Bühne als erste Band. (Foto: Dani Red)
Begeistert zeigte sich das Organisationsteam aber nicht nur von den vier Landesfinalisten. Auch das Publikum in der Zeltbühne des „ab geht die Lutzi“-Festivals habe die jungen Musiker großartig unterstützt. „Das hat uns wirklich positiv überrascht!“, sind sie sich einig. „Immerhin spielten unsere Bands gegen Schwergewichte wie etwa die Leoniden oder Massendefekt auf der Hauptbühne an.“ Nicht wenige seien ohne Vorkenntnisse zu den Shows in der Zeltbühne gestoßen. Teils hätten sich die Zuschauer aber bereits im Vorfeld mit dem Wettbewerb auseinandergesetzt und sich über die Landesfinalisten informiert. Gelobt worden sei auch, dass es selbst in diesem kleinen Feld eine Band mit gleich zwei Frontfrauen gäbe – ganz im Gegensatz zum sonstigen Lineup des Festivals. Das Thema „Wettbewerb“ sei überdies durchaus positiv aufgefasst worden, so das Fazit des „local heroes Bayern“-Teams. „Musik soll in erster Linie Spaß machen. Aber ich finde es gut, dass den Nachwuchstalenten hier eine Bühne geboten wird“, ist etwa Clara aus Würzburg überzeugt.
Text: Lisa Fuchs, Nicole Oppelt
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