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Generationen-Treffen beim H2 Open Air

Die Musikinitiative Hammelburg e.V. feiert ihren 30. Geburtstag am 10. September mit einem eigenen Open Air

Live geben „La Confianza“ mächtig Gas. Auch den Wasserhaus-Garten wollen sie zum Kochen bringen. (Foto: Chris Neuss)


In Hammelburg wird 2016 gleich doppelt gefeiert. Während Frankens älteste Weinstadt auf 1300 Jahre zurückblickt, steht vor ihren Toren ein weiterer runder Geburtstag an. Die Musikinitiative Hammelburg e.V. wird „zarte“ 30 Jahre jung. Diesen besonderen Termin feiert der Verein mit einem echten Generationen-Treffen. Im Garten ihres Domizils sowie im Wasserhaus selbst spielen viele ehemalige und aktuelle Bands ihr ganz persönliches Ständchen. Mit von der Partie sind auch alte wie neue Weggefährten der Musikini. „Mighty Vibez“, „La Confianza“ und „WTK Mafia“ versüßen den Geburtstagsgästen die Nacht.

Die „Mighty Vibez“ aus Fulda haben die Hammelburger schon mehrfach verzaubert. Ganz klar, dass diese Truppe auch bei der großen Geburtstagsparty nicht fehlen darf. (Foto: Musikini)


„Das Herz hängt immer noch dran“, sinnierte Christof Hirt vor einigen Monaten im Gespräch mit der Saale Zeitung. Noch allzu gut kann sich der ehemalige Vorstand an die Zeit vor 30 Jahren erinnern. Damals wurde die Musikinitiative Hammelburg e.V. gegründet, um das Open Air auf dem Zeltplatz zu sichern, berichtete er. Sie galten als langhaarige Typen ohne „festen Wohnsitz“, die mal im Rathauskeller, mal in der Eisdiele residierten, fasste er die öffentliche Wahrnehmung jener Tage zusammen. 


Von den Wasserhaus-Proberäumen war man 1994 noch weit entfernt. Damals ging „man“ noch in die Alte Schule hinter dem Roten Schloss. (Foto: privat)


Überhaupt ging es Mitte der 1980er Jahre noch vergleichsweise beschaulich zu. Am 19. Juli 1986 fanden sich ganze 24 Musiker und Musikinteressierte im Jugendzentrum ein, um in ihrer Heimatstadt etwas völlig Neues auf die Beine zu stellen: Einen Verein zur Förderung der Rockmusik. „Sie wollen auf die Pauke hauen, können aber nicht so, wie sie wollen. Sie, das sind die vielen freien Musiker der Saalestadt, die ihre Rock-, Pop- oder Jazzmusik zwischen Heizungsrohren, im Keller der Eltern und Freunde oder an einem anderen, dafür ungeeigneten Ort einstudieren müssen. Denn in Hammelburg ist seit vielen Jahren ein Problem ungelöst: Die Gruppen haben keinen gemeinsamen Proberaum, in dem sie ungestört ihre Stücke durchspielen und die Instrumente auch stehen lassen können“, hieß es zu jener Zeit in einem Zeitungsartikel.

„Nightmare“ ist Kult. Die Truppe um Sänger Klaus war gern gesehener Open Air-Act. Hier beim Castle Rock 2004. (Foto: Pressematerial)


Erinnern, lachen, feiern, feilen


Seit 1986 hat sich viel getan. Ein eigenes Heim wurde gefunden. Kult-Veranstaltungen wie der „Tanz in den Mai“ oder die „X-Mas-Party“ gehören fest zum Jahrestakt. Und auch die Mitgliederzahl entwickelte sich beachtlich. Mittlerweile zählt die Musikini rund 370 Personen. Heide Gerlach, Barbara Oppermann, Stephan Meurer, Christof Hirt, Alexander Stolz, Markus Schneider, Sebastian Vogler, Steffen Lömmer, Burkhard Fenn, Daniel Wolf und der amtierende erste Vorsitzende Sean Miller haben den Verein durch viele Höhen und Tiefen geführt. „Am 10. September ist nun die Gelegenheit, sich ausführlich an so manche Begebenheit zu erinnern, gemeinsam zu lachen, zu feiern und weiter an der Zukunft des Vereins zu feilen“, so die aktuelle Vorstandschaft. 


"Das müsste 1987 oder 1988 gewesen sein. Wir waren damals im Fotostudio Brand, direkt neben der ehemaligen Eisdiele", erinnert sich Lay-out zurück. (Foto: privat)


Mit einem „Tag der offenen Tür“ sowie einem Open Air haben die jungen Leute den passenden Rahmen dafür geschaffen. Zwischen 13.30 und 17 Uhr haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich einen Eindruck vom frisch renovierten Wasserhaus und den Probenräumen zu verschaffen. Parallel startet im hinteren Bereich ein Open Air, das insgesamt 15 Acts auf die Bühne bringt. 


 
Das Krümelmonster ohne Kekse? Dieses Verbot in Amerika war für die „Taschenrocker“ ein Skandal. Ihr Song „Kekse“ wurde Kult und ersetzte fortan die lautstarken „Zugabe“-Rufe. Selbstgebackene Kekse gab's von Zeit zu Zeit inklusive ;-)


„Mit dabei sind an diesem Tag 'Nightmare', die 'Taschenrocker, 'Godzilla was a friend of mine', 'Mustache Madness', 'The Diapers', die 'Illustrators', 'Black Petty', 'Runnin Gun Blues', die 'Black River City Girls', 'Lay-out', 'The Fitzz' und Melvin“, zählen die Organisatoren ihre bunte musikalische Gästeschar auf. „Wir freuen uns sehr, dass es bei so vielen ehemaligen Akteuren geklappt hat und sie zum runden Geburtstag teils weite Wege auf sich nehmen und sich in einigen Fällen sogar noch einmal neu formieren.“

Die „WTK Mafia“ schrieb mit ihren legendären Partys im AKW Würzburg, Stattbahnhof Schweinfurt oder diversen Gigs in der MS Connection zu Mannheim so etwas wie Szene-Geschichte.

Mit von der Partie sind aber auch alte wie neue Weggefährten der Musikini. Die siebenköpfige Fuldaer Truppe „Mighty Vibez“ ist den jüngeren Wasserhaus-Gängern allerdings schon länger ein echter Begriff. Ihre Mischung aus Reggae und Hiphop, Dancehall und Ska, Dub und Rock wird von „La Confianza“ aus Selb mit waschechtem Crossover sowie dank der „WTK Mafia“ mit bestem Drum & Bass ergänzt. „Für uns war klar, wir wollen die Gelegenheit nutzen, um auch alte Freunde, wie die 'Mighty Vibez' dazu zu bitten, mit denen wir schon viele schöne Konzerte erleben durften“, so die Organisatoren über ihr Late-Night-Special im Wasserhaus. „Gleichzeitig wollten wir auch eine echte Premiere, wie es sich für ein Open Air dieser Größenordnung eben gehört. Unser Headliner 'La Confianza' ist zum ersten Mal in der Region und wir freuen uns sehr, sie nun in Hammelburg begrüßen zu dürfen!“ Für die dritten Gäste im Bunde ist es hingegen „allerhöchste Zeit für einen Wasserhaus-Gig“. Das bekannte und beliebte DJ-Team aus Schweinfurt wird das Vereinsheim bis in die frühen Morgenstunden zum Beben bringen. „Unser 30. Geburtstag soll ein echtes Generationen-Treffen sein“, so Sean Miller und sein zweiter Vorsitzender Raphael Weis. „Die Mixtur könnte nicht besser sein. Jeder kann sein musikalisches Plätzchen finden.“


„Trial and Error“ - das gelebte kreative Prinzip


Apropos finden. „So spannend wie das „Zusammentrommeln“ der einstigen Wasserhaus-Bands, gestaltete sich in manchen Fällen auch deren Entstehung“, berichtet die Vereinsspitze. Nicht selten hätten Wohl und Wehe, sprich die Auflösung von Formationen und Neugründungen in anderen Konstellationen, dicht beisammen gelegen. Auch „Gevatter Zufall“ half des Öfteren ordentlich mit. Gelebt und musiziert wurde nach dem kreativen Prinzip schlechthin: „Trial and Error“. Von Metal ging es zum Rave, vom Duo zur stattlichen Band, von der Hobbymusik in die Profiliga, wie etwa im Fall von Hannes Wittmer, der heute als Spaceman Spiff unterwegs ist, oder Radomir Wrobel, der sein Können mittlerweile als Musiker in einem renommierten Orchester unter Beweis stellt. „Zum Teil haben die einstigen Wasserhaus-Bands noch heute Kontakt und pflegen enge Freundschaften“, fassen die Vorstände die Erkenntnisse der vergangenen Monate zusammen. Andere hätten sich hingegen fast völlig aus den Augen verloren und feierten nun nicht nur eine künstlerische, sondern auch ihre ganz private Reunion. In einem Fall müsse dafür sogar ein Flugzeug bestiegen werden.

Die „Taschenrocker“ in Aktion. Das Publikum liebte sie dafür und sie liebten Ihr Publikum. "Ihr seid das BESTE Publikum was wir JEMALS hatten!" betonten sie bei jedem Konzert. (Foto: Musikini)

Wie sehr sich alle Beteiligten auf das Wiedersehen in Hammelburg freuten, hätte sich nicht zuletzt an den vielen überschwänglichen Reaktionen gezeigt, die ihre Anfragen ausgelöst hätten. In einem Fall soll es im Organisationsbüro sogar Konfetti aus der Rückantwort „geregnet“ haben, erzählen sie schmunzelnd. Überhaupt hätten viele den Termin zum Anlass genommen, die aktive Zeit in der Musikini Revue passieren zu lassen. Gerne werde sich an Auftritte im Kolpingheim oder bei Open Airs erinnert. Auch gemeinsame Aktionen zu „Mixed Pickles“ oder anlässlich des „Heimspiels“ seien noch immer sehr präsent. Ganz zu schweigen von Auftritten als Vorband der US-amerikanischen Rockband „Hooters“ oder der bekannten irischen Rockgruppe „Cranberries“. „Respekt, was in den letzten 30 Jahren ehrenamtlich gestemmt wurde. Dieser wichtige Beitrag ist mittlerweile fester Bestandteil in Hammelburg“, bringen „The Diapers“ die Bedeutung der Musikini für die Region auf den Punkt.

Alte Liebe rostet nicht. Die Abschiedsparty im Kolpingheim 2009 war auch für „The Diapers“ die Gelegenheit, noch einmal aufzuspielen. (Foto: RE ON TOUR)

Mit einem Auge Richtung Zeitgeist


Auch die einstige Wasserhaus-Band „Black Petty“ ist überzeugt: Auch nach 30 Jahren ist der Verein und seine Arbeit kein „alter Hut“. „Am wichtigsten ist es wohl, die jüngere Generation wieder für Live-Musik zu begeistern und mit dem Verein in Kontakt zu bringen. Keine leichte Aufgabe, aber für die Zukunft der Musikini ganz wichtig“, sinnieren sie über die aktuellen Herausforderungen. Zeit nehmen sollte sich die Musikini zudem für mehr Kontakte zu den Schulen und den Schulbands, raten „Runnin' Gun Blues“. Bandtreffen und Konzerte halten sie für eine tolle Möglichkeit, am Ball zu bleiben. Eventuell sei auch das Angebot von Instrumentalunterricht denkbar, so dass auch Jugendliche, die noch nicht in der Musikini sind, leichter darauf zugreifen könnten. Auch „Mustache Madness“ empfinden das so. Für die Zukunft wünschen sie der Musikini vor allem eines: „Bleibt euch im Kern treu und schielt mit einem Auge auf den Zeitgeist.“

Wehe, wenn der Bart kommt! So lautete das Motto von „Mustache Madness“seit 2006. (Foto: Pressematerial)

Und wie steht es mit aktuellen Akteuren? Was bedeutet es für sie eine Musikini-Band zu sein? Für die „Illustrators“ ist die Sache klar: „Gerade für neu gegründete Bands in ihren Anfangstagen bietet einem die Musikini durch Wasserhauskonzerte, Formate wie Rockcheck, usw. super Gelegenheiten, um erste Bühnenerfahrungen zu machen“, sind sie überzeugt. „Günstige Proberäume sind auch vorhanden. Im Gegenzug sollten natürlich der ein oder andere Helferdienst und ein generelles Engagement für den Verein selbstverständlich sein.“ Für sie ist der Verein jedoch mehr als das. „Die Musikini mit allem Drum und Dran ist unsere musikalische Wiege und wahrscheinlich einer der Hauptgründe weswegen wir immer noch so aktiv musizieren.“

„Stroboskop. Tanzschuhe. Bart“: Die „Illustrators“ sind wohl die smartesten Herren, die die Musikini derzeit zu bieten hat. (Foto: Pressematerial)


Anlässlich des FC-Weinfestes fand mit „Rock im Zelt“ am 5. September 1986 die erste Veranstaltung des noch jungen Vereins statt. Damals traten „Flying Toastbreads“, „Lay-out“, „Nightmare“, „Tamara“ und „Double UC“ auf und begeisterten 600 Zuschauer. Am 10. September treten einige von ihnen nun erneut an. Und wer weiß, welche Formationen nach diesem Tag ihren Anfang nehmen...


Text: Nicole Oppelt

Alle Infos zum H2Open Air hier.

Alle 15 Bands werden hier nocheinmal ausführlich vorgestellt: 

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