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Roxanne de Bastion: „In die ‘easy listening’-Kategorie gehöre ich nicht“

Regelmäßige Leser der Readers Edition kennen Roxanne de Bastion bereits aus dem sprichwörtlichen FF. Fast von Anfang an verfolgten sie die Geschichte der jungen Berlinerin, die nur mit ihrer Gitarre im Gepäck den Sprung auf die Insel wagte. Jetzt hat die zierliche Dame mit der Power für Zwei ihr Debüt-Album „The Real Thing“ veröffentlicht – mit nicht wenigen Überraschungseffekten.

„Wir haben alles live aufgenommen, ohne click track und ohne glattbügeln“, so Roxanne über ihre Studiozeit in Berlin Ende 2013. (Foto: Pressematerial)

Vor noch nicht allzu langer Zeit ging es in der musikalischen Welt von Roxanne de Bastion noch außerordentlich verspielt zu. Ganz gleich, ob ihr Video zu „Indie Electro Pop“, „One Morning“ oder am Ende sogar „Buckle up“: Schrille Farben, Seifenblasen, nicht ganz legale Aktionen zeichneten das Porträt einer vor Lebensfreude sprühenden jungen Künstlerin, die sich zwar Elemente ihrer Kindheit bewahrt hat, aber schon mit einem Bein mitten im Leben stand. Diesen letzten Schritt hat Roxanne de Bastion nun vollzogen. Mit ihrem Debüt „The Real Thing“ ist sie endgültig erwachsen geworden.

Leben, fühlen, hören sehen – die ganze Welt ist ein Song

Insgesamt zehn Lieder hat die einstige Berliner Göre auf ihre Scheibe gepackt. Entstanden sind sie alle während der vergangenen fünf Jahre, die sie in England zugebracht hat. Zu verstehen, so erklärt sie selbst, sei die Zusammenstellung daher auch wie eine Art „Tagebuch“, das den Musikfreunden Einblick in ihr Auswanderer- oder besser gesagt Musikerleben auf der Insel gewährt. „ Alle meine Lieder sind sehr persönlich“, gibt sie unumwunden zu. Alles was sie erlebe, ihr begegne, sie beobachte, fühle, höre oder lese floss bisher in ihr Schaffen ein und kann auch in Zukunft in einem ihrer Songs zu neuem Leben erwachen. So setzt sie sich etwa in “Empty Space” mit ihrer Beziehung zu ihrer Geburtsstadt Berlin auseinander. In “Somewhere upon Avon” thematisiert sie wiederum das eingeschränkte Kleinstadtleben in England.

Ohnehin habe sich seit dem Erscheinen ihrer ersten Single „Buckle up“ im November 2011 so einiges getan, vor allem musikalisch. Nach wie vor finden sich so wesentliche Einflüsse wie The Beatles oder The Kinks. So zollt sie etwa mit „1964“ dem Stil von Ray Davies Tribut. Aber auch Regina Spektor, deren Produzent Gordon Raphael auch für Roxannes Album verantwortlich zeichnet, ist in „Red and White Blood Cells“ oder „Handwriting“ wiederzufinden. Verarbeitet hat Roxanne in ihrem Album aber auch „Neuentdeckungen“, wie zum Beispiel Judee Sill, eine junge und bereits verstorbene Singer-Songwriterin, die sie erst ein Paar Wochen vor dem Studiotermin für sich entdeckt hätte. „Das Lied ‘The Real Thing’“, so Roxanne rückblickend, „wäre ohne Judee Sill auf jeden Fall nicht zustande gekommen.“

Zurück in die 60er: Roxanne verzichtet auf technische Spielereien

Insgesamt wirkt die Scheibe wie der sprichwörtliche Weg „back to the Roots“. Kein Hall, der die Stimme verfälscht, keine Effekthascherei. Das sieht auch Roxanne so: „Das Konzept ist simple: gute Lieder aufnehmen, live und ohne viel Manipulation, so wie man dass auch in den 1960‘s gemacht hätte“, bringt sie den wohl wesentlichsten Charakterzug ihrer Platte auf den Punkt. „Ich wollte unbedingt, dass mein erstes Album eine ehrliche Repräsentation von mir und meiner Musik ist.“ Der Titel „The Real Thing“ versteht sich da fast wie von selbst. Echt und ehrlich sollte es sein. „So viel Musik ist heutzutage total ‘überproduziert’. Teilweise sogar so sehr, dass man gar nicht mehr erkennt, ob das Lied an sich eigentlich gut ist oder nicht“, fasst sie die Schattenseite der heutigen Musikindustrie zusammen, der sie nicht anheim fallen wollte.

Dass jedoch auch sie nicht in die „easy listening”-Kategorie gehört, ist ihr durchaus bewusst. „Man muss immer den Weg gehen, der für einen selber am meisten Sinn macht und Dinge so machen, wie man sie selber für richtig hält. Das habe ich beim Videodreh von ‘Buckle Up’ gemacht und auch beim Aufnehmen dieser ersten Platte“, zeichnet Roxanne selbstbewusst ihre Maxime nach. Dabei könne es durchaus passieren, dass man am Ende alleine dastehe. Auch ihr werde oft gesagt, dass ihre Musik oder Herangehensweise ungewöhnlich wäre. „Für mich selber ist das natürlich schwer zu sehen. Ich glaube aber schon, dass mein Album bestimmt nicht für jeden ist. Es gehört auf keinen Fall zur “easy listening”-Kategorie.“ Vielmehr sei es für Menschen, die gerne Texte hören und die Lieder auch gerne zwei oder drei Mal Revue passieren ließen, um beim vierten Mal etwas Neues zu entdecken.

Unzählige Gigs und Touren bis in die USA

Gelegenheit bietet Miss de Bastion hierzu mehr als genug. Denn ihre Songs, so die Singer-Songwriterin, seien, vielleicht abgesehen von „ Red and White Blood Cells“, auch thematisch und strukturell erwachsener geworden. Geschuldet sei das in erster Linie dem Leben selbst. Gigs, Gigs, Gigs lautete ihr Motto in den vergangenen Jahren. Allein 2012 waren es über 80 Konzerte. Im vergangenen Herbst stand drei Monate lang durchgängig touren in Großbritannien, Deutschland und den USA auf dem Programm – natürlich von A bis Z selbst organisiert. Hängengeblieben sei dabei vor allem ihr nunmehr dritter Aufenthalt in New York, während dem sie nicht nur selbst gespielt, sondern vor allem von anderen Singer-Songwritern gelernt hätte. Sowohl das Niveau der hiesigen Künstler als auch das Publikum hätten sie begeistert. Der nächste Plan im Kalender von Roxanne de Bastion? Am „liebsten gleich auf US Tour“!

Hier ist Roxannes neuestes Video:

Text: Nicole Oppelt

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