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„Ab geht die Lutzi!“ 2025 – Zwischen Bass, Bildung und Barrierefreiheit

Das „ab geht die Lutzi“-Festival ist nah an seinem Publikum. Gebucht wird abseits der Charts, dafür stets mit Blick auf eine gute Party. (Foto: Janis Hinz)

Machen ist wie Wollen, nur krasser – das gilt auch 2025! Ein Highlight im diesjährigen „Lutzi“-Lineup: Deutschlands bester Newcomer-Act 2024 „Udo West“ kehrt auf die Festivalbühne zurück.

Vom 26. bis 28. Juni wird das kleine unterfränkische Dorf Rottershausen erneut zum Festivalmekka für Musikliebhaber:innen, alle Bildungsdurstigen und politische Idealist:innen. Das „Ab geht die Lutzi!“-Festival feiert nicht nur die Musik, sondern auch die Menschen, die es ermöglichen – und liefert mit seinem diesjährigen Programm mehr Argumente denn je, sich auf den Weg zu machen.

In Rottershausen kann jeder so sein, wie er möchte: Fans krönen die ausgelassene Stimmung nicht selten mit einem Sprung in die Menge. (Foto: Janis Hinz)

Workshops & Vorträge: Die Waldlichtung wird zum Denkraum

Ein echtes Glanzstück des Festivals ist auch 2025 das Workshop- und Vortragsangebot, das die Besucher:innen in die verschiedensten Winkel des Veranstaltungsgeländes führt. So finden die Workshops unter anderem auf dem „Marktplatz“ oder unweit der Zeltbühne, die Vorträge wiederum auf der liebevoll eingerichteten Waldbühne statt. Abseits des Trubels eröffnet sich dort, im kühlen Schatten der Bäume, ein Raum der Reflexion, der Diskussion und der Begegnung. In dieser besonderen Atmosphäre sprechen Aktivist:innen, Künstler:innen und Denker:innen über drängende Fragen unserer Zeit. Die inhaltlichen Schwerpunkte reichen von Lichtverschmutzung und Festivals, über Rechte im digitalen Zeitalter oder die rechte Szene im Wandel bis hin zu Angeboten speziell für alle, die sich mit dem Musikbusiness in vielfältigsten Facetten auseinandersetzen möchten.

Schon 2024 begeisterte Basti Drumm mit seinem Vortag über die Rechte Szene im Wandel. In diesem Jahr gibt es eine Fortsetzung auf der Waldbühne. (Foto: Janis Hinz)

Parallel gibt es ein vielfältiges Mitmachangebot, das ausdrücklich zur Beteiligung einlädt. Die Besucher:innen können sich zum Beispiel beim Festivalschminken ausprobieren oder in die Festival-Sauna begeben, im „Baychtstuhl“ die peinlichsten Momente, große und kleine Fails, aber auch Stories, die einfach ans Herz gehen teilen, beim augenzwinkernden Bier-Yoga Körper und Geist vereinen, schnell mal in der Wedding Chapel „heiraten“ oder sich sportlich beim neuen Lauftreff betätigen. Und so ganz nebenbei gibt’s auch hier jede Menge Information, etwa über die Welthungerhilfe.

Das ist neu auf dem „ab geht die Lutzi“: Im Puls „Baychtstuhl“ am Marktplatz zeigt sich, was bei der Jugend wirklich abgeht. (Foto: Leah Ruprecht)

Das Ehrenamt rockt: Ein Festival aus der Mitte der Gesellschaft

Wer die „Lutzi“ besucht, spürt schnell, dass dieses Festival anders tickt. Hier stehen keine Großveranstaltenden dahinter, sondern eine leidenschaftliche Gemeinschaft. Über 250 Menschen arbeiten ehrenamtlich an Planung, Aufbau und Ablauf mit – sei es am Einlass, an den Getränkeständen oder hinter der Bühne. Dieses Engagement aus dem Ort heraus verleiht der „Lutzi“ einen einzigartigen Charakter: professionell organisiert, aber stets menschlich, herzlich und nahbar.

Gerade weil hier nicht der Kommerz, sondern das Miteinander im Mittelpunkt steht, entsteht ein Festival, das sich konsequent an Werten orientiert – und nicht an Klickzahlen.

Alle packen mit an: Schon Wochen bevor sich die Festival-Pforten öffnen, sind die ehrenamtlichen Helfer:innen im Einsatz. (Foto: Tobias Seufert)

Nachhaltigkeit und Inklusion: Kein Greenwashing, sondern Prinzip

Die ökologischen und sozialen Grundsätze des Festivals sind dabei keine PR-Schlagworte, sondern gelebte Praxis. Der Veranstaltungsort ist mit Mehrwegbechern, Recyclingstationen und Ökotoiletten ausgestattet. Trinkwasser gibt es kostenlos an verschiedenen Stationen. Das Speisenangebot ist überwiegend vegetarisch oder vegan, wobei viele Produkte aus der Region stammen.

Seit diesem Jahr gibt es auf dem „Lutzi“-Campingplatz nachhaltige Toiletten von Finizio. Sie sollen mit ihren bequemen und frischen Humusphären ein angenehmes Toilettenerlebnis bieten. (Foto: Jolanthe Stelzer)

Gleichzeitig sorgt das Awareness-Team für eine respektvolle, diskriminierungsfreie Atmosphäre. Der Zugang zum Gelände ist barrierefrei gestaltet, und durch das solidarische Ticketmodell können auch Menschen mit wenig Geld am Festival teilhaben – einfach und unkompliziert. So entsteht ein Ort, an dem echte Teilhabe nicht nur möglich, sondern ausdrücklich gewünscht ist.

Musikalische Höhepunkte auf zwei Bühnen

Trotz all der gesellschaftlichen Inhalte bleibt die Musik ein zentrales Element der „Lutzi“. Und auch hier liefert das Line-up 2025 einmal mehr auf beeindruckende Weise ab.

Fulminanter Abschluss: „Bilderbuch“ beenden die „Lutzi“ am Samstagabend auf der Hauptbühne. (Foto: Pascal Schattenburg)

Auf der Hauptbühne stehen große Namen wie Bilderbuch, die mit einem stilistisch eigenwilligen Mix aus Funk, Pop und futuristischen Sounds auftreten. Die Donots bringen ihre bewährte Kombination aus Politpunk und Stadionenergie mit, während Querbeat mit Bläsern, Beats und Bühnenspektakel das Publikum mitreißen werden. Die kalifornischen Punkrocker Zebrahead sorgen für transatlantischen Druck im Pit und Team Scheisse aus Bremen verbinden währenddessen rotzigen Kneipenpunk mit antikapitalistischer Attitüde. Ganz anders die Leoniden, die mit ihrem tanzbaren Indie-Rock jede Show zu einer schweißtreibenden Angelegenheit machen.

Querbeat, das 13-köpfige Kollektiv, gehört zu den erfolgreichsten Live-Acts des Landes, mischt auf Freitagabend die Crowd vor der Hauptbühne auf. (Foto: Jan Holo)

Auch auf der Zeltbühne geht es hochkarätig weiter: Das Berliner Rap-Duo Audio88 & Yassin steht für bitterböse Reimkunst mit Haltung. Die Hinterlandgang alias Albert Münzberg und Pablo Himmelspach wiederum „rappen gegen Langeweile, Klischees und Rechtsruck“. Das Kontrastprogramm liefern Lena & Linus. Sie machen Musik, die nahe geht und sich irgendwo zwischen den melancholischen Weiten des Universums, den intimen Momenten des Alltags, sehnsüchtiger Wehmut und Jugend-Nostalgie bewegt. Ein echtes Erlebnis steht dem Publikum auch mit Remote Bondage bevor. Sie sind immer ein bisschen böse und einen Hauch ironisch. Frei nach dem Motto: „Wir kommen in die Hölle, aber wenigstens kommen wir!”

Die beiden Würzburger Lena & Linus machen Musik, die nahe geht – den Hörer:innen, aber auch ihnen selbst. Zu erleben am frühen Samstagabend auf der Zeltbühne. (Foto: Blurryxwine)

Die Nächte gehören dann wechselnden Kollektiven aus den Bereichen Techno, Drum’n’Bass und House, die die das „Lutzi“-Areal zum Ravefloor machen. Sich einfach treiben lassen, ist zu später Stunde definitiv eine gute Idee. Dringende Empfehlungen gibt es trotzdem: Zum Beispiel Bush.ida, die am Festival-Freitag in der E-Box zu erleben ist. Die queer-feministische Deutschrapperin macht Musik mit Message und Mumm. Ihr fetter Mittelfinger gilt dem Patriarchat gepaart mit der Erkenntnis, dass der Rückzug ins Private vielleicht gemütlich, aber keine Lösung für irgendetwas ist.

Willkommen auf der „Lutzi“, Bush.Ida! Die queer-feministische Deutschrapperin macht Musik mit Message und Mumm. Ihr gehört die Nacht zum Samstag in der E-Box. (Foto: Monique Kuesel)

Vom Local Heroes Bayern-Landesfinale auf die Hauptbühne: Udo West

Ein ganz besonderer Act steht 2025 ebenfalls im Rampenlicht: Die Würzburger Band „Udo West“, die im vergangenen Jahr auf der „Lutzi“ das Local Heroes Bayern-Landesfinale gewann, hat seitdem einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Im November 2024 wurden sie im Zuge des Bundesfinales nicht nur als bester Newcomer-Act Deutschlands ausgezeichnet, sondern holten sich auch den begehrten Publikumspreis. Was einst als Geheimtipp begann, hat sich binnen Monaten zu einer echten Szenegröße entwickelt. Mit einer Spaß bringenden 80er-Jahre-Attitüde und ungestümer Energie stehen sie nun auf der Hauptbühne und beweisen, dass gute Musik und begeisterte Massen keine Frage von Major-Labels sein müssen.

Schnallt Euch an, richtet die Fönfrisur und schmeißt Euch in die Schlaghosen – Udo West sind da – am frühen Donnerstagabend auf der Hauptbühne. (Foto: Niklas Schmitt)

Ein Festival, das sich traut

Seit 2009 ist das „ab geht die Lutzi!“ mehr als nur eine Veranstaltung im Eventkalender der Region. Es ist ein Gegenentwurf zur Eventindustrie, ein Labor für gesellschaftlichen Wandel, eine Bühne für Stimmen, die gehört werden wollen – und nicht zuletzt eine verdammt gute Party.

Wer wissen will, wie sich Ehrenamt, Nachhaltigkeit, Inklusion und musikalische Qualität in ein dreitägiges Erlebnis verwandeln lassen, das inspiriert und zusammenschweißt, sollte Ende Juni den Weg nach Rottershausen finden. Denn: Machen ist wie Wollen – nur krasser.

Die „Lutzi“ bedeutet Gemeinschaft, Verbundenheit und eine absolut geile Zeit. Campen ist hier ein echtes Erlebnis. (Foto: DOS MOMENTOS Fotografie)

Text: Nicole Oppelt

Weitere Informationen hier:

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