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VPBy meets „ab geht die Lutzi“: „Spontanität ist das A und O“

Im Rahmen des local heroes Bayern-Landesfinales 2024 fand erneut eine Kooperation mit dem Verband für Popkultur in Bayern e.V. (VPBy) und dem „ab geht die Lutzi“-Festival statt. Die Teilnehmer:innen nutzen die Chance, um sich in mehreren Workshops umfassend über das Musikbusiness zu informieren.

Das Musikgeschäft ist mehr als nur kreativ sein. Das wurde bei den VPBY-Workshops deutlich. (Foto: David Lehmann)

Nachhaltig und zukunftsorientiert arbeiten – das liegt sowohl dem fränkischen Kultfestival „ab geht die Lutzi“ als auch dem bayerischen Ableger von Deutschlands ältestem und größten Non-Profit-Musikpreis „local heroes Bayern“ am Herzen. Wie schon im vergangenen Jahr, wurden auch 2024 in Kooperation mit dem VPBy verschiedene kostenlose Workshops zur Professionalisierung für Newcomer-Artists angeboten. Am Festival-Samstag fand außerdem zum ersten Mal ein FLINTA+-DJ Workshop (Bi Män) statt, an dem Festival-Besucher:innen die Grundlagen des DJ-Handwerks erlernen und anschließend direkt ein eigenes Set auflegen konnten.

Die diesjährigen Themen der Workshops am Freitagnachmittag reichten von Booking Basics (Michael Schönmetzer) über Fragen zu GEMA und GVL (Gabriel Spateneder) bis hin zur digitalen Musikmarketing (Julian Göller) und Content Creation auf Social Media (Kristina Paulini). Die Teilnehmer:innen bekamen dabei nicht nur hilfreichen Input wie man als Newcomer:in durchstartet, sondern konnten sich auch im Rahmen der Begrüßungs-Keynote von Andreas Jäger, dem neuen Geschäftsführer des VPBy, und Lisa Fuchs als Vertreterin von local heroes Bayern bei Snacks, Kaffee und kühlen Getränken untereinander vernetzen und austauschen. Die Rückmeldungen waren allesamt positiv und das Interesse einiger Teilnemer:innen so groß, dass sie sogar alle vier Workshops am Stück besuchten.

„Es ist auf jeden Fall nicht ohne, aber trotzdem wert, es zu versuchen“, motiviert Michael Schönmetzer Newcomer:innen sich im Musikbusiness zu behaupten. (Foto: Martin Schöffel)

Aufmerksam, wissbegierig und motiviert

Auch die Dozent:innen waren voller Lob: So war Michael Schönmetzer, der den ersten Workshop des Tages leitete, in dem er die Basics vermittelte, wie man als Künstler:in zu Auftritten kommt, sehr angetan davon, dass alle Teilnehmer:innen trotz der frühen Stunde des Workshops „sehr aufmerksam, sehr wissbegierig und auch alle im Prinzip intrinsisch motiviert waren, weil sie alle irgendwie was reißen wollen“. Nachdem sich die Musikindustrie nicht zuletzt durch das Streaming, niedrigere Markteinsatzbarrieren durch DYI-Produktionen und nun auch zunehmend durch KI in einem Transformationsprozess befindet, stellte Schönmetzer heraus: „Wer von Musik leben oder da Aufmerksamkeit generieren will, braucht Live-Präsenz“. Denn der Live-Markt sei mittlerweile der Wichtigste. Als Insider-Tipp gab er den Nachwuchs-Künstler:innen mit auf den Weg: „Telefoniert mehr und schreibt erst dann E-Mails.“

Es gibt nichts zu verschenken: Newcomer:innen sollten das Thema GEMA proaktiv angehen, rät Experte Gabriel Spateneder. (Foto: Martin Schöffel)

Die GEMA als wichtige Einnahmequelle

Der zweite Workshop befasste sich mit Fragen zur GEMA und GVL und auch Dozent Gabriel Spateneder war durchwegs positiv gestimmt, da die Teilnehmer:innen sehr interessiert waren, wie man es richtig macht mit der GEMA-Abwicklung und wo die Einnahmen herkommen. Denn so Spateneder „vor allem als Newcomer, das weiß ich aus eigener Erfahrung, ist das Geld halt noch nicht so groß vorhanden. Und um erste Investitionen machen zu können, ist das eine wichtige Einnahmequelle.“ Den größten Fehler, den man als Newcomer:in machen könne, sei, sich nicht anzumelden und sich nicht aktiv um die richtige Abwicklung zu kümmern, so dass es am Ende keine Ausschüttung gebe.

Kristina Paulini kam an diesem Festival-Freitag gleich mehreren Verpflichtungen nach. Sie gab nicht nur ihr Wissen weiter, gemeinsam mit ihrem Bandkollegen Jan König sorgten sie als local heroes Bayern-Gewinner 2023 für eine äußerst kurzweilige Moderation des diesjährigen Landesfinales. (Foto: Martin Schöffel)

Social-Media-Kanäle sinnvoll bestücken

Die letzten beiden Workshops drehten sich um den immer wichtiger werdenden Social Media-Auftritt von Künstler:innen. Bei Kristina Paulini, die selbst für den Radiosender Ego FM und ihre Band „Die fliegenden Haie“ Social Media Content auf TikTok und Instagram erstellt, gab es viele hilfreiche Praxis-Tipps und Tricks sowie jede Menge Anschauungsmaterial wie man seinen Social-Media Account als Band sinnvoll mit Inhalten bestückt.

„Die Welt hat sich gewandelt“, sagt Julian Göller. Der anfänglichen Zurückhaltung beim Thema Social Media ist mittlerweile Neugier und Offenheit unter den Newcomer:innen gewichen. (Foto: David Lehmann)

„Je unperfekter, desto besser“

Bei Julian Göller von Spotify gab es darüber hinaus noch weitere Einblicke in die Strukturen von Instagram und TikTok sowie die wichtigsten Hacks wie man als Künstler:in organisch an Reichweite gewinnt. Für Göller spielen hierbei Frequenz und Konsistenz eine herausragende Rolle – also häufiges Posten von Inhalten und wiederkehrende Formate. Der Experte empfiehlt hierfür das Short-Video-Format, für das man keine professionelle Kamera-Ausrüstung benötigt, sondern der Trend dazu geht, spontan Inhalte mit einem Smartphone zu filmen und direkt hochzuladen. Sein Credo: „Je unperfekter, desto besser eigentlich.“ Er nahm den Künstler:innen zudem den Druck: „Spontanität ist das A und O. Ich glaube, man muss sich bewusst werden, dass es total okay ist, dass man nicht alles allein schafft. […] Also wenn man selbst keinen Bock drauf hat, vielleicht einfach jemanden fragen.“ Manche Bands seien sogar dazu übergegangen, einfach ihr Handy ins Publikum zu werfen und Fans mitfilmen zu lassen – dies berge allerdings die Gefahr, dass es nicht mehr zurückkomme und sei daher vielleicht nur eine Option für Bands, die sich das leisten könnten.

„Seid frech, wild und wunderbar wie DJ Bi Män“, lautete das Motto am Samstag in der E-Box. Ihre Agenda: Ungleichheiten bekämpfen und Minderheiten stärken. (Foto: Marie Lehmann)

Nachwuchs-DJs haben den Dreh raus

Nicht zuletzt der erstmalig stattfindende FLINTA+-DJ-Workshop stellte sich als großer Erfolg heraus. Diese Einheit am Samstagnachmittag war bereits weit im Vorfeld ausgebucht. Die queere elektronische Live-DJ Bi Män aus München, die selbst noch am Samstagabend in der E-Box auflegte, war begeistert von den talentierten Nachwuchs-DJs, die bereits nach kurzer Zeit den Dreh raus hatten und ihre eigenen Mini-Sets vorstellen konnten.

Hinter den Kulissen des „ab geht die Lutzi“ war jede Menge Platz für Austausch. (Foto: David Lehmann)

„Ein großer Dank geht an den VPBY für die Organisation und die finanziellen Mittel zur Durchführung sowie an das ganze Team des ab geht die Lutzi-Festivals für die technische Betreuung und das Catering der Workshops“, freuen sich Lisa Fuchs und ihre Mitstreiter:innen über das gelungene Angebot. „Die fachkundigen Dozent:innen und die allesamt interessierten Teilnehmer:innen haben für eine tolle Atmosphäre gesorgt. Es gab viele spannende, neue Aspekte, die die jungen Leute hoffentlich gut voranbringen. Wir freuen uns auf eine Neuauflage der Workshops 2025!“

Text: Lisa Fuchs

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