Die Mainzer präsentierten sich im Bundesfinale spannend, pointiert und stimmgewaltig.
„Sinu“ kommt es auf den Vibe an. „Stimmung und Emotion sind wichtiger als Demonstration instrumentaler Virtuosität“, sagen sie. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Herzlichen Glückwunsch „Sinu“! Sie gingen 2021 als Bundesfinalisten für Rheinland-Pfalz ins Rennen um Deutschlands größten Non Profit-Newcomer-Musikpreis und haben diesen letztlich für sich entscheiden können.
Die Mainzer beeindruckten die Juroren mit ihrem innovativen Sound und dem außergewöhnlichen Arrangement ihres Songs. Spannende Melodien, pointiertes Songwriting und die herausragende Stimme des Sängers Sinan Köylü überzeugten die Jury. Sie erhielten einen Gutschein vom Musikhaus Thomann sowie bundesweite Promotion, unter anderem von RecordJet. Außerdem dürfen sie sich über exklusive Berichterstattung von Deutschlandfunk Kultur, MDR Sputnik und viele mehr freuen. Mit „Sinu“ geht der erste Preis der local heroes übrigens zum zweiten Mal in Folge nach Rheinland-Pfalz. Im vergangenen Jahr konnte die Band Lilli Rubin den Contest für sich entscheiden.
Doch spulen wir etwas zurück: Wer 2020 dachte, dass alles anders wird, der wurde 2021 eines Besseren belehrt. Dieser Satz mag für viele Lebens- und Gesellschaftsbereiche gelten. Für die Kultur steht er jedoch insbesondere. Auch Deutschlands größter Non Profit-Newcomer-Musikpreis local heroes hat sich in den gut 20 Monaten Pandemie neu erfinden müssen. Mit Erfolg. Erstmals wurde das Bundesfinale 2020 als Musiksendung umgesetzt. 2021 legte das Team um Projektleiterin Julia Wartmann noch einmal eine Schippe drauf – es brachte die insgesamt zehn Landessieger*innen am 13. Dezember nicht nur in eine eigene Musiksendung, sondern obendrein deutschlandweit in die Kinos.
Dieser Dreh hat sichtlich Spaß gemacht! Im Interview mit Moderatorin Tine Wittler geben sie sich fröhlich und ausgelassen. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„Wir gehen tief, wir wollen tief gehen.“
Für Sinan Köylü, Tim Zeimet und Leon Conrad aus Nieder-Olm, die mit ihrer Band „Sinu“ zum Reigen der zehn local heroes-Finalist*innen gehörten, war das sicherlich Neuland – und damit auch eine schöne Herausforderung in ihrer noch jungen, gemeinsamen Bandgeschichte. „Ich habe Tim als Drummer einer anderen Band gesehen und war direkt hooked“, erinnert sich Sinan im Vorfeld des Bundesfinales. „Nach ein paar Jahren des Zusammenspiels haben wir die ganze Sache ‚Sinu‘ auch nach außen in ein Duo umgewandelt. Unser Leon ist gerade am Hineinwachsen, im positiven Sinne ergänzt er uns musikalisch seit einige Monaten.“ Gesucht und gefunden, könnte man meinen: „Musikalisch flutscht alles! Menschlich war es so, dass wir vor allem in letzter Zeit gemerkt haben, dass wir uns immer selbst daran erinnern müssen, was wichtig und unabdingbar ist für unseren gemeinsamen Weg und von was und wem wir uns trennen wollen und müssen“, fassen „Sinu“ die aktuellen Herausforderungen zusammen. Auch organisatorisch sei alles im grünen Bereich. Entsprechend gern erinnert sich das Trio an den vergangenen Sommer. „Unsere Tour im August war der Hammer, nach so langer Corona-Pause wieder live spielen zu können, uff!“
„Sinu“ wurden als Teilnehmer der pop rlp masterclass für das local heroes-Bundesfinale 2021 nominiert. Und hier glänzten sie mit einer Besonderheit: Sie machen Indie-Pop mit deutschen und türkischen Texten. Oder anders ausgedrückt: „Wir gehen tief, wir wollen tief gehen.“ Das war übrigens auch ihr Plan für die Zeit bei local heroes. Netzwerken stand und steht auch künftig für sie an erster Stelle.
Auszeichnungen und Preise stehen für „Sinu“ nicht im Vordergrund. Dafür aber ihre Musik. Und das spürt man. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)
Spannende Drehtage
Was banal klingt, war dann aber doch ausgesprochen spannend. Vier Tage lang war im September mit „Sinu“ und den neun weiteren Bands bzw. Solist*innen unter strengen Corona-Auflagen für die Bundesfinalshow gedreht worden. Neben einer Live-Performance gehörte auch ein Interview mit TV-Queen Tine Wittler, der diesjährigen Moderatorin des Bundesfinales, dazu. Außerdem erhielten die Teilnehmenden ein TV- und Individual-Coaching.
Das Publikum entscheidet mit
Wer schließlich den inzwischen wichtigsten Musikpreis der deutschen Non-Profit-Musikszene beim local heroes-Bundesfinale erhält, entschied, neben einer Fachjury, auch das Publikum. Die Musikfans hatten in den jeweiligen Kinos, in denen das Bundesfinale ausgestrahlt wurde, die Möglichkeit zur Abstimmung. Die Sieger*innen wurden im Anschluss an die Kino-Ausstrahlung verkündet.
„Sinu“ gaben bei der Aufzeichnung alles. Die letzte Klappe fiel am 13. September im Club Hanseat in Salzwedel. (Foto: Julia Schwendner / Aktion Musik • local heroes e.V.)
„Der Aufwand lohnt sich immer!“
Handfest sind auch die Zukunftspläne von „Sinu“. Zu ihren näheren Schritten gehört definitiv, weitere Songs zu veröffentlichen und im Jahr 2022 wieder auf Tour gehen zu können. Auch eine erste EP steht auf der To-Do-Liste. Gleichzeitig ist den jungen Männern aber auch bewusst, dass das Thema Sichtbarkeit wohl zu den größten Hürden zählt. „Es ist für Indie-Artist, selbst bei guten Ergebnissen in der digitalen Welt, sehr schwer, auf die wichtigen Playlisten mit viel Publikum zu kommen“, so ihr Eindruck. „Auch das Booking ist oft mühselig.“ Gleichzeitig geben sie sich aber kämpferisch: „Der Aufwand lohnt sich immer!“
Text: Nicole Oppelt
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Die diesjährige Jury bestand aus:
Stefan Knoess - Sänger, Gitarrist Songwriter & Produzent (u.a. für Patrick Nuo, Helene Fischer, Sasha, Max Mutzke)
Sven Bünger - Songwriter, Producer & Coach (u.a. Johannes Oerding, Yvonne Catterfeld, Madsen, Tonbandgerät)
Stefan Weigel – Sänger der local heroes-Ex-Bundesfinalisten Flash Forward
Jannik Krach - Backliner und Live-Musiker (u.a. Flash Forward)
Die Bundesfinalisten 2021 im Überblick:
Baden-Württemberg: Neon Diamond (Neonpop-Band aus Ravensburg)
Berlin: Merely Minds (Pop-Rock-Band aus der Hauptstadt)
Brandenburg: Helio (Rock-Band aus Wriezen)
Mecklenburg-Vorpommern: Tini Thern (Indie-Pop-Folk-Sängerin aus Wismar)
Niedersachsen: OS (HipHop- & Pop-Duo aus Schwarme)
Rheinland-Pfalz: Sinu (Alternative Indiefolk-Band aus Mainz)
Sachsen: Stojanov & the Syndicate (Classic-/Blues-/Funkrock-Band aus Freiberg)
Sachsen-Anhalt: Reiche Söhne (Indiepop/-rock aus Halle (Saale)
Schleswig-Holstein: Arrested (Pop-, Rock- & Funk-Crossoverband aus Lübeck)
Thüringen: Malus (Alternative-Rock-Band aus Erfurt)
Über local heroes:
local heroes war kurz nach der Wiedervereinigung zunächst als lokaler Bandcontest in Salzwedel gestartet, um die Musikszene nahe der ehemaligen innerdeutschen Grenze näher zusammen zu bringen. In den vergangenen 30 Jahren wuchs das regionale Projekt zu einer bundesweiten Netzwerkstruktur. Viele heute national erfolgreiche Bands wie Madsen und Tokio Hotel sammelten ihre ersten Bühnenerfahrungen auf local heroes-Bühnen. Durch den Contest konnten sie sich mit wichtigen Akteur*innen der Musikindustrie vernetzen. Traditionell findet das Bundesfinale der local heroes im Kulturhaus Salzwedel statt. Auf die Herausforderungen der Pandemie reagierte das local heroes-Team unter Leitung von Julia Wartmann kreativ: Seit 2020 wird das Bundesfinale als fernsehreife Musikshow abgedreht und bringt herausragende Newcomer*innen des Landes zu den Fans ins Wohnzimmer. Für ihr soziales Engagement wurde die Newcomer-Plattform mit dem Einheitspreis der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet. Für die local heroes-Fotoausstellung „GRENZSAITEN“, die sich mit der Wiedervereinigung aus musikalischer Perspektive beschäftigt, erhielt der Verein am 2. Oktober 2020 erneut den Einheitspreis.
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