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„Wir sind alle eins!“

Der Wahl-Würzburger Stephen Keise setzt gemeinsam mit bekannten Akteuren der Reggae-Szene ein deutliches Zeichen für Gerechtigkeit und Chancengleichheit.

Die gemeinsame Suche nach „positiven Antworten“ mündete für die vier Künstler in den eingängigen Song „Push It!“. (Foto: Jennifer Többen Photografie)

„My lord this world be likkle we come in all shades like a bag of skittles“, rappt Stephen Keise in seinem neuesten Song „Push It!“. Zu deutsch: „Die Welt ist klein, bunt gemischt wie 'ne Tüte Skittles.“ Gemeinsam mit dem französischen Sänger und Pianisten Doc Dondo, dem Ska-, Reggae- und Dancehall-Künstler Dr. Ring Ding sowie dem argentinischen Sänger, Songwriter und Produzent Paco Mendoza, vielen bekannt als Teil von „Raggabund“, hat er dieser Tage ein Video dazu herausgebracht. Mit „Push It!“ will das Quartett sich klar positionieren: Gegen Ausgrenzung und für viel mehr Gemeinschaft.

„Im Sommer 2016 hatte ich aufgrund der Flüchtlingskrise und der damit verbundenen teilweise schlechten Stimmung innerhalb der Bevölkerung das Gefühl, unsere Werte von Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu verlieren“, lässt Stephen Keise den Anstoß für den aktuellen Song Revue passieren. Erlebt habe er das nicht nur in den Medien, sondern auch bei seinen Mitmenschen. Zwar habe es nach wie vor Personen gegeben, die halfen. Doch viele andere hätten sich plötzlich um ihren Wohlstand gesorgt und begegneten jenen, die in unser Land gekommen seien, mit Ablehnung.

(Foto: screenshot youtube)

Für ihn und seinen Musiker-Kollegen Doc Dondo eine nicht länger hinnehmbare Situation. Die beiden Künstler tun sich zusammen, um in einem Song daran zu erinnern, was alle Menschen gleichermaßen brauchen: „Familie, Freunde, Freude und Frieden“. „Wir haben uns entschieden, selbst die Veränderung zu bringen, die wir uns so wünschen“, sagt der in Münster geborene Deutsch-Jamaikaner. Das Ziel, das sich bereits durch sein gesamtes künstlerisches Schaffen zieht: Hoffnung statt Panik verbreiten.

„Vielfalt“ auf mehreren Ebenen

Inspiration fand Stephen Keise diesmal in der Vergangenheit. Die PBS-Dokumentation „Citizen King - Martin Luther King Jr.“ war für den Musiker der Schlüssel. „Kings Haltung, seine Vibes, wie er unsere Werte bedingungslos lebte, entfachten in mir ein Feuerwerk der Kreativität. Mein Text schrieb sich wie von Geisterhand“, erinnert er sich zurück. Mit ihrer Euphorie steckte das Duo schließlich auch Dr. Ring Ding und Paco Mendoza an. Ihr Anliegen überzeugte und beide gesellten sich als Feature-Gäste dem musikalischen Projekt hinzu.

(Foto: screenshot youtube)

Das Ergebnis stellt „Vielfalt und Einheit“ nun gleich auf mehreren Ebenen dar: Denn nicht nur inhaltlich feiert „Push It!“ ihr gemeinsames Thema. Sprachlich setzt sich die Botschaft auf Englisch, Französisch und Spanisch fort. „Wir leben unser Anliegen par excellence“, ist Keise überzeugt. Unterschiedliche kulturelle Hintergründe, teils gegensätzliche und nicht unproblematische Historien der Vorfahren – und dennoch kämen in der Gegenwart alle wunderbar miteinander aus.

„Musik ist für uns kein Wirtschaftstool“

Welchen Teil die Medien zum Gelingen oder eben Scheitern dieses Miteinanders ihrer Ansicht nach beitragen, verarbeiten die Vier zudem in der Story ihres Videos. Sie beginnt mit einer Schlagzeile, die von einem missglückten Interview berichtet. Das Quartett befindet sich mitten in einer Pressekonferenz. „Wir sprechen darüber, dass wir alle gleich sind auf der Welt – alle eins“, beschreibt Stephen Keise die Situation in die immer wieder Bilder aus Afrika eingeblendet werden. „Wir, als Menschen aus dem Westen, machen uns Gedanken über jene, die weit weg von uns leben. Denn wir sind alle eins! Auch wenn wir das manchmal vergessen.“ Doch die Presse wolle die „Message“ hinter „Push It!“ nicht verstehen. „Liebe“ zu vermarkten oder gar zu verkaufen, das funktioniere nicht, so die Meinung der vermeintlichen Profis. „Die Journalisten wollen eine Story. Doch diese können wir nicht liefern. Musik ist für uns kein Wirtschaftstool. Wir machen unsere Kunst nicht des Geldes wegen“, so Keise.

(Foto: screenshot youtube)

Für Keise ist mit diesem Song und dem dazugehörigen Clip ein echter „Batterie-Auflader“ entstanden. „Ich wurde vergangenen Sommer von einer medialen Welle regelrecht erschlagen. Politik und Gesellschaft waren mit den Flüchtlingsströmen schlicht überfordert. Wir, oder besser gesagt ich auch“, sagt er heute. Ein Aufladegerät habe er damals zunächst nicht finden können und dieses intensiv suchen müssen. Den Zuhörern und Zuschauern wollen er und seine Mitstreiter mit „Push It“ den direkten Weg anbieten. „Mit diesem Song kann man sich 100 Prozent aufgeladener fühlen.“

Doch wie hört sich die Produktion von Doc Dondo eigentlich an? „Es klingt nach Vintage Reggae“, sagt Keise. „Es soll sich alt anhören, aber dennoch neue, digitale Einflüsse haben.“ Angelegt sei der Song so, dass er auch auf einem großen Festival mit einer stattlichen Liveband funktioniere und das Publikum von 0 bis 99 erreiche.

Und hier ist nun das Video:

Text: Nicole Oppelt

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