Egal ob in deutsch, englisch, oder russisch, Punk bleibt Punk. So, oder ähnlich könnte man beschreiben was da am vergangen Freitag im Wasserhaus Hammelburg vor sich ging. Die Wasserhausband „The Poor Devils“ und ihre russischen Streetpunkkollegen „Agitators“ feierten ihren fulminanten Tourauftakt zusammen mit „Terence Spencer“, „Lokusbomber“ und den begeisterten Gästen.
Ausgelassenheit steht an einem solchen Abend im Wasserhaus immer auf der Tagesordnung. Von vermeintlichen Sprachbarrieren ließ sich das Publikum am vergangen Freitag die Stimmung nicht trüben. (Foto: Eva Fischer)
Als die Jungs von „Terence Spencer“ die Bühne enterten sah es im Zuschauerraum noch ein wenig mau aus, doch noch während des Auftritts des Dreiergespanns sollte sich die Anzahl der Gäste drastisch steigern. Musikalisch überzeugten die Königsberger auf voller Linie und mit den besungenen „Kopfschmerzen“ hatten am nächsten Tag sicherlich einige der Zuschauer zu kämpfen. Doch von Katerstimmung war, zumindest am Freitagabend nichts zu merken. Schließlich folgte den Königsbergern gleich die nächste Krachkapelle.
Schon am Abend besangen die Königsberger "Terence Spencer" die für viele am nächsten Tag obligatorischen Kopfschmerzen. (Foto: Eva Fischer)
Wer Gemeinsamkeiten zwischen „Terence Spencer“ und „Lokusbomber“ suchte wurde schnell fündig. Zwar liegen zwischen den Songs der beiden Bands ganze Welten, doch teilen sie eine offensichtliche und gar nicht mal so kleine Kleinigkeit, nämlich den Schlagzeuger. Den Wechsel von Rockpunk zu „Brutalo-Deutschpunk“ meisterte Dieser jedoch leicht. „Lokusbomber“ gaben ein Paradebeispiel für schnellen Punkrock mit deutschsprachigen Texten zwischen politisch und mehr oder wenig lustig ab. Wie viel Leidenschaft man in einen einzigen Akkord stecken kann zeigte Sänger und Gitarrist Morv, als er beim Anschlagen eines Solchen gleich alle Sechs Saiten seiner Gitarre zum Reißen brachte. Ersatz war glücklicherweise schnell beschafft und die Show konnte weitergehen.
Deutschsprachiger Punkrock wie er sein sollte: Lokusbomber sangen gegen das System und Dosenpfand und trafen damit den Nerv der Zuschauer. (Foto: Eva Fischer)
Perfekt aufgewärmt ging es für das Publikum gleich weiter mit „The Poor Devils“ und spätestens ab diesem Zeitpunkt gab es auch kein halten mehr. Da wurde gepogt, getanzt und mitgegrölt. Die Untererthaler zeigten sich auch von ihrer besten Seite. Ehrlicher Punkrock traf auf dreckigen Old-School Hardcore und die Texte der Fünf Punks luden zum lauten mitgröhlen ein, schließlich sind Songs wie „Outlaw Crew“, oder „F*** you I'm drunk“ in der Region mittlerweile bestens bekannt. Um die begeisterte Meute vor der Bühne vollends zufrieden zu stellen zauberte die Wasserhausband schließlich noch eine Coverversion der Ramones aus dem Hut.
Für „The Poor Devils“ war „Punkrock's back in Town“ der Auftakt für die folgende Deutschlandtournee zusammen mit den russischen Kollegen. (Foto: Eva Fischer)
Der Höhepunkt des Abends stand allerdings noch bevor. Am Vortag frisch aus dem fernen Moskau eingeflogen durfte das Team der Musikinitiative Hammelburg mit den „Agitators“ seit langem mal wieder eine Band aus dem Ausland begrüßen. Der Geheimtipp der russischen Punkszene übertraf dabei auch noch alle Erwartungen. Melodisch, schnell, laut und eingängig präsentierten sich die vier Jungs aus dem Umland der russischen Hauptstadt. Keiner der begeisterten Zuschauer ließ davon abschrecken, dass alle Songs in russischer Sprache vorgetragen wurden und für alle stand fest: „Punkrock kennt keine Sprachbarrieren“. Dieser Band ist es übrigens auch zu verdanken, das Hammelburg sich nun in einer Linie mit St. Petersburg, Tallinn, Nürnberg, Hamburg und Berlin stellen darf. Schließlich prangert die kleine Weinstadt nun mit den anderen Metropolen auf dem Tourshirt der „Agitators“.
Das Punkrock keine Sprachbarrieren kennt bewiesen die Moskauer „Agitators“ zusammen mit dem Hammelburger Publikum. (Foto: Eva Fischer)
Für die Wasserhaussprößlinge „The Poor Devils“ heißt es nun erst einmal eine Woche Deutschlandtournee zusammen mit den russischen Freunden. Im Wasserhaus geht es am 2. November mit der zweiten Auflage von „Metalloween“ weiter. Mit von der Partie sind dieses mal „Henfald“, „Broken Circle“, „Trinity Site“ und „Der Weg einer Freiheit“.
Text: Florian Brell
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