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Hippe Musik vom Feinsten!

Das 6. Konzert der JuKuZ-Konzertreihe bot ein hochkarätiges Programm – es hätten gerne mehr Besucher sein können

„Kniffler's Mum“, „Creamhild's Jazzpants“, „Team Mission Music“ und schließlich die „Lauertal Connection“: Die Organisatoren des 6. Konzerts im JuKuZ von Bad Kissingen haben sich nicht lumpen lassen. Mit einer abwechslungsreichen und vor allem qualitativ hochwertigen Mischung lokaler und überregional bekannter Bands wollten sie die heimische Jugend locken. Gekommen waren am Ende zwar doch eine ganze Reihe, künftig will die Einrichtung ihr Publikum aber noch stärker einbinden.

Langeweile kam unter den rund 120 Gästen nicht auf. Von klassischen HipHop-Elementen bis hin zum durchschlagenden Rock waren alle Spielarten vertreten. (Foto: RE ON TOUR)

Es wurde mitgesungen, mitgeklatscht und natürlich auch getanzt. Die rund 120 jungen Leute, die sich am vergangenen Samstagabend ins Bad Kissinger JuKuZ begeben haben, hatten sichtlich Spaß an dem, was das Team rund um Einrichtungsleiter Christoph Stürmer mit viel Mühe und auch ehrenamtlichen Engagement auf die Beine gestellt hatte. Nach fast einem Jahr Pause lud die Reihe zum „hippen“ Saisonstart ein. Doch die Sorge unter den Verantwortlichen war groß. Zu Beginn des Konzerts um 20.30 Uhr war der große Saal des Hauses nur spärlich gefüllt. Erst im späteren Verlauf des Abends wurden die Reihen endlich dichter.

Klangvolle Namen locken Kissinger Jugend kaum

Dass sich das Publikum am vergangenen Samstagabend zunächst etwas bitten ließ, bedauert Christoph Stürmer zutiefst. Doch warum dem so ist, darauf kann sich der Erzieher auch keinen Reim machen.Das Phänomen ziehe sich durch alle musikalischen Sparten. Im April 2011 war die Reihe euphorisch gestartet. „Das Ziel war es zum einen, eine sinnvolle Ergänzung im Programm der Stadt Bad Kissingen schaffen und die Kultur stärker in den Vordergrund stellen. Zum anderen sollte die Möglichkeit geboten werden, günstig und vor allem jugendfreundlich Musik genießen zu können.“ Sein Fazit nach gut zwei Jahren fällt „prinzipiell nicht negativ“ aus. Aber, so Stürmer weiter, das Interesse der Jugend könnte größer sein. Gerade die letzten beiden Konzerte waren, obschon sie musikalisch hochwertig waren und eine die Jugend ansprechende Richtung boten, insgesamt nicht so gut besucht. Und das trotz klangvoller Namen wie die Szenegrößen „Mighty Vibez“ oder gar Echopreisträger „Mellow Mark“, die, so Stürmer, eigentlich genau den „Nerv des Publikums“ treffen sollten. Doch selbst umfassende Werbemaßnahmen hätten, nicht nur in diesem Fall, kaum geholfen. Der Motivation des Teams tue die aktuelle Entwicklung allerdings keinen Abbruch, versichert Stürmer mit Nachdruck. Er sieht das Ganze eher langfristig. Zudem gibt es Überlegungen, das Publikum künftig stärker ins Programm mit einzubeziehen, etwa in Form von Umfragen innerhalb Sozialer Netzwerke.

In Bad Kissingen zündeten „Kniffler's Mum“ ein spannendes Feuerwerk bekannter und neuer Songs, die das Publikum begeistert aufgriff. (Foto: RE ON TOUR)

„Kniffler's Mum“ liefern eindrucksvollen Vorgeschmack auf ihr erstes Album

Am vergangenen Samstagabend selbst hatten solch trübe Gedanken allerdings nur wenig Platz. Zu viele „Aha“-Momente durfte das Publikum während der über Stunden gebotenen, hohen musikalischen Leistungen erleben. Allen voran überzeugten hier die Headliner des Abends „Kniffler's Mum“ aus Ludwigsburg. Sie waren im Rahmen ihrer aktuellen „Wir sind schwanger“-Tour 2013 ins Fränkische gekommen. „Wir brüten etwas Großes aus“, so Frontmann Chris Rall augenzwinkernd noch vor dem Gig seiner in Bad Kissingen wohlbekannten Truppe. „Die Aufnahmen für unser erstes Album sind im Prinzip fertig“, verrät Gitarrist Sebastian Brocke. Schon seit 2008 ist die Band unterwegs. Zwei EPs sind in dieser Zeit entstanden, doch, wie Chris betont, „Gut Ding will Weile haben“. Das Debüt-Album sei jetzt der nächste Schritt, den man gemeinsam gehen wolle. Die in der Vergangenheit oft kritisierte „fehlende Linie“ und das Fehlen eines „gesamtheitlichen Sounds“ sei durch die lange Produktionszeit im heimischen Studio nun endlich überwunden, deutet Chris auch ein musikalisches Erwachsenwerden an, das jetzt noch mehr in die raue „Teenage Dirtrap“- Richtung geht. Inhaltlich bleibt „Kniffler's Mum“ hingegen breit: Es fange an bei der klassischen und natürlich ironisch gemeinten Selbstbeweihräucherung und reiche bis hin zu Phantasien, die entstehen, wenn man sich vorstellt, etwa einen Tag lang US-Präsident zu sein. Geboten werde also alles, „vom plumpen Phrasengedresche bis hin zum komplexen Storyteller“. Wie gut diese neue Mischung ankommt, ließ sich in Bad Kissingen übrigens hervorragend testen. Schon fast von Beginn ihrer musikalischen Laufbahn an hat die Band einen engen Bezug zur Region und sich mittlerweile eine feste Fangemeinde erspielt. Und so blitzten auch am Samstagabend zwischen den Reihen immer wieder die ein oder anderen markant in Rot-Weiß gehaltenen Fanshirts auf.

Die „Lauertal Connection“ überraschte ihre Fans gleich mit zwei Auftritten. Foto: (RE ON TOUR)

„Team Mission Music“ sorgt für offene Münder

Die Präsentation neuer Songs aus dem Hause „Kniffler's Mum“ blieb in Bad Kissingen jedoch nicht die einzige Überraschung des Abends. Sowohl die „Lauertal Connection“, die sogar zweimal die Bühne betraten durfte und so die „musikalische Klammer“ des Abends bildete, als auch „Creamhild's Jazzpants“ lieferten gewohnt druckvolle Shows ab, die die Reihen vor der Bühne begeistert aufnahmen.

Stimmig, professionell und ordentlich funky: „Creamhild's Jazzpants“ hatten das JuKuZ voll im Griff. Foto: RE ON TOUR

Die Lizenz für offene Münder hatten an diesem Abend jedoch „Team Mission Music“, allen voran ihr Sänger und Produzent Milad Shakor, der mit seiner kräftigen und zugleich warmen Soulstimme für Begeisterung sorgte. Die bisher nur in Schweinfurt aktive Formation, der darüber hinaus die drei Rapper TeskaOne, Eggi Alkostano und Marius vom Balkan angehören, will sich mit ihrem Debüt in Bad Kissingen nun weiter in der Region voran tasten. Seit zwei Jahren machen die jungen Männer bereits gemeinsam Musik. Doch alle Vier, so der vor acht Jahren von Düsseldorf nach Schweinfurt zugezogene Milad, hätten sie eine musikalische Vorgeschichte. Und diese zahlt sich nun aus: „Alles, was das Publikum zu hören bekommt, ist selbst produziert“, betont der aus dem Irak stammende junge Mann, der sich schon früh autodidaktisch etwa das Klavierspiel beibrachte und zunächst bei Mozart oder auch Bach hängenblieb. Neben seinen irakischen Wurzeln steuern die Bandkollegen polnische und rumänische Einflüsse bei. Was dabei heraus kommt, ist eine Mixtur, in der sich Milad nach eigenem Bekunden absolut aufgehoben und willkommen fühlt. Stehen bleiben möchte das Quartett allerdings nicht: „Wir wollen gerne hungrig bleiben“, umfasst der engagierte junge Mann das gemeinsame Ziel.

„Es ist ein schönes Gefühl, wenn man ein Team hat“, freut sich Frontmann Milad. Auch bei den Kissingern kam dieses ab der ersten Minute an. (Foto: RE ON TOUR)

Das nächste Konzert in der Einrichtung findet übrigens am 13. April statt. Diesmal erwartet das Publikum ein klassischer Contest. Lokale Bands spielen um eine so genannte „Wildcard“ auf dem „... und ab geht die Lutzi“-Festival in Rottershausen.

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