Insgesamt zwölf Bands und Solist:innen nahmen Anfang September am local heroes-Bundesfinale 2023 teil. Die Fliegenden Haie aus München und Augsburg repräsentierten ihr Bundesland aufs Beste.
„Was für eine Wahnsinnszeit!“, freut sich local heroes Bayern Teammitglied Bragi gemeinsam mit den diesjährigen Landesfinalisten über das inspirierende Bundesfinal-Wochenende. (Foto: Dani Red)
Die Zeit verging wie im Flug. Erst Ende Juni konnten die Fliegenden Haie das local heroes Bayern Landesfinale auf dem „ab geht die Lutzi“-Festival für sich entscheiden. Jetzt ging es für das Electropop-Duo auf die nächste Etappe ihrer „local heroes-Reise“. Am vergangenen Wochenende traten Kristina und Jan für das Bundesland Bayern im local heroes-Bundesfinale 2023 an. An mehreren Drehtagen auf Schloss Hundisburg bei Magdeburg bewiesen das Duo und seine Mitstreiter:innen, welch herausragende Künstler:innen sie sind. Ab jetzt heißt es Daumen drücken. Die bundesweite Ausstrahlung der Musikdokumentation erfolgt am 9. Dezember – und damit auch die Verkündung des „Besten Newcomer-Acts Deutschlands 2023“.
„Sie sind auf einem guten Weg ein richtig starkes Projekt zu werden.“ Darin sind sich die local heroes-Coaches David Pfeffer und Felix Mannherz einig. Lange hatten die beiden erfahrenen Musiker mit den Fliegenden Haien gesprochen und Fragen rund ums Musikbusiness als auch künstlerische Anliegen beantwortet. Das Treffen war eines von vielen Programmpunkten, die den local heroes Bayern-Landessiegern 2023 im Rahmen der Dreharbeiten in der historischen Kulisse von Schloss Hundisburg angeboten wurden. Drei intensive Tage hatten Kristina und Jan hier zugebracht. Fotoshootings, ein Performance-Dreh, Interviews und vieles mehr stand in dieser Zeit auf ihrer Agenda. Allen voran ging es aber um eines: Austausch.
„Wofür steht ihr? Was ist euer roter Faden?“ Felix Mannherz und David Pfeffer gehen mit Kristina und Jan in die Tiefe ihres Projekts. (Foto: Dani Red)
Gelebtes Netzwerk: Motivation und profunde Tipps
Kurz vor Ende der Gesamt-Dreharbeiten ging es für beide zurück in den Süden – die Köpfe voll mit Unmengen an Input und noch mehr Inspiration. „Mein Kopf schwirrt“, sagt Jan kurz vor der Abreise. Noch einmal sitzt er zusammen mit Kristina und dem local heroes Bayern-Team im malerischen Schlosshof. „Es war viel Lob, aber auch viele Anregungen“, fasst er zusammen. Es seien viele Dinge angesprochen wurden, an die er selbst schon gedacht habe. Die Fliegenden Haie wirken zufrieden, als sie ein letztes Mal entspannt in der Sonne sitzen. „Diese drei Tage gingen einfach so schnell vorbei“, sinniert Kristina. Es habe viele fundierte und hilfreiche Tipps gegeben, die auch sehr ehrlich gemeint seien. „Es war nie frustrierend, sondern immer motivierend“, betont sie. Beide hätten an ihrem Projekt „Stellschrauben“ ausmachen können, an denen sie künftig weiterdrehen könnten. „Ich geh hier raus mit dem Gedanken: Ich hab‘ Bock weiterzumachen!“
Die Fliegenden Haie tauchten tief ein in das seit Jahrzehnten „gelebte“ local heroes-Netzwerk. Ihre anfänglichen „Sorgen“ rund um das Thema „Contest“ sind mittlerweile in Gänze verflogen. Schon die Erfahrungen im Rahmen von local heroes Bayern seien für sie „super angenehm“ gewesen, blickt Kristina zurück. Damals präsentierten sie sich neben vier weiteren Acts auf der Bühne des „ab geht die Lutzi“-Festivals. Jetzt gab es elf weitere Acts bzw. Solokünstler:innen, die ihr Können bei diversen Gelegenheiten zeigen durften. Eine Konkurrenz-Situation? Nicht für die Fliegenden Haie. „Auf Schloss Hundisburg kam dieses Contest-Feeling nie auf“, beschreibt Kristina die Atmosphäre des renommierten Musikpreises. „Alle haben sich gegenseitig supportet, gefeiert, sich gut unterhalten und Connections geschaffen.“ Nichts sei erzwungen, alles völlig frei.
Die Fliegenden Haie zeichneten ihren Song „Partymaus“ auf. Darin stellen sie die Frage, wie es sein kann, dass Mädchen und Frauen noch immer nicht nachts nach Hause gehen können, ohne um ihre Sicherheit zu fürchten. Dass die Wahl auf diesen Titel fiel, sei für das Duo „total klar“ gewesen. Er repräsentiere sie derzeit am besten. (Foto: Line Tsoj)
Fotosessions und Recording – Next Level
Natürlich durfte sich das Duo im Rahmen der Dreharbeiten auch der ein oder anderen Herausforderung stellen. Recording zuhause, Fotosessions mit ganz viel Zeit – das kennen die Fliegenden Haie bereits. Jetzt ging es ins nächste Level. Das Equipment gestaltete sich professioneller, die Zeit deutlich knapper: „Für mich war das Performance-Video auf jeden Fall eine Herausforderung“, sagt Kristina über die filmische Umsetzung ihres Songs „Partymaus“. „Es ist ähnlich wie ein Musikvideo. Man hat drei Chancen“, erklärt sie den Ablauf. „Wir müssen singen und die Choreografie dreimal genau gleich machen. Und hinten sitzt die Jury statt eines Publikums. Man muss den Kopf ganz schnell anschalten.“ Mit diesem Gefühl, so gesteht sie, seien sie allerdings nicht allein gewesen. Auch das habe der Austausch mit den anderen Teilnehmer:innen gezeigt. Auch der Live-Gig am ersten Abend habe zwar „komplett Spaß“ gemacht, sei für beide aber dennoch eine weitere Herausforderung gewesen. Schließlich habe das Publikum nahezu komplett aus Musiker:innen bestanden.
Welches Posing spiegelt das Wesen unseres Projekts am besten wider? Welche Botschaften möchten wir vermitteln? Beim Fotoshooting kam es für die Fliegenden Haie auf mehr als nur die Optik an. (Foto: Line Tsoj)
Fliegende Haie auf der Bühne: „Das war wirklich energetisch“
Das sieht übrigens auch die Jury so. „Sie haben eine total gute Stimmung gemacht“, attestiert ihnen Sängerin und Jurorin Angela Peltner. „Sie haben den Zeitgeist so gut getroffen. Die Themen, die sie ansprechen, sind wahnsinnig wichtig, zum Beispiel Frauen, wenn sie allein nach Hause gehen oder auch dieses Barbie und Dick-Pic-Ding.“ Die erfahrene Drehbuchautorin hat auch einen guten Rat für die beiden im Gepäck: „Ich würde mir wünschen, dass sie in Zukunft noch konsequenter in ihren Texten damit umgehen und noch mehr auf den Punkt kommen. Darauf würde ich mich freuen.“
Jury-Kollegin Senta-Sofia Delliponti freute sich ebenfalls über den Live-Auftritt der beiden. „Auf Performance-Ebene waren sie total ausgebufft und ausgeklügelt“, lobt die Sängerin und Schauspielerin. „Sie haben sich da total viel Mühe gegeben. Für Senta-Sofia Delliponti haben die Fliegenden Haie auf jeden Fall noch „Luft nach oben“. „Ich mochte, dass sie eine Struktur haben. Die Vocals sind noch ausbaufähig. Ihre Themen sollten sie wirklich auch durchgehen – nicht nur sarkastisch, sondern auch ins nächste Level gehen.“ Letzteres stach auch Juror Pablo Christlein ins Auge. Sein Eindruck: „Sehr mutig! Sie trauen sich Themen anzusprechen. Das ist wichtig in der heutigen Zeit. Dazu haben sie fette Beats. Sie haben Mega-Stimmung gemacht und waren auf alle Fälle bereit, alles zu geben. Das war wirklich energetisch. Sie haben es geschafft, dass Leute zu dieser späten Uhrzeit noch tanzen. Das ist echt eine Kunst.“
„Sie haben versucht, die Location 360 Grad zu bespielen. Das fand ich super“, freute sich Jurorin Senta-Sofia Delliponti über eine gelungene Live-Performance. (Foto: Line Tsoj)
Ihre Eindrücke gab das Jury-Team auch an die Fliegenden Haie weiter. „Das war viel Input“, erzählt Kristina und Jan ergänzt: „Es war echt cool, was sie an Potential gesehen haben und welche ‚Regler‘ man aufdrehen könnte.“ Gleichzeitig hätten ihre Rückmeldungen auch für Denkanstöße gesorgt. „Man führt sich nochmal vor Augen, was man künftig tun möchte, vielleicht auch tun muss bzw. auf dem Weg dorthin tun kann.“
Erneute Party im Dezember!
Der Weg der Fliegenden Haie im Rahmen von local heroes ist auf jeden Fall noch nicht zu Ende. Denn welcher Act den inzwischen wichtigsten Musikpreis der deutschen Non-Profit-Musikszene beim local heroes-Bundesfinale erhält, wird im Rahmen der Ausstrahlung am 9. Dezember, ab 20 Uhr bekanntgegeben. Alle Acts planen hierzu ihre eigenen Veranstaltungen – auch die Fliegenden Haie.
Das Besondere: Die Entscheidung obliegt, neben der Fachjury, auch dem Publikum, das in den einzelnen Lokalitäten zur Abstimmung aufgefordert wird und über einen eigenen Publikumspreis entscheidet. Die Sieger:innen werden im Anschluss an die Ausstrahlung medienwirksam verkündet. Sie erwarten Preise in Höhe von rund 15.000 Euro. Daneben wird der „Beste Newcomer-Act Deutschlands 2023“ ein „Preisträger:innen-Konzert“ im Rahmen des renommierten Kurt Weill Festes absolvieren. Alle, die nicht bei der Bundesfinal-Ausstrahlung in den Musik-Einrichtungen dabei sein können, können via Online-Livestream zuschauen. Außerdem wird die vollständige Sendung im Nachhinein auf YouTube und über mehrere Offene Kanäle im deutschen Fernsehen veröffentlicht.
Das Bundesfinale ist nicht nur Inspiration und Austausch, sondern auch viel Input. Gemeinsam mit dem local heroes Bayern-Team wird verarbeitet und „sortiert“. (Foto: Dani Red)
Die Fliegenden Haie werden „local heroes“ hoffentlich auch in Zukunft verbunden bleiben. Beide sind sich einig, dieses Format anderen Newcomer:innen ans Herz legen zu können. „Es war eine tolle Erfahrung“, schließt Kristina während Jan „verliebt“ in Richtung Schloss blickt. „Diese Stille zwischendrin ist großartig. Es ist ein Seelenheil für die stressigen Tage, die man vielleicht auch davor hatte.“ Auf die Stille folgt oft der Trubel. Und dieser steht für die Fliegenden Haie definitiv wieder auf dem Programm. Vielleicht sogar einmal mit einer local heroes-Band? Gespräche hat es auf jeden Fall gegeben...
Text: Nicole Oppelt
Wer war 2023 mit dabei?
Die Teilnehmer:innen des Bundesfinales 2023 haben sich in verschiedenen Landesausscheiden bzw. über Nominierungen qualifiziert und traten als Newcomer-Act für ihr Bundesland an:
The Lorbank Collective (BADEN-WÜRTTEMBERG – Folk Rock)
Fliegende Haie (BAYERN – Sharp Electro Pop)
Einer Weniger (BERLIN – Alternative Rock Pop Indie Indiepop Blues)
Static Void (BRANDENBURG – Indie Punk)
Laturb (BREMEN – Synthpop Newwave)
Joris Rose (MECKLENBURG-VORPOMMERN – Indie Pop)
The Livelines (NIEDERSACHSEN – Pop Rock Alternative)
KatKit (RHEINLAND-PFALZ – Singer-Songwriterin)
glu: (SACHSEN – Pop)
Harlekeen (SACHSEN-ANHALT – HipHop Pop)
Grell (SCHLESWIG-HOLSTEIN – Alternative Rock)
Dreilich (THÜRINGEN – Pop Singer-Songwriter)
Die Jury setzt sich in diesem Jahr wie folgt zusammen:
Angela Peltner (Sängerin, Texterin, Schauspielerin, Drehbuchautorin)
Senta-Sofia Delliponti (Sängerin, Musicaldarstellerin, Schauspielerin)
Pablo Christlein (Musiker, Musikphysiologe, Physiotherapeut)
Die Coachings wurden durchgeführt von:
David Pfeffer (Sänger, Songwriter)
Felix Mannherz (Schlagzeuger, Gitarrist, Sänger)
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