Mit der Veranstaltungsreihe „Rap statt Katar“ wollen drei Bamberger Künstler vom 25. November bis 9. Dezember eine kulturelle Alternative zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 anbieten
„Ob man bei der WM 2022 einschaltet oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden“, sagen Jonas MC, George33 und DJ Stkla. (Foto: privat)
„Fußball ist etwas sehr Wichtiges für mich“, sagt der Bamberger Rapper George33, Frontmann der Band „Soul Jam“. Unzählige Spiele hat er in seinem Leben gesehen und in der Kindheit selbst bestritten. Mitfiebern bei Europa- und Weltmeisterschaften stand natürlich ebenfalls auf dem Programm. „Es war etwas Begeisterndes und Faszinierendes.“ Rap hat für ihn einen ähnlichen Stellenwert. Seit rund 25 Jahren steht er auf der Bühne. „Es ist ein Lebensinhalt, den ich nicht mehr missen möchte.“ Diese Kunst hat ihn bereits an viele verschiedene Orte und mit ebenso unterschiedlichen Menschen zusammengebracht. „Rap ist das Medium schlechthin. Es bringt neue Perspektiven, Inspiration und Austausch.“
Film, Podiumsdiskussion, Hip Hop-Jam
Jonas MC, Frontmann der Bamberger Formation „Bambägga“, und sein Bruder David alias DJ Stkla teilen die Leidenschaften von George33. Fußball als auch Rap bringt Menschen zusammen. „Mit beidem lässt sich viel bewegen – und das kulturübergreifend“, so der Rapper. Aus diesem Grund haben sich die drei Musiker für eine einmalige Veranstaltungsreihe in Bamberg zusammengetan. Unter dem Titel „Rap statt Katar“ wollen sie an drei aufeinanderfolgenden Freitagen ab 25. November eine „kulturelle Alternative zur WM 2022 in Katar“ anbieten. Via Film, Podiumsdiskussion und Hip Hop-Jam möchten sie eine kritische Auseinandersetzung mit den Vorgängen im umstrittenen Emirat und dem „Geschäft Fußball“ anregen und gleichzeitig unterschiedlichste Perspektiven zusammenbringen.
WM 2022: Ein unwürdiges Turnier
Die Idee dazu wurde bereits vor einigen Monaten von Jonas MC geboren, der seine beiden langjährigen Wegbegleiter sogleich mit ins Boot geholt hat. „Als Fußballfan ist es schwierig zu sagen: Wir verzichten darauf, uns das anzusehen. Doch aufgrund der Gegebenheiten, die diese WM mit sich bringt, tun wir das ganz bewusst“, sagt George33. Die WM 2022 in Katar sei in seinen und in den Augen seiner Crew-Mitglieder „ein dem Fußball unwürdiges Turnier“. „Es werden so viele Gebote der sportlichen und politischen Fairness verletzt, dass es uns unverantwortlich erscheint, an diesem Ereignis teilzuhaben oder es zu unterstützen.“
Die WM 2022 sei das Gegenteil von dem, was Fußball eigentlich sein und bewirken sollte. Dies sei ihnen im Zuge der Vorbereitungen noch einmal deutlicher als zuvor geworden. Man denke an die Bedingungen der Arbeiter in Katar, die die Stadien für diese WM gebaut hätten, nennt George33 exemplarisch einen der vielen Kritikpunkte. Über das Verhältnis des Emirats zu den Menschenrechten möchte man gar nicht erst sprechen. Als schwierig empfänden es er und seine Mitstreiter zudem, dass sich Katar über die Jahre international „eingekauft“ habe. „Das, was wir gerade über die Medien erfahren, wirft insgesamt kein gutes Licht auf diese Veranstaltung.“
„Respekt für jeden, der auch Respekt hat“: Hip Hop überwindet Grenzen und bringt Menschen zusammen. (Foto: privat)
Fußball und Musik – das ist Vielfalt
Ihres Erachtens bedarf es eines „Gegenentwurfs“ zur WM 2022. Der Startschuss zu diesem fällt am 25. November, um 17.30 Uhr, im Lichtspielkino in Bamberg. „Hier möchten wir zeigen, wie vielfältig Fußball und Musik sein kann“, so die Drei. Nach einer gemeinsamen Akustik-Show von „Bambgägga“ und „Soul Jam“ wird die Kicker-Komödie aus dem Jahr 1999 „Spiel der Götter – Als Buddha den Fußball entdeckte“, dem ersten Spielfilm aus Bhutan überhaupt, gezeigt. Anschließend geht es in die „Scheinbar“ mit DJ Stkla.
Am 2. Dezember, um 19 Uhr, laden die Organisatoren ins Jugendzentrum am Margarethendamm zur Podiumsdiskussion ein. Unter dem Titel „Wieso wir machen, was wir lieben“ möchte Host Jonas MC einen fruchtbaren Austausch über Motivation, Leidenschaft, die WM in Katar, Fußball und Rap-Musik anregen. Dazu eingeladen wurden Akteur:innen aus der Rap- und Fußballszene, wie unter anderem der Autor Peter Bode, der Sportwissenschaftler und Hochschullehrer Richard Latzel sowie Rapper, Journalist und Fußballpodcaster Sebastian Leben aka B-kwem. Sie sprechen über alle Themen rund um Katar, aber auch über Werte, wirtschaftliche Interessen und Leidenschaft in den Bereichen Rap und Fußball. Dabei sollen beide Bereiche aber nicht nur diskutiert, sondern auch in Zusammenhang gebracht werden. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.
Am 9. Dezember steht schließlich ein Hip Hop-Jam – wiederum mit zahlreichen Gästen – auf dem Programm. Der letzte „Anpfiff“ erfolgt um 18 Uhr in der Bar „Freiraum“. Neben viel guter, tanzbarer Musik gibt es natürlich auch Glühwein und Bratwürste. „Hier steht das Zusammenkommen am Ende der Veranstaltungsreihe im Fokus“, sagt George33. „Das, was man in den vergangenen zwei Wochen gemeinsam erlebt hat, kann jetzt noch einmal Revue passieren.“
Ehrenamtliches Engagement lohnt sich immer
„Alle Veranstaltungen sind non Profit und bauen auf unserem Idealismus bei dieser Geschichte“, betonen die Drei in der dazugehörigen Facebook-Veranstaltung. Es gehe darum, ein Zeichen zu setzen. „Wir wollen zeigen, dass es sich immer lohnt, selbst etwas zu organisieren – auch im Kleinen“, sagt George33. Die eigene Stadt biete so viele Möglichkeiten. Es gelte nur, sich Strukturen zu schaffen und diese auch zu nutzen. Man sollte nicht darauf warten, dass ein Anstoß „von oben“, etwa von einer Stadtverwaltung oder Gemeinde, komme.
In Bamberg gelingt das. Jonas MC, George33 und DJ Stkla haben es geschafft, schnell und ohne großen Aufwand etwas auf die Beine zu stellen. Natürlich hoffen sie, dass bei ihren Gästen auch etwas hängenbleibt. „Unsere Botschaft lautet: Hinterfragt stets kritisch“, so George33. Und das könne überaus friedlich, kurzweilig, konstruktiv und vor allem ohne erhobenen Zeigefinger geschehen. „Wir möchten die Leidenschaft für Rap und Fußball hochhalten und freuen uns auf den Austausch und neue Perspektiven!“
Text: Nicole Oppelt
Weitere Informationen hier:
BAMBÄGGA
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