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local heroes Bayern: Konzerte vor leeren Rängen fühlen sich nicht richtig an

Neben allen ausgefallenen Konzerten war bzw. ist für „Zeremony“ die Zeit am schlimmsten, in der sie nicht einmal zu dritt proben dürfen. (Foto: Matthias Mayer)

Geschlossene Clubs, verwaiste Bühnen – selbst Probenräume sind teilweise tabu. Für „Zeremony“ waren die vergangenen Monate nicht einfach. Die Landesfinalisten von local heroes Bayern hätten sich eigentlich im Sommer 2020 die Bühne mit „Stand Up Stacy“, „Victoryaz“, „Keep it close“ und „Mary Lou“ teilen und dem Publikum des „ab geht die Lutzi“-Festivals in Rottershausen zeigen sollen, was in ihnen steckt. Dieses Vorhaben soll vorraussichtlich Ende Juni 2021 nachgeholt werden. Bis dahin scheint – vor allem für den Kulturbetrieb – die Parole „Durchhalten“ zu gelten. Im Gespräch mit dem local heroes Bayern-Team erzählen „Zeremony“ wie sie damit umgehen und was ihnen im Augenblick besonders wichtig ist.

Musikalisch aktiv sein, das stand bei „Zeremony“ aus Würzburg in den vergangenen Monaten auf dem Programm. Mit einem Split-Screen Video haben sie sich aus den heimischen Wohnzimmern zu Wort gemeldet. Im Sommer gab es zudem ein echtes „Highlight“ in der so Konzert-armen Zeit. Gemeinsam mit „ThunderKant“, „Zulu“, „Bob Ross Effect“ und „Devil May Care“ nahmen die Drei am „Umsonst & Drinnen“ Streaming-Festival der Posthalle teil. Nichtsdestotrotz seien „die vergangenen Monate für jeden Künstler sehr frustrierend“ gewesen. Viele Konzerte und Festivals des Jahres 2020, die eigentlich schon fest in ihrem Terminkalender eingeplant waren, wurden abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. „Es kostet viel Zeit und Energie die Tour selbst zu planen, und dementsprechend verunsichert und frustriert schauen wir auf 2021, also ob und wann hier wieder was in welchem Rahmen stattfinden kann“, beschreibt Illy, Sänger und Gitarrist der Band, die aktuelle Situation. Selbst in den Monaten, in denen Konzerte unter Hygieneauflagen stattfinden konnten, sei es für die Band nicht wirklich möglich gewesen zu spielen. „Kleinere Locations hatten gar nicht erst die Voraussetzungen Hygienekonzepte und Quadratmeter Vorgaben umzusetzen und selbst für größere Konzertsäle dürften die wenigen Konzerte in der Regel kein lukratives Geschäft gewesen sein.“

Neues Album im Jahr 2021

Ganz den Kopf in den Sand zu stecken, kam für „Zeremony“ zwar nicht infrage, die Stimmung ist jedoch gedrückt. „Streaming-Konzerte waren eine schöne Idee, sich mal wieder zu zeigen oder die Lieblingskünstler in Aktion zu sehen. Einen Festivalsommer hat das zwar nicht ersetzt, aber wir waren froh und dankbar Teil vom Posthallen Umsonst und Drinnen Livestream zu sein!“ Gleichzeitig sei jedoch die Situation vor einem leeren Raum zu spielen und allenfalls einseitig mit dem Publikum interagieren zu können, „sehr befremdlich und fühlt sich für uns nicht richtig an“. „Ich würde nicht sagen, wir konnten der Situation wirklich etwas Gutes abgewinnen, aber ich glaube, wir haben das Beste daraus gemacht und uns aufs Songwriting und Recorden konzentriert.“

Mit Erfolg! „Wir haben 13 Songs für unser neues Full Length Album erarbeitet und aufgenommen, das wir 2021 rausbringen wollen, wenn Konzerte und Festivals dann hoffentlich wieder möglich sind.“ Darüber hinaus wurde die Konzert-freie Zeit für andere Dinge genutzt. Illy zum Beispiel hat seinen künstlerischen Horizont etwas erweitert und mit dem Bau von eigenem Equipment angefangen. Neben diversen Pedals hat er sich den Traum vom selbstgebauten Gitarren-Röhrenverstärker erfüllt.

Im Internet Leidenschaft teilen

Auch das Thema Netzwerken hat sich für sie während der „Corona-Pandemie“ als extrem wichtig erwiesen. „Wir haben vor ein paar Monaten eine Playlist auf Spotify namens ‚New Wave of Organ Rock‘ erstellt“, erzählt Illy. „Diese besteht überwiegend aus kleinen Bands, die unsere Leidenschaft von orgelgetriebenen Rock’n‘Roll teilen. In diversen Facebook Gruppen habe ich nach Künstlern gesucht und war begeistert, wie viele positive Rückmeldungen ich erhalten habe.“

Rückhalt, Ansporn, Inspiration

„Zeremony“ haben also das gemacht, was auch für local heroes Bayern oberste Priorität ist: Sie haben Netzwerke gepflegt und ausgebaut. „Gerade in diesen besonderen Zeiten erscheinen sie für Künstler*innen wichtiger denn je“, so auch der Eindruck der Organisatorinnen Dani Straßner, Lisa Fuchs und Nicole Oppelt. „Sie geben Rückhalt, Rückmeldung, Ansporn, Inspiration, aber auch mal ganz pragmatisch Hilfestellung.“ Das Trio hofft, dass diese positive Energie, die auf diesem Wege freigesetzt wird, auch die kommenden Monate überdauern kann. „Das Datum 24. bis 26. Juni, also das Wochenende, an dem das nächste ‚ab geht die Lutzi‘-Festival stattfinden soll, gibt uns wirklich Halt“, so Dani Straßner. „Darauf fokussieren wir uns, daraus schöpfen wir Hoffnung und Kraft. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit unseren Teilnehmer*innen ein grandioses Landesfinale abliefern werden. Sie sind es wert, live und lautstark gehört zu werden.“

Text: Nicole Oppelt

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