Direkt zum Hauptbereich

#Kein Sommer ohne Festivals – das „ab geht die Lutzi“ feiert virtuell

Vom 21. bis 23. August vereint die Plattform „Festival für Festivals“ über 150 Festivals, Dienstleistende und Initiativen

Unter der Vision einer europaweiten Festivalplattform, arbeitet Höme eigenen Angaben zufolge mit Veranstaltenden an einer „fairen, nachhaltigen und innovativen Festivallandschaft“. (Foto: Till Petersen)

Vom 25. bis 27. Juni sollte es in Rottershausen zum elften Mal ordentlich „rund“ gehen. Doch „Corona“ bremste das liebgewonnene „ab geht die Lutzi“ in diesem Jahr vollständig aus. So wie den Festivalmachern in Franken, ging es bundesweit unzähligen Veranstaltern. Die Enttäuschung war und ist riesig – sowohl bei den Organisatoren als auch den Fans. Am kommenden Wochenende gibt es eine virtuelle Alternative zum Mitmachen.

Campen auf der „Lutzi“ – für fast 3000 Festivalbesucher gehörte dieser Spaß im vergangenen Jahr unbedingt dazu. In diesem Jahr wird zuhause gecampt. (Foto: RE ON TOUR)

„Macht euer Zuhause zum Festivalgelände!“ Schon seit einigen Monaten tönt dieser Aufruf der Berliner Höme – Für Festivals GmbH, vertreten durch Jonas Seetge, Johannes Jacobi und Jannis Burkardt, durch die sozialen Medien. Die Idee dahinter: Die Festivalgänger sollen aus der Not eine Tugend und ihr Zuhause kurzerhand zum Festivalgelände machen. Via App können sie sogenannte „Camps“ einrichten und verschiedene Challenges, wie etwa den höchsten Bierturm oder die verrückteste Festivalgeschichte, lösen. Dazu können über die App auch weitere Freunde eingeladen werden, sodass ein buntes Sammelsurium an witzigen Bildern, Videos und Texten entsteht. Am Ende winkt nicht nur der Gewinn des goldenen Festivalbändchens für 2021, mit dem der Gewinner im kommenden Jahr alle teilnehmenden Festivals bereisen kann, sondern Preise im Wert von insgesamt mehr als 10.000 Euro. Auf diese Weise, so das Ziel, soll die Festivallandschaft unterstützt werden und zwar „im Wohnzimmer, im Park und überall dort, wo es dann erlaubt ist“, schreiben die Organisatoren.

Harte Klänge, präzise Worte: „Punk muss jeder für sich selbst definieren“, verkündeten Adam Angst auf dem „ab geht die Lutzi“ 2019. (Foto: Yasemin Ikibas)

Drei Tage, drei Bühnen – Festivalprogramm satt

Der virtuelle Zusammenschluss hat mittlerweile über 150 Festivals, Dienstleistende, Initiativen, Partner und Unterstützer vereint, darunter auch das „ab geht die Lutzi“, dessen Fans sich bereits in einzelnen „Camps“ versammeln und dem etwas anderen Festivalwochenende entgegenfiebern.

Und zu erwarten ist einiges: Denn die „Macher“ haben ihre sprichwörtlichen Köpfe zusammengesteckt, um ihren Fans drei Tage lang fast rund um die Uhr ein Festivalprogramm von drei „Bühnen“ bzw. drei Kanälen nach Hause zu senden. Dieses Programm wird gemeinsam mit ALEX Berlin produziert und beinhaltet den Organisatoren zufolge TV-Show-Formate, Interviews, Talkrunden, Live-Auftritte, Dokus, Konzertmitschnitte – inklusive Aftershowpartys. Und natürlich soll es auch den obligatorischen „letzten Song“ geben, bei dem man sich dann auf dem Balkon oder in den Campingstühlen in den Armen liegen kann – soweit natürlich möglich.

Da kommt Wehmut auf - 2016 nahmen Blackout Problems noch ein Bad in der Lutzi-Menge. In diesem Jahr müssen die Festivalfans leider auf solche Szenen verzichten. (Foto: Dani Red)

„Alte Bekannte“ des „ab geht die Lutzi“ sind am Start

Zu sehen gibt es am Freitag auf der „Orange Stage“ unter anderem eine Doku über „Adam Angst“, die 2019 auf der „Lutzi“ zu Gast waren. Der Beitrag startet um 23.28 Uhr. Auch ein Wiedersehen mit „Blackout Problems“ – sie waren 2016 in Rottershausen – ist um 0.33 Uhr vorgesehen. Gezeigt wird eine Dokumentation über ihre Tour durch Kasachstan. Im Anschluss gibt es dann eine Lesung mit „verrückten, lustigen und süßen Festivalgeschichten zum Einschlafen“. Auf der „Red Stage“ gibt es derweil ab 21.48 Uhr einen Konzertmitschnitt von den aus Lohr am Main stammenden „Hundreds“, die (nicht nur) in der Region ebenfalls ein fester Begriff sind. Der Samstag beginnt zwar nicht ganz so zünftig wie auf der „Lutzi“, die ohne den traditionellen Frühschoppen mit Blasmusik nicht denkbar wäre. Doch auch im Netz startet man um 14 Uhr mit einem „Katerfrühstück“ auf der „Orange Stage“. Wer sich übrigens schon immer mal im „Bieryoga“ ausprobieren wollte, kann dies an gleicher Stelle um 15.45 Uhr tun. „Dicht & Ergreifend“ sind dem „Lutzi“-Publikum ebenfalls nicht unbekannt. Sie sind am Samstag, um 18.34 Uhr auf der „Red Stage“ zu sehen. Bereits am Samstagvormittag gibt es zudem eine spannende Talkrunde, die fragt „Wo sind die Frauen?“. Los geht es um 11.31 Uhr auf der „Green Stage“. Der Sonntag wird ebenfalls bunt. Wer zum Beispiel schon immer wissen wollte, was es mit „Pferdepunk“ auf sich hat, ist ab 12.29 Uhr auf der „Green Stage“ richtig.

Dicht & Ergreifend sind aus der deutschen Hip Hop-Szene nicht wegzudenken. 2015 waren sie zu Gast auf der Lutzi-Zeltbühne. Auf dem Festival der Festivals gibt es ein virtuelles Wiedersehen. (Foto: Dani Red)

Corona: Viele verlieren ihre Existenzgrundlage

Mit „Festival für Festivals“ wird in diesem Sommer ein echtes Zeichen gesetzt. Denn die Festivallandschaft, die von „Höme“ bereits seit 2016 als Magazin begleitet wird, steht derzeit vor der wohl größten Herausforderung in ihrer Geschichte. „Ganze Umsätze brechen weg und viele Veranstaltende verlieren ihre Existenzgrundlage“, so die Macher aus Berlin. „Damit wir auch im nächsten Sommer gemeinsam feiern können, braucht es jetzt uns, die Festivalfans.“ Die Einnahmen des „Festival für Festivals“ sollen, abzüglich der Produktionskosten, direkt dem eigenen Lieblingsfestival zugutekommen und/oder in einen gemeinsamen Topf wandern, der unter allen teilnehmenden Festivals gleichermaßen aufgeteilt wird. Mittlerweile, so „Lutzi“-Chef Christian Stahl, seien im Zuge des Box- oder Bändchenverkaufs im Vorfeld über 250.000 Euro durch die engagierte Fangemeinde zusammengekommen. Diese finanzielle Unterstützung hilft mehr als 150 Festivals dabei zumindest einen Teil dieser Kosten zu decken und in die Planung für die Festivalsaison 2021 zu starten. Daneben hätten sich in der Zwischenzeit über 70 Künstlerinnen und Künstler für das „Festival für Festivals“ stark gemacht und helfen, das Projekt zu verbreiten.

Und wie steht es um die „Lutzi“? „Die Solidarität aller Partner des Festivals ist der Wahnsinn“, so Stahl weiter. „Da wir fast ausschließlich mit langjährigen Partnern und Freunden arbeiten, war das möglich.“ Für 2020 hätten alle Verträge gelöst oder ins nächste Jahr verlegt werden können, wodurch ein Fortbestehen des „Lutzi“-Festivals gesichert werden konnte.

Auf seine Fans kann das Lutzi-Team immer zählen. (Foto: RE ON TOUR)

„Lutzi“-Fans legen zusammen

Die „Lutzi“-Fans haben darüber hinaus einen weiteren Beitrag geleistet, um ihr Lieblingsfestival in der Heimat zu unterstützen. Nach der Absage für 2020, hatte das „ab geht die Lutzi“ dazu aufgerufen, die bereits erworbenen Tickets zu spenden. Zum einen sollten damit non-profit Organisationen, die eigentlich präsent gewesen wären, unterstützt, zum anderen sollten so auch die bisher entstandenen Kosten kompensiert werden. Durch die gespendeten Tickets kamen laut Stahl bis dato 12.000 Euro für die Organisationen zusammen. „Das ist ein toller Erfolg, den wir für Viva Con Agua, Kein Bock auf Nazis und Goldeimer aufteilen und dann weitergeben.“ Derzeit ist die Hoffnung groß, dass die Welt im kommenden Jahr vielleicht schon wieder ein bisschen besser aussehen könnte. Das „Lutzi“-Team jedenfalls ist guter Dinge. Bereits im September soll es erste Neuigkeiten geben, wenn es aus der „erstmals viel zu langen Sommerpause“ zurückkehrt.

Text: Nicole Oppelt

Zur App von „Festival für Festivals“ geht es hier: 
Und hier geht es zum Festival-Timetable: 

Kommentare