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Liebeserklärung an die menschliche Natur


Die Aschaffenburger Band „The Governors“ begeben sich mit ihrer neuen EP „Apollo“ in sphärische Richtungen

„Men at work“: Zur neuen EP ist nun auch das erste Video erschienen. (Foto: Pressematerial)

Die einstigen „local heroes“-Teilnehmer „The Governors“ haben ihren Weg gemacht. Fünf Jahre nach dem Bundesfinale in Salzwedel sind die Franken einige ordentliche Schritte nach vorne gegangen. Seit Mitte Mai ist nun die jüngste Produktion „Apollo“ auf dem Markt. Und die hat es in sich…


Dieser Auftritt bleibt unvergessen: Christian Staab (Gitarre/Synthie), Steffen Zenglein (Bass/Gesang), Christoph Sauer (Gitarre/Gesang) und Felix Debor (Drums) stehen auf der großen „local heroes“-Bühne in Salzwedel. Als „Landessieger Bayern“ sind die Vier 2013 ins Rennen um die „Beste Nachwuchsband Deutschlands“ gestartet und brachten das Kulturhaus regelrecht zum Kochen. Den Titel haben die jungen Musiker damals leider nicht abgeräumt. Doch dieses Quartett hatte nicht nur bei den Verantwortlichen hinter den Kulissen Eindruck gemacht. Sie waren „angefixt“, blieben am Ball und können heute, fünf Jahre später, auf den nächsten Meilenstein ihrer musikalischen Laufbahn blicken.

Für „The Governors“ und ihr „local heroes Bayern“-Team war der Wettbewerbsjahrgang 2013 eine tolle Zeit. (Foto: Carmen Lenk)

„Der Titel und die Teilnahme am Bundesfinale hat uns definitiv gepusht“, erinnert sich Christian Staab zurück. „Zum einen war es natürlich eine Bestätigung für uns selbst, dass das nicht so falsch ist, was wir tun und zum anderen ist es uns im Anschluss mit dem Titel im Rücken leichter gefallen an größere Gigs, wie etwa mit ‘Juli‘ und ‘Jupiter Jones‘ heranzukommen.“ Den positiven Schwung dieser Zeit hätten sie definitiv genutzt und so ganz „nebenbei“ ihr Studium gerockt, fasst der Gitarrist zusammen.


Religion, Abschied, wissenschaftlicher Fortschritt

Vier Jahre nach der hochgelobten Scheibe „Go Go Dancing“ (2014) melden sich er und seine Bandkollegen nun zurück. „Musikalisch als auch persönlich“ sind sie mittlerweile angekommen, sagen die Vier über ihre neue EP „Apollo“. Bemerkbar mache sich das vor allem in ihren Liedtexten, die sich konsequent weiterentwickelt hätten. Themen wie Religion, Abschied, wissenschaftlicher Fortschritt beschäftigen die einstigen Nachwuchsmusiker – und das nicht ohne Grund.


Die Atmosphäre der „local heroes“-Familie hat „The Governors“ sichtlich inspiriert – vor allem musikalisch. (Foto: Christoph Eisenmenger)

„Wir glauben, dass Liedtexte immer recht gut das repräsentieren, mit was der Künstler sich aktuell befasst, welche Eindrücke er gewinnt und was um ihn herum passiert“, sind sie sich einig. Natürlich seien dies andere Themen, wenn man Anfang 20 und im Studium steckt oder eben Ende 20 sei. Auch das Zeitgeschehen spiele eine Rolle. Hieraus ergebe sich ein Thema wie Religion, „das in den letzten Jahren gefühlt präsenter und kontroverser diskutiert wird“, automatisch. Beleuchtet wird aber auch die „andere Seite“: „Mit dem Thema ‘wissenschaftlicher Fortschritt‘ setzen wir uns in ‘On the Shoulders of Giants‘ auseinander, wobei es hier weniger um den Fortschritt der letzten Jahre – Stichwort ‘Digitalisierung‘ – geht. Vielmehr ist es eine Liebeserklärung an die menschliche Natur, sich immer weiterentwickeln und weiter forschen zu wollen, die sich in der Raumfahrt in besonderer Weise zeigt. Und genau darum geht es in diesem Song.“

Übrigens: Eine besondere Hommage an die Raumfahrt gibt es dort im wahrsten Sinne des Wortes zu hören. Eingeflochten wurden nämlich Ausschnitte aus der so genannten „Moon-Speech“ von John F. Kennedy aus dem Jahr 1962, in der er das Apollo-Programm und das Vorhaben zum Mond fliegen zu wollen ankündigt. Der Titel ihrer EP „Apollo“ war geboren – eine „thematisch perfekte Klammer für die fünf Songs, die sich alle direkt oder indirekt konkret oder abstrakt mit dem Thema ‘Licht‘ befassen“, erklären sie ihre Wahl. Denn: „Apollo ist sowohl der Gott des Lichts als auch der Gott der Künste, insbesondere der Musik. Ein perfekter Fit“, sind „The Governors“ überzeugt.

(Foto: Pressematerial)

Schwere versus Leichtigkeit

Zugegeben, thematisch erscheint das teils durchaus „schwere Kost“. Doch „The Governors“ schaffen es, diesen schmalen Grat zu meistern, ihre Zuhörer nicht zu erdrücken – im Gegenteil. Sie steuern dagegen, mit musikalischer Leichtigkeit und reflektiertem Einsatz ihrer Instrumente. Die so entstandene Mixtur ist ihrer Ansicht nach nur konsequent. „Wir versuchen, durch unsere Instrumentalisierung und unsere Melodien eindrucksstarke Songs zu schaffen. Dass wir dies mit aussagestarken Texten, die bewegen und die sich nicht mit Belanglosigkeiten auseinandersetzen kombinieren, erschien uns als logisch.“

Und wie klingt das? Eingängige, poppige Melodien – für die sind „The Governors“ seit jeher bekannt. Und die haben sie nach wie vor. „Insgesamt haben wir die Gitarren wieder mehr in den Vordergrund gestellt und den Synthi – entgegen des Trends – zurückgeschraubt“, erklärt Christian. „Stattdessen haben wir viel Zeit in Effekte investiert und mit halligen Sounds, Delays und Octavern experimentiert. Es geht also mehr in die sphärische Richtung.“ Das Ergebnis ist vielschichtig. Es bietet Stoff, um mehrmals und genauer hinzuhören.


Haben sich „The Governors“ heute, fünf Jahre nach „local heroes“, neu erfunden? Mitnichten, wie sie selbst sagen. „Wir machen jetzt nicht plötzlich etwas völlig anderes wie früher. Es hat sich eher herauskristallisiert, was genau wir machen wollen.“

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Text: Nicole Oppelt

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