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Der Samstag gehört der Party!

Im Wasserhaus zündeten am Wochenende gleich vier Bands eine echte musikalische Bombe

Newcastle, Wakefield, Harlow, London, Essen, Hammelburg: Spannender hätten die vergangenen Tage für „Forever Ends Today“ nicht ablaufen können. (Foto: Musikini)

Hochmotiviert, ausgesprochen kreativ und ohne Scheu, die Rampensau in sich völlig nach außen zu kehren: So können die jungen Musiker, die jüngst die Musikinitiative Hammelburg e.V. beehrten, wohl am besten beschrieben werden. Der Verein hatte am vergangenen Samstag zu einer zweiten Auflage seines „Yolocore“-Konzepts geladen. „Ashes of Sorrow“, „Incipit“, „No Need To Stay“ und „Forever Ends Today“ lieferten ab – lautstark und absolut mitreißend.

Es gibt mindestens eine Regel, die für junge Menschen auf der ganzen Welt Gültigkeit besitzt: Samstagabende auf der Couch, das ist nur etwas für „alte Leute“. Der Rest sollte die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen und feiern bis der Morgen graut. „Forever Ends Today“ aus Dortmund riefen dem Wasserhaus-Publikum genau jenes „eherne Gesetz der Jugend“ am späten Samstagabend noch einmal vehement ins Gedächtnis. Gerade war das Quartett von einer kleinen UK-Clubtour mit „Under The Influence“ zurückgekehrt, die die Band einmal komplett vom Norden der Insel bis in den Süden geführt hat. In Hammelburg galt es nun, einen würdigen Abschluss ihrer Reise zu zelebrieren. Und der gelang: Als Headliner setzten Jan, Yannick, James und Niklas mit Postcore und Dubstep einen eindrucksvollen visuellen, wie musikalischen Schlusspunkt eines durchwegs ausgelassenen Abends.

Old School Metal der 1990er und moderne Elemente

Vorgelegt wurde dem Quartett allerdings ordentlich. Den Auftakt machten diesmal „Ashes of Sorrow“, die in dieser Konstellation erstmals im Wasserhaus zu Gast waren, privat aber bereits regelmäßige Gäste im Wasserhaus sind. Max, Benni, Marcel, Mathias und Basti hatten für das Hammelburger Publikum eine ordentliche Portion Trashcore im Gepäck. „Es ist eine Mischung aus Old School Metal der 1990er und moderner Elemente“, erklären die Gewinner der „First Act Night 2014“ ihren Sound, in dem Kenner durchaus Anklänge an die legendäre US-amerikanische Metal-Band „Pantera“ entdecken könnten.

Die noch junge Formation „Ashes of Sorrow“ hat ihren Spielradius binnen kurzer Zeit enorm erweitert. Mittlerweile kann die Band sogar schon einen Gig in Österreich verbuchen. (Foto: Musikini)

Erst im vergangenen Oktober erschien das Debütalbum „We Shall Destroy Everything“ der 2012 gegründeten Formation, dessen Release im Schweinfurter Stattbahnhof bereits von „Incipit“ unterstützt wurde. Ein ganzes Jahr hatten sie sich bis dahin Zeit genommen, um Songs zu schreiben, diese live zu testen und anschließend zunächst per Home-Recording und anschließend professionell für ihre Fans zu konservieren. „Yolocore reloaded“ wurde jetzt selbstverständlich genutzt, um die Anstrengungen des vergangenen Jahres noch einmal standesgemäß zu präsentieren. „Hier im Umkreis gibt es so gut wie nichts im Bereich Metal oder Core“, stellen sie die einmalige Stellung der Musikini-Bühne heraus. Die nächsten Anlaufstellen fänden sich erst in Schweinfurt oder Würzburg.

Kein Tag ohne die eigene Musik

„Incipit“ empfinden da sicherlich ähnlich. In Hammelburg traten sie die Nachfolge ihrer musikalischen Freunde in der gesetzten Running Order an. Souverän bestiegen Frontmann Fabian und seine Jungs die bereits wohlbekannte Wasserhaus-Bühne. Die Schweinfurter sind seit rund drei Jahren zusammen unterwegs und überzeugten hier schon Ende September 2014 mit ihren Metalcore Ideen.

Auf der Bühne feierten „Incipit“ einen echten Abriss. In gut drei Monaten können ihre Fans die Songs der Jungs auch auf CD mit nach Hause nehmen. (Foto: Musikini)

Jetzt hatten die Fünf jede Menge neue Songs für das Publikum dabei, die sie übrigens auch gerade aufnehmen, wie Chris und Fabian am Rande des Konzerts verraten. Musikalisch-qualitativ hätten sie sich seit der letzten Visite in der Weinstadt ein ganzes Stück weiterentwickelt, fassen die beiden zusammen. Regelmäßig wurde sich in kleinen Gruppen getroffen, um am eigenen Repertoire zu feilen. „Die meisten Sachen entstehen bei uns aus dem Zufall heraus, beim Jammen“, beschreiben die beiden Bandmitglieder den kreativen Prozess, der durchaus mit einer gehörigen Portion Experimentierfreude einher gehen kann. Ein Tag ohne Engagement für die Musik, die in ihrer Heimatstadt in eine „recht gute Szene“ eingebettet sei, wäre nicht denkbar. Mittlerweile kommt nicht nur diese in den Genuss ihrer Stücke. „Incipit“ haben ihren Auftrittsradius sukzessive erweitert und ihre konnten Fußspuren sogar schon im fernen Hamburg hinterlassen.

Electro-Metalcore goes Konzeptalbum

Für neue musikalische Fußabdrücke sorgten auch „No Need To Stay“ aus Rudolstadt, die ebenfalls ihr Wasserhaus-Debüt feierten. Einrichtungen, wie die der Hammelburger Musikini seien in ihrer Heimat rar, so Sänger Asuka und Gitarrist Stefan. Eine ausgeprägte Metalcore Szene gebe es eigentlich nicht. Seit 2013 machen sie zu fünft gemeinsam Musik. Schon im vergangenen Jahr schafften sie es jedoch, als Support der erfolgreichen deutschen Metalcore/Trancecore Band „Eskimo Callboy“ in Leipzig auf der Bühne zu stehen. Beworben und gegen ihre gut 40 Konkurrenten durchgesetzt hätten sie sich damals über das Portal „Backstage Pro“. Ausgesucht worden seien sie dann von der Band persönlich, erzählen die beiden nicht ohne Stolz. Noch heute schwärmen sie von der mit 600 Leuten völlig ausverkauften Show.

Musikalischer Stillstand ist nicht die Sache von „No need to stay“. In Hammelburg präsentierten sie noch ihren angestammten Sound, der schon in Kürze einen krassen Wechsel erfahren wird. (Foto: Musikini)

Ausruhen gilt aber auch bei ihnen nicht. In den vergangenen drei Wochen wurde das Debütalbum aufgenommen. Und das hat es in sich: „Bisher haben wir eher die Electro-Metalcore-Schiene gefahren“, erklärt Asuka. Diese hätten sie nun aber völlig abgelegt. Sie seien musikalisch reifer geworden. Dabei herausgekommen sei nun ein im Sommer erscheinendes Konzeptalbum, das sich vom bisherigen Set völlig abgrenzt. So finden sich jetzt viele Einflüsse aus der klassischen Musik, etwa aus Renaissance und Barock, aber auch aus den 1920ern, die an Dark Cabaret erinnern. Dazu gibt es Streicher und sogar einen Chor. Entstanden sei so eine Mischung, die sie selbst als „theatralischen Metalcore“ bezeichnen und in dieser Form wohl bislang nicht zu finden sei. „Dieser Sound definiert das, was wir als Band sind“, so Asuka und Stefan. Ein Ende der musikalischen Reise scheint allerdings nicht absehbar.

„Ihr könnt feiern, ihr könnt Spaß haben!“

Last but not least betraten schließlich „Forever Ends Today“ die Bühne. Bereits im vergangenen September bereicherten sie die erste Ausgabe von „Yolocore“. Ein Erlebnis, das die Band auf eigenen Wunsch nun gerne wiederholt hat. „Wir spielen hier wirklich gerne. Die Leute waren beim letzten Mal extrem gut drauf. Obendrein gab es gutes Essen, also kommen wir wieder“, schmunzelt Gitarrist Yannick, der sich gemeinsam mit seinen Bandkollegen noch immer mit Freude an die Stimmung des vorangegangenen Gigs im Fränkischen erinnert. Im Pott, wo die Bevölkerungsdichte etwas höher sei, und häufiger Bands spielen würden, sei das zuweilen etwas anders. „Ihr könnt feiern, ihr könnt Spaß haben“, attestiert die Truppe dem hiesigen Publikum. Ein Eindruck, der sich auch an diesem Samstagabend wieder vollends bestätigt hat. „Alle Shows sind Höhepunkte“, so „Forever Ends Today“ einhellig. Ein schöneres Kompliment könnten sie Hammelburg gar nicht machen.

Text: Nicole Oppelt

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