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local heroes 2014: „Da steckt ganz viel Power drin!“

Am 8. November, ab 18 Uhr, treten im Kulturhaus von Salzwedel 14 Bands aus ganz Deutschland an

 
Nils T. Kohle, Bandapp-Betreuer Deutschland, und „Bloodhound Gang“-Mitglied Adam Perry sind begeistert vom „local heroes“-Konzept. Auch der Musiker ist diesmal wieder als Jury-Mitglied an Bord. (Foto: Dirk Andres/VEB-Bild)

Die Spannung bei local heroes/Aktion Musik e.V. könnte in Anbetracht des bevorstehenden Termins nicht größer sein. Zwölf Monate lang kämpften landesweit unzählige junge Leute um den Einzug in das wohl bedeutendste Wettbewerbs-Finale der Szene. Am 8. November entlädt sich dieses geballte Potential auf einer Bühne. Dann treffen sich abermals die Landessieger aus dem gesamten Bundesgebiet, um zu zeigen, was Musik-Deutschland tatsächlich zu bieten hat. Bewertet werden sie an diesem Abend nicht nur von den Fans, sondern auch von einer prominenten Fachjury. Leicht wird dieses Unterfangen allerdings nicht.

„Wissen Sie, ich fühle mich in der Mitte einer Bühne nicht besonders wohl. Ich hab' keine schicken Tanzbewegungen drauf, ich kann keine Witze erzählen“, hat Ex-Oasis-Mitglied Noel Gallagher vor Jahren in einer Schweizer Zeitung bekannt. Der britische Rockmusiker stand damals kurz vor seinen ersten Konzerten als Solo-Künstler. Mittlerweile ist klar: Der heute 47-Jährige meisterte die vor ihm liegende Aufgabe mit Bravour. Anekdoten wie diese werden sicherlich auch die Band-Coaches von „local heroes“ für ihre Schützlinge parat haben. Am Tag vor dem großen Bundesfinale in Salzwedel sowie am Final-Abend selbst nehmen Wolfgang Schwericke und sein Team sich der jungen Leute an, schauen ihnen auf die Finger und geben wertvolle Tipps, und zwar nicht nur für Situationen wie sie der eigentlich nie unter Selbstbewusstsein leidende Gallagher erlebt hat.

Über teils mehrstufige Wettbewerbe mit insgesamt gut und gerne 1.500 jungen Bands haben sie sich auf 150 Bühnen vor fast 100.000 Zuschauern bis ganz nach vorne gespielt. Lampenfieber oder ein flaues Gefühl in der Magengegend dürfte da einigen nur allzu gut bekannt sein. Dass sie schon fast richtige Profis sind, haben sie im Laufe des vergangenen Jahres jedoch bereits bewiesen. „Wir haben es dieses Mal mit einem ganz außergewöhnlichen Jahrgang zu tun“, meint auch „local heroes“-Projektleiter Dieter Herker. „Da steckt ganz viel Power drin!“ Viel war er in den letzten Monaten in der gesamten Republik unterwegs und hat sich ein ums andere Mal verzaubern lassen.

„Die jungen Leute sind vom Konzept vollends überzeugt.“

„local heroes hat sich mittlerweile zu einer echten Marke entwickelt“, freut sich Herker. Der musikalische Nachwuchs wisse um die Qualität des Wettbewerbs. Das zeige sich vor allem am besonderen Engagement vor und hinter den Kulissen. „Die Landeswettbewerbe verliefen wirklich reibungslos. Die jungen Leute sind vom Konzept vollends überzeugt.“ Das Ergebnis: Auf Fan-Arbeit müssten diese gar nicht erst hingewiesen werden. Schon jetzt seien zahlreiche Busse für das Bundesfinale angekündigt. Auch die Landesveranstalter, die meisten von ihnen seit vielen Jahren an Bord, hätten nichts von ihrem anfänglichen „Drive“ eingebüßt. Konsequent würden diese ihre Wettbewerbe ausbauen, suchten neue Aspekte und rückten die Weiterbildung des Nachwuchses mehr und mehr in den Vordergrund.

 
Jahr für Jahr eine tolle Atmosphäre. Ausgelassen feiert das Publikum seine „Helden“. 2016 steht bereits das 25. Final-Jahr an. (Foto: Malte Schmidt)

Am 8. November zahlt sich diese immense „Vorleistung“ nun erneut aus. Denn es geht um viel: „Der Titel 'beste Newcomerband des Jahres' wird sowohl vom Publikum mit einem Publikumspreis als auch von der Jury mit einem eigenen Jurypreis vergeben. Ausgezeichnet werden zudem der beste Sänger sowie der beste Instrumentalist“, erklärt Dieter Herker das Prozedere. Auf den Punkt spielen und sofort präsent sein, sind gefragt, wenn in nur 20 Minuten Spielzeit beide „Parteien“ überzeugt werden wollen. Geboten wird den Nachwuchskünstlern dafür ein professioneller Rahmen. In Szene gesetzt werden sie von einer aufwendig und vor allem fachkundig eingerichteten Bühnenmaschinerie mit Videowänden und einer riesigen Licht- und Tonanlage. „Wie sie diese Bedingungen richtig ausnutzen, liegt aber allein in der Hand der jungen Leute“, so das „local heroes“-Team.

Landesfinalisten haben „Blitz und Donner“ im Gepäck

Dass der Jahrgang 2014 so oder so für ein sattes musikalisches Gewitter mit allerhand „Blitz und Donner“ sorgen wird, liegt für die Verantwortlichen schon jetzt auf der Hand. Die musikalische Spannbreite, die die Kandidaten abdecken, ist riesengroß. Deutscher Rap trifft in der Hansestadt auf fetten Alternative Rock. Sanfte Singer-Songwriter-Projekte wechseln sich ab mit Classic und Hardrock, schnellen Beats und wohligen Indie-Klängen. Dazu gesellen sich elektronische Elemente und immer wieder Gitarren und fette Bässe.

Diesem immensen Spektrum mit einer objektiven Bewertung gerecht zu werden, dürfte eine der größten Herausforderungen des Abends sein. Dieter Herker ist sich dessen wohl bewusst und hat es auch in diesem Jahr geschafft, eine hochkarätig besetzte Fachjury für diesen „Job“ zu gewinnen. Mit dabei sind „Bloodhound Gang“- Drummer Adam Perry, Dominique Christ, Roland Artist Relation Manager, Echo-Preisträger Mellow Mark, Danny Bruder, Musiker und C3S Gründungsmitglied, der österreichische Musiker und Produzent Hannes Jaeckl, der DJ und Veranstalter Alex Ninow, Jorin Zschiesche von Recordjet, der Booker und Produzent Sebastian Schwebke, Sebastian Rätzel Musiker von „The Baseballs“, der Musikjournalist Fred Roberts, Michél Kroll von den einstigen „local heroes“-Siegern „The Love Bülow“ sowie „Emil Bulls“-Manager Niko Tsagarakis. Von ihrem und dem Urteil des Publikums hängen am Ende nicht nur die begehrten Titel, sondern auch Preise im Gesamtwert von mehr als 10.000 Euro ab. Gestiftet wurden diese vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt, der Deutschen Rockmusikstiftung, dem Musikhaus Thomann, Recordjet, Clubplaner Artist Edition, von den Firmen Roland und Sennheiser und schließlich SET.

 
„The Love Bülow“ aus Berlin räumten 2010 den Gesamtsieg ab. Heute ist einer aus ihren Reihen gefragt, den musikalischen Nachwuchs als Jurymitglied in Augenschein zu nehmen. (Foto: Bernd Zahn)

„Tanga Elektra“ sorgen für unkonventionelle Zerstreuung

Für Zerstreuung zwischen den Wertungs-Darbietungen ist übrigens auch diesmal gesorgt. Wie schon in den Jahren zuvor, verschafft Aktion Musik/local heroes e.V. den Gästen sowie den Akteuren Raum für kurzweilige Unterhaltung ohne Wettbewerbsdruck. Neben der großen Wettbewerbsbühne gibt es in diesen Jahr eine zweite Bühne, die so genannte Clubbühne, auf der in den Umbaupausen weitere sechs Bands für Überraschungen sorgen werden – darunter sind auch der Echo-Preisträger Mellow Mark sowie die „local heroes“-unplugged Gewinner „Marie & The Drummer“ und „In Case“.

 
Mit seiner One-Man-Show begeistert Mellow Mark seit Jahren die Republik. Jetzt will er seine „musikalische Akrobatik“ auch in Salzwedel präsentieren. (Foto: Pressematerial)

Tief in der Nacht sorgen schließlich die Headliner „Tanga Elektra“ für musikalische Ablenkung bis zur Verkündung der Entscheidung. Das Berliner Duo, bestehend aus David und Elias Engler, wurde bereits mehrmals zum legendären „Fusion-Festival“ eingeladen. Ihre Passion gilt Soul, Funk, R'n'B, HipHop und World Music. Ihr Trumpf: Kreativität und Originalität. Das Ergebnis ist ein Sound, der so ziemlich einzigartig zu sein scheint. Kurzerhand verbinden sie Neo-Soul, Elektro und Funk-Elemente, die nur aus Violine, Schlagzeug, Gesang bestehen und mittels einer Loopstation gekonnt miteinander gemixt werden. Begeistert haben sie damit bereits das Publikum in Brasilien, der Schweiz, Norwegen, England und Italien. Von der Straße haben sie sich mittlerweile in die renommiertesten und bekanntesten Clubs Europas gespielt. Nun sorgen sie erstmals in Salzwedel für einen „tanzbaren Abschluss“ - und obendrein für einen Ausblick auf ihr bald erscheinendes Album.

 
„Zwei Brüder - Ein Soul“: 2014 sorgen „Tanga Elektra“ dafür, dass das Warten auf die Entscheidung zu einem echten Erlebnis wird. (Foto: Pressematerial)

„Man kann sich bei local heroes gut weiterentwickeln“

So viel steht also fest: Auch nach über zwei Dekaden hat Deutschlands größter und ältester Non-Profit-Nachwuchswettbewerb nicht an Fahrt verloren. Jahr für Jahr sorgen die teilnehmenden Künstler für musikalische Überraschungen und vor allem Darbietungen auf höchstem Niveau. Die Bands wissen, um die Plattform, die ihnen „local heroes“ bietet. Kontakte knüpfen, sich überregional vernetzen, auszutauschen und professionell beraten zu werden, das, so das Credo auch in diesem Jahrgang, mache die Institution „local heroes“ aus. „Den Contest halten wir für ein 'gutes Sprungbrett', allerdings auch für eine coole Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, sowohl mit Bands, als auch mit Veranstaltern und Mitwirkenden“, sagen zum Beispiel „Elvis Dies Tomorrow“, die Landessieger aus Schleswig-Holstein. „Man kann sich bei local heroes gut weiterentwickeln, man lernt coole Bands und Leute kennen, mit denen man gemeinsame Konzerte organisieren kann“, pflichten auch „Junk DNA“ aus Bayern bei.

Das Wesen von „local heroes“, abseits des Contestgedankens bringen hingegen „Berlin Syndrome“ auf den Punkt. „Auf der einen Seite bietet der Contest eine großartige Möglichkeit sich vor sehr vielen Leuten zu präsentieren. Vielleicht kann man ja auch Fans der anderen Bands überzeugen. Außerdem steckt viel Öffentlichkeitsarbeit dahinter. Das hilft jungen Bands natürlich“, so die Truppe, die für Sachsen-Anhalt ins Rennen geht. Auch für sie ist der Wettbewerb aber nur eine Begleiterscheinung, um die musikalische Vielfalt abzubilden. „Beim Marathon gewinnt der, der die schnellste Zeit gelaufen ist. Aber Musik oder Kunst bietet keine empirisch messbaren Größen, die in einer Art Wettstreit zählen können. Ob Musik gefällt oder nicht ist immer subjektiv. Da kommt es tatsächlich nur drauf an, ob man den Geschmack vieler Leute trifft und viele Fans mitbringt.“

Das Bundesfinale 2014 kann also kommen. Das Team ist bereit, die Bands stehen in den Startlöchern. Das Motto von „local heroes“ haben sie bereits mit Bravour verinnerlicht. Denn auch in diesem Jahr heißt es: „Ihr spielt die Musik!“

Text: Nicole Oppelt


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