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Local Heroes Bayern 2013: Wehende Mähnen und fliegende Bratwürste!

Die zweite Ausgabe des Hammelburger Landesfinales war ein voller Erfolg

 
Das schöne neue Gesicht des "local heroes Bayern"-Teams: Moderatorin Lisa führte charmant und mit viel Witz durch den Abend (Foto: Musikini)

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“, wusste der deutsche Dichter und Journalist Matthias Claudius schon vor gut 200 Jahren. Die Reise der Musikinitiative Hammelburg e.V. ging in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal in Richtung „local heroes“-Landesfinale Bayern. Fast genau zwölf Monate lang war das Organisationsteam seither im Dienste des musikalischen Nachwuchses „unterwegs“. Am vergangenen Samstag, den 31. August, traten schließlich fünf Bands aus dem gesamten Freistaat an, um das Abenteuer „local heroes“ zu einem gebührenden Abschluss zu bringen.

 
Local Hero Bayern 2013 – The Governors sind im Bundesfinale (Foto: Musikini)

„Wir hätten es niemals für möglich gehalten. Wir hätten vielleicht mit dem zweiten oder dritten Platz gerechnet. Wir hoffen, dass wir Bayern im Bundesfinale würdig vertreten können“, bricht es völlig fassungslos aus Christoph Sauer heraus. Es ist in etwa gegen ein Uhr am Sonntagmorgen und soeben hat seine Band „The Governors“ erfahren, dass sie es tatsächlich geschafft haben. Das Aschaffenburger Quartett darf sich nun „local heroes Bayern 2013“ schimpfen, 750 Euro von der Raiba Hammelburg für Band-Equipment ausgeben und tritt obendrein am 9. November gegen die nationale Konkurrenz in Salzwedel an.

 
Zauberhafter Bühneneffekt: „The Governors“ tauchten das Wasserhaus zu später Stunde in eine atemberaubende Atmosphäre. (Foto: Musikini)

Noch kurz zuvor waren Christoph, Christian, Steffen und Felix in voller Aktion auf der Wasserhausbühne und sorgten nicht nur mit ihrer rosa Funken sprühenden Showeinlage für Begeisterung. Bei der Auslosung am Nachmittag hatten sie die Startnummer fünf gezogen. Während die anderen Teilnehmer nach und nach ihre Anspannung abschütteln und den Abend genießen konnten, mussten sie bis in die späten Abendstunden ausharren. Doch das Warten hatte sich nicht nur für die mitgereisten Damen von Radio Klangbrett gelohnt. Schon im Vorfeld hatte das Gespann intensive Probenarbeit angekündigt. Vom Ergebnis konnten sich jetzt Jury und Publikum gleichermaßen überzeugen. Mit „Go Go Dancing“ begannen die Vier ihr Set, das in den darauffolgenden 30 Minuten auch den letzten Gast in Bewegung versetzte.

 
„Shaky Foundation“ sind in Hammelburg bereits gern gesehene Gäste. Das Publikum hing von Beginn an regelrecht an ihren Lippen. (Foto: Musikini)

Echte Rock'n'Roller treffen auf sensible Schöngeister

Zuvor hatten ihre Mitstreiter allerdings ganze Arbeit geleistet. „Shaky Foundation“ aus Würzburg, die den Reigen mit sanften, atmosphärischen Klängen eröffnet haben, konnten sich am Ende immerhin über Platz zwei im Gesamtklassement freuen. Die jüngste Truppe im Rennen kann mit ihrem Preis nun das Thema Weiterbildung angehen. Von SET – School of Entertainment & Technology GmbH winkt ihnen ein so genannter myKurs im Wert von 600 Euro. Je nach Interessengebiet, geht es dann in einem halbjährigen Online-Kurs um Musikproduktion, Musikmanagement oder Webdesign. Triumphieren konnte auch die optisch auffälligste Band des Abends. „Rustinal“ aus München zogen ihr Glam-Rock-Konzept konsequent durch und landeten schließlich auf Rang drei. Ihre Outfits als auch ihre Musik katapultierte das Publikum auf direktem Weg und natürlich mit stilecht wehenden Mähnen zurück in die 80er Jahre. Belohnt wurden die waschechten Rock'n'Roller entsprechend. Mit zwei weiteren Formationen dürfen sie erneut das Wasserhaus zum Beben bringen.

 
„Rustinal“ galten nicht nur innerhalb des Organisationsteams als die Gute-Laune-Garanten des „local heroes“-Landesfinales. (Foto: Musikini)

Nicht zu vergessen natürlich „Drown In Grace“: Die Startnummer zwei im „local heroes Bayern“-Landesfinale sorgte für den wohl krassesten Szenenwechsel des Abends. Schon im Vorfeld hatten sie der Musikini-Redaktion angekündigt, in welche Richtung ihr Auftritt gehen würde. Das ist kein Job für Introvertierte. Hier sind Rampensäue gefragt, so ihr Credo. Umgesetzt haben Benjamin, Maximilian, Batyi und Benjamin Nummer zwei nicht nur diesen Vorsatz auf ganzer Linie. Das Team aus Coburg ließ mit ihrem Alternametal die Wände des Wasserhauses ordentlich wackeln und sogleich einer weiteren These „schmackhafte“ Taten folgen: Danach gefragt, warum ausgerechnet sie für das Bundesfinale prädestiniert wären, antworteten die jungen Herren: „Weil es in Coburg die besten Bratwürste in ganz Bayern gibt!“ Gesagt, getan. Selbstverständlich hatten sie selbige mitgebracht und überzeugten die Menge noch während des Auftritts von den kulinarischen Qualitäten ihrer Heimatstadt.

 
Kraftvoll pressten „Drown in Grace“ ihren Sound in den Raum. Obschon „local heroes“ für sie völliges Neuland war, hinterließen sie eindrucksvolle musikalische Fußspuren. (Foto: Musikini)

Apropos Heimatstadt, oder zumindest fast: Erstmals war in diesem Jahr eine Truppe aus dem direkten Umfeld der Musikini mit von der Partie. Die Kissinger Band „Raw Idol“, die übrigens nicht nur jede Menge Energie, sondern auch das einzige Mädel mit in den Wettbewerb brachten, schafften es zwar leider nicht aufs Treppchen. Mit ihrem Set von „Nocturnal“ bis hin zu „Ferry“ bewiesen Julia und ihre Mannen aber einmal mehr: Bayern ist viel... und vor allem einiges mehr als nur Blasmusik!

 
Vier Männer und eine zarte Dame: „Raw Idol“ aus Bad Kissingen sind eingefleischten Szenegängern schon längst ein Begriff – natürlich auch in Hammelburg. (Foto: Musikini)

Letzter Schliff an Objektivität: Die Fachjury entscheidet zu 60 Prozent

Das Publikum zeigte sich begeistert. Immerhin, nicht nur „Raw Idol“ lieferte ihnen in dieser Nacht Spiel, Spaß, Spannung und jede Menge Unterhaltung – quer durch einen bunten Strauß unterschiedlicher Musikstile. Mit 40 Prozent fiel am Ende dann auch ihr Gesamteindruck ins Gewicht. Um wirklich fair abzustimmen, wurden die zahlreich anwesenden Gäste gebeten, sich via Erst- und Zweitstimme zu Wort zu melden. Für den letzten Schliff an Objektivität sorgte auch in diesem Jahr die Fachjury, deren Entscheidung mit 60 Prozent ins Gewicht fiel. Mit dabei waren erneut Steffi Groß von der MainPop Geschäftsstelle, Joachim Schulz von inConerts/tunefish entertainment Würzburg, der Bamberger HipHop-Producer und DJ Alexander Döbereiner alias Scratch Dee (Pyromusic) sowie Christof Hirt Vorsitzender der VPBy. Neu in der Runde aufgenommen wurde Lukas Erhard von „... und ab geht die Lutzi!“.

 
Aufatmen nach getaner Arbeit: Die "local heroes"-Jury freut sich mit den diesjährigen Preisträgern. (Foto: Musikini)

Zwar stimmte am Ende jeder der Fachleute für sich. Hart diskutiert wurde im Juryzimmer des Wasserhauses dennoch. Die Runde hatte es nicht leicht. „Was wir alle festgestellt haben war, dass es im Vergleich zum letzten Jahr nicht so einfach war“, bringt Scratch Dee die Grundstimmung auf den Punkt. Alle seien recht weit vorne gewesen. Eine klare Linie von eins bis sechs nach dem Schulnotensystem sei nicht möglich gewesen. „Dieses Jahr war das Niveau insgesamt gut“, meint auch Jojo Schulz. Besonders ins Auge stach der Jury 2013 so mancher Leadgitarrist, aber zum Beispiel auch ausgereifte Chorgesänge der ein oder anderen Truppe. Auf der anderen Seite würde man in Zukunft gerne noch etwas mehr musikalische Vielfalt etwa in Form einer Hip Hop-Combo sehen. Auch den ein oder anderen Rat gab es von den Branchenkennern in Richtung Nachwuchs: „Ganz wichtig ist es, etwas eigenes zu entwickeln“, rät die Runde. Derzeit seien viele Bands regelrecht „gleichgeschaltet“. Natürlich hätten sich viele Dinge über die Jahre entwickelt und würden auch funktionieren. Doch das werde als gegeben hingenommen und nur noch so perfekt wie möglich umgesetzt. Natürlich könnten die jungen Musiker das Rad nicht neu erfinden, gestehen sie zu. Doch das, was derzeit geboten werde, finde eben auf bereits zu ausgetretenen Pfaden statt. Angefangen werden müsse hier jedoch an der Basis. Es gelte, wieder einen guten Sound zu schaffen, so Jojo Schulz. „Und dann muss es natürlich grooven!“ Ausgelernt, darauf legen sie allesamt allergrößten Wert, hätten jedoch auch sie nicht. Jeden Tag würden sie Neues kennen lernen. Das müsse auch für den Nachwuchs gelten.

 
Ausrutscher "nach unten" gab es in diesem Jahr nicht. Für die Jury war es dennoch keine leichte Entscheidung. (Foto: Musikini)

Gut funktioniere das übrigens bei den letztjährigen Gewinnern: „Hyrax“ aus Nürnberg ist der Runde absolut im Gedächtnis geblieben. Noch immer, so wird schnell klar, haben die Experten diese Truppe „auf dem Schirm“. Folgeauftritte, etwa in der Würzburger Posthalle, hat es bereits gegeben.

„Supportet Eure local heroes!“

(Fast) rundum zufrieden fällt auch das Fazit der ehrenamtlichen Helfer im Hintergrund aus. Musikalisch gab es keine Klagen. Auch die Stimmung sei großartig gewesen. Zwar war die Veranstaltung insgesamt gut besucht. Dennoch hätte man sich sehr gefreut, gerade noch mehr einheimische Gäste im Wasserhaus begrüßen zu dürfen. Schade findet das Team auch das Ausscheiden der sechsten Band im Bund. „Ace At The Second Service“ hatten es eigentlich auf Anhieb in die Top 6 geschafft. Probleme mit dem Drummer machten der Crew aus Straubing aber einen dicken Strich durch die Rechnung, die letztlich auch das Aus der Band bedeuteten. „Wir bedauern eine solche Bandauflösung immer sehr. Bedeutet das doch eine vielversprechende Nachwuchsband weniger in Bayern. Leider fiel die Entscheidung der Band jedoch äußerst kurzfristig, sodass es keine Möglichkeit mehr gab, eine andere nominierte Truppe nachrücken zu lassen“, so das Team.

 
Die "local heroes"-Bayern-Familie 2013: So bunt wie die bayerische Musiklandschaft selbst, präsentierten sich auch die Teilnehmer im Wasserhaus. (Foto: Musikini)

Nun richtet sich der Blick des Organisationsteams jedoch gen Bundesfinale am 9. November in Salzwedel. Die Runde ist optimistisch, ähnlich gut wie im vergangenen Jahr einzusteigen. Immerhin erreichte man schon beim Debüt gleich Rang vier in der Gesamtjurywertung. Bis es soweit ist, geben sie ihrem musikalischen Nachwuchs, aber auch dem Publikum eine „Hausaufgabe“ mit auf den Weg: „Supportet Eure local heroes! Geht mit offenen Augen vor die Tür, entdeckt die Musikszene in Eurer Stadt und seid gespannt auf das, was aus Euren eigenen Kellern und nicht aus dem iPod kommt.“

Bilder vom Landesfinale gibt es hier: 
http://musikini.de/bildergalerie/category/354-local-heroes-landesfinale-bayern-2013.html

Und hier nocheinmal die Sieger im Überblick:

 
750 Euro von der Raiba Hammelburg und obendrein die Teilnahme am local heroes-Bundesfinale in Salzwedel: Für The Govenors aus Aschaffenburg war der vergangene Samstagabend ein voller Erfolg (Foto: Musikini)

 
Für Shaky Foundation kam der zweite Platz genau richtig. Die jungen Abiturienten dürfen sich dank ihres myKurs-Gewinns gleich in die Weiterbildung stürzen. (Foto: Musikini)

 
Nicht nur ihre Outfits sorgten in Hammelburg für Begeisterungsstürme. Rustinal aus München dürfen in der Weinstadt erneut so richtig "auf die Sahne" hauen. (Foto: Musikini)

Text: Nicole Oppelt

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